21.9.2015. Die hässlichen, zubetonierten Außenbezirke der Großstadt öffnen sich. Im Dunst am Horizont nähert sich ganz langsam das mächtige Hochgebirge, auf Landstraßen durch alte Bauernlandschaften. Die Seilbahn gleitet in fünfzehn Minuten auf 1.500 Meter Höhe. Dort gibt ein Panorama-Restaurant den Blick frei auf alle Himmelsrichtungen der wellenförmigen Bergmassive. Schmale Wanderwege ziehen sich dahin, trotz eines frischen Winds wärmt die Mittagssonne. Die Tölzer Hütte ist ein altes Blockhaus mit dunkler Holzvertäfelung und zwei kleinen Stuben für die Gäste. Dann schlägt rasch das Wetter um. Schwarzgraue Wolken ziehen auf. Sogar ein dichter Nebel verhüllt den Gipfel. Ein kräftiger, eiskalter Sturm zieht auf, schüttelt das Laub im düster grauen Licht. Wechselnde Stimmungen, vom Menschen nicht beeinflussbar. Zeichen aus der Zeit vom Anfang aller Dinge. Gedanken kreisen, vereinen sich lebhaft zu Phantasiegebäuden aus alten Sagen, Märchen, bis die Stille vorbereitet auf einen anderen, unbekannten Tag.
So wuchsen in Jahrtausenden neue Welten auf dem Fundament der alten. Spannungen erzeugten Brüche, andere Formen. Ideen schufen schlaue Apparate und Maschinen, lüfteten die Köpfe von Nebensachen, für finstere Spannungen und hellere Horizonte. In der Baukunst, in den hohen Säulen, bunten Fenstern mittelalterlicher Kathedralen verbergen sich die Zeichen noch viel größerer Mächte, eines Echos aus dem Universum. Diese Wunderwerke verweigern sich dem schnöden, gierigen Blick, verschließen ihr Geheimnis hinter den geheimnisvollen Türen, wo unbekannte Pflanzen wuchern in endlosen Gärten, und die Labyrinthe sich weit öffnen zu den Toren des Paradieses.
So klingt es in Anton Bruckners Neunter Sinfonie: