Alte Freunde

12.6.2021. Ein eigener Garten verzaubert auch an verschneiten Wintertagen, Im Hochsommer noch mehr, vor Allem fern von den Großstadt-Zentren. Auf dem Lande verbringen manche Besitzer ihre ganze Freizeit im Garten.  Meine Eltern hatten dort  eine einzelne saubere Grasfläche, auch für Tische und Stühle abends. Der Rest durfte wachsen wie er wollte. Das Gras, die Obstbäume, die großen Sonnenblumen. Für Kinder war die Sichtweite begrenzt, ein Abenteuer, und die Freunde aus der Nachbarschaft liebten das auch. Sie kamen aus Arbeiterfamilien und mussten mit vierzehn Jahren ihre erste Handwerkerlehre beginnen. Dabei verlor man sie aus den Augen. Kein Grund zur Trauer, so ähnlich ging es ja weiter. Bis zum Abitur wurden zwar die Unterrichtsthemen anspruchsvoller und auch die Gesprächspartner. Aber im Beruf vermischte sich danach Alles. Eine hitzige Mischung entstand, aus Geldgier, Machtphantasien und versteckter Hinterhältigkeit. Vermeiden konnte man das, wenn man den Meisten einfach aus dem Weg ging. Das waren „Amigos“ (falsche Freunde) im Klüngel, der verbündeten Vetternwirtschaft, die fester zusammenhielt als Blutsverwandtschaft.

Ein Wundermittel dagegen heißt „Loslassen!“. Wer nicht zusammenpasst, sollte sich schnell trennen. Das kann schwierig sein, aber auch Berufskollegen hält man fern, mit eigenen Auswärts-Terminen und fest abgeschlossenen Büro-Schreibtischen. Wer verheiratet ist, kann sich scheiden lassen, aber dann könnnen Rache-Dramen beginnen, mit Lügen, bösartiger Phantasie und Verbreitung von falschen Informationen. Desinformation heißt das in der Politik, und mit dieser Strategie kann man lange an der Macht bleiben und findet dabei genug alte Freunde. Gerichtsakten sind voll davon, trotzdem werden die ungenießbaren Rezepte immer wieder ausprobiert. Die Sozialen Netzwerke wie Facebook sind voll davon. Sehr wirkungsvoll ist das recht neue „Netz-Durchsetzungs-Gesetz“. Alle Beleidigungen, Verleumdungen, Verfolgungsjagden können nicht nur angezeigt werden. Die Polizei ist verpflichtet, jedem Einzelfall nachzugehen. Ein Allheil-Mittel ist die Sammel-Klage. Mehrere Betroffene können sich einen Rechtsanwalt nehmen, sie teilen gemeinsam die Kosten und auch die hohen Entschädigungszahlungen. Das schreckt ab.

Noch besser ist die Vorbeugung. Moderatoren müssen in Diskussionen zur Pflicht werden, die gegen Kriminelle Warnungen aussprechen oder sie weitermelden. Das geht Alles jetzt schon, wird aber viel zu wenig angewendet. Das Netz wird dadurch nicht fleckenlos sauber, aber klarer und durchsichtiger, denn selbst unter den dicksten Freunden spricht sich das herum.

Dabei sind auch Whistleblower sehr gefährlich. Sie sitzen unauffällig, mitten in großen Firmen, speichern deren Missetaten auf CDs und senden sie an die Presse oder die Straf-Behörden. Finanzminister Olaf Scholz hat jetzt voll zugelangt und eine CD ohne Absender  gekauft, mit Details über Steuerverstecke. im Ausland. Die neueste Meldung dazu: „Ein anonymer Informant beschaffte Daten über Tausende Deutsche, die in Dubai Vermögenswerte besitzen. Scholz:   „Das Bundeszentralamt für Steuern hat auf meine Veranlassung hin eine CD beschafft, auf der steuerlich relevante Daten aus dem Emirat Dubai enthalten sind“, sagte er in Berlin. Diese Daten würden bald von den Ländern ausgewertet. Es gehe darum, mögliche Straftaten wie Steuerbetrug aufzudecken.“ Diese öffentliche Warnung der Steuerfahnder hätte es sicherlich nicht geben, wenn sie nicht längst schon sattelfeste Beweise gesichert haben.

So zerplatzen große Märchenträume aus Tausendundeiner Nacht. Solche Fälle gibt es schon sehr lange. Deshalb ist es erstaunlich, dass sie immer noch passieren.

Ein Wundermittel dagegen wurde schon weiter oben genannt: „Loslassen!“ Kontakte zu falschen Freunden vermeiden, auch wenn es alte Freunde sind. Auch Fremde erkennt man an ihren Auffälligkeiten: Übertriebene Freundlichkeit, um Informationen zu sammeln. Ständige Unruhe, hinter der sich innere Störungen verstecken. Widersprüche in Gesprächen, die  Charakterfehler verraten. Aufdringlichkeit. Einmischung.

Jeder erlebt das. Aber nicht Jeder versteht es. Ein blendendes, strahlendes Licht kann auch Blendung sein. Ein Täuschungsmanöver.

Betroffen ist davon nur eine Minderheit, die aber immer wieder auffällt. Selbst erfahrene Münchner Lokaljournalisten merken das nicht sofort, und man staunt über ihre Tischgefährten, wenn sie dabei auch noch sehr laut reden. Also auffällig sind. Aber das führt jetzt auf Seitenwege. Einmal stellte sich mir ein Musikfreund als Redakteur einer bekannten Zeitung vor. Aber dann tauchte er im Fernsehen als Schauspieler auf. Das haben die hart arbeitenden, guten Schauspieler auch nicht verdient.

Damit soll Niemandem die gute Laune verdorben werden. Aber das geschieht, zwangsläufig dann, wenn man nicht aufpasst. Und darum fehlen die besten Rezepte dazu, in   den anderen Kochbüchern, die einfach nur lecker aussehen und gut schmecken sollen. Und sonst gar nichts.

Bruckners dritte Sinfonie erinnert an das Hochgebirge, und die folgende Aufnahme zeigt verschneite Gletscher. Wenn sie schmelzen, überfluten sie das Land. Aber auf den Gipfeln gibt es Ruhe und Klarheit, auch ein wichtiges Ziel:

https://www.youtube.com/watch?v=3W5r0C3lxDg

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