1.8.2016. Geheimtipps gibt es überall. Das sind Sehnsuchtsorte, die nicht jeder kennt. In den Großstädten häufen sie sich. Manchmal sind es nur winzige Absturzkneipen („Boazn“), in denen es zu ungewöhnlichen Treffen kommt. Oder die Hinterlassenschaften eines früheren Prominentenlokals, das nur noch aus einer schmalen Theke mit acht Barhockern besteht, aber in goldgerahmten Bildern die Gesichter einer längst versunkenen Zeit zeigt: Marlene Dietrich. Josephine Baker. Maria Callas. Und zwei Gäste steigern sich in heftiger Kritik an der jetzigen Bundesregierung, die keine Rätsel löst, sondern immer neue schafft, mit einem täglich verpulverten Milliardenaufwand für unkontrollierte Flüchtlingsströme, für die grotesken Maßnahmen der europäischen Zentralbank (EZB) und einem Berg von anderen Problemen, begleitet vom zementierten Dauerlächeln der unfähigen Kanzlerin Merkel („Wir schaffen das“).
Ein älterer Gast, im leichten Sommeranzug, war Journalist und Musikexperte. Er geht überhaupt nicht mehr ins Theater, wegen der wilden Exzesse der Regisseur-Chaoten und der zweitklassigen Stimmen, kannte aber die Leuchtsterne der Sechziger Jahre persönlich, die Dirigenten Karl Böhm, Giuseppe Patané, erlebte unvergessene Sänger wie Fritz Wunderlich und Mario del Monaco, war auch befreundet mit dem berühmten Regisseur Walter Felsenstein. Natürlich gab es auch Klatsch und Tratsch, über Probleme eines bekannten New Yorker Dirigenten und eines Münchner Tenors, der in jungen Jahren bei der Staatsoper vorsang und beim Gärtnerplatztheater, aber von beiden Häusern abgelehnt wurde. Wer darüber entscheidet, kann nicht musikalisch sein. Die Gründe liegen im sachfremden Bereich der Machtpolitik. Die früheren Chefs der Münchner Philharmoniker, James Levine und Christian Thielemann, durften jedenfalls niemals an der Staatsoper dirigieren. Ihrem aktueller Nachfolger, dem angesehenen Russen Valery Gergiev, dürfte wohl das gleiche Schicksal blühen.
Im Gedankenaustausch mit kenntnisreichen Gesprächspartnern, egal zu welchem Thema, entfaltet sich ein ganzes Panorama voller Glanz und Farben. Wie es nicht selten ist in alten Aufzeichnungen historischer Ereignisse. Man kann sich dann die teuren Opernkarten sparen, die engen Sitze und das hustende Publikum, ohne abgelenkt zu werden bei der Konzentration auf das Werk selbst. .
Am letzten Samstag übertrug das Kulturprogramm „3sat“, die Aufzeichnung der diesjährigen Bayreuther Parsifal-Premiere. Eine halbe Stunde habe ich mir den Unsinn geduldig angeschaut und dann umgeschaltet auf die farbenprächtige Verfilmung von Mussorgskys „Boris Godunow“ aus dem Jahr 1954.
„Die höchste Macht ist mein“. Damit beginnt in der Krönungsszene der neue Zar Boris seine Ansprache an das Volk. Trotzdem wird ihm die Herrschaft bald entrissen. Dieses Drama hat die russische Regisseurin Vera Stroyeva im eindringlichen Stil des unsterblichen Meisters Sergej Eisenstein („Iwan der Schreckliche“) gestaltet, mit unglaublichen Bildern..
Hier kann man den vollständigen Film sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=fyeHCTGwaG4
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