23.8.2021. Viele alten Sprüche sind kalter Schnee von gestern. Sogar wenn sich im Lauf der Jahre überflüssiger Ärger steigert, versteht man damit auch die Welt besser, kann sogar in das ferne Universum hineinschauen. Natürlich nur mit technischer Unterstützung durch Weltraumkameras. Die Technik steigert sich immer mehr, wird immer genauer und löst schwierige Probleme. Aber wenn man sie übertrieben und engstirnig anwendet, melden sich ganz andere Schwierigkeiten. Sie werden hier ständig genau beschrieben, auch solche tieferen Ursachen, die mit Technik nicht viel zu tun haben.
Das ist eine Goldgrube der Zukunft: Eine neue Technik kann man zwar immer besser nutzen, aber sie hat trotzdem Grenzen. Mauern, die sich mit keiner Maschine durchbrechen lassen.
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) fand dafür die unübertreffliche Formel. Am 12.7.21 habe ich einen Artikel geschrieben, zum Thema „Nietzsches Umwertung aller Werte“ :
https://luft.mind-panorama.de/nietzsches-umwertung-aller-werte/
Das ist ein bekanntes Sprichwort: „Was mich nicht umbringt, macht mich stark.“ Aber genau dabei wird Niertzsches Formulierung oft missverstanden. Zitat vom 12.7.21: „Ersetzt man hier das Wort „Stärke“ durch „Härte“, bekommt der Satz einen ganz anderen Sinn. Härte ist eine körperliche Kategorie, aber Stärke bedeutet Gedankenkraft und Energie.“
Ein Hauptwerk von Nietzsche ist „Also sprach Zarathustra“. Die beliebte Vertonung von Richard Strauss wird oft in Konzerten gespielt. Eine zentrale Idee in dem Buch ist der „Ewige-Wiederkunfts-Gedanke“, also die Lehre des Buddhismus. Kerngedanke ist das Scheitern, der Misserfolg von wichtigen Lebens-Planungen. Unerfüllte Hoffnungen, Zeitverschwendung und am Ende ein unerreichbarer Sieg. Also der dauernde Gegensatz zwischen dem freien Einzelnen und der gehorsam angepassten Masse, die Nietzsche als lenkbares und persönlich gesichtsloses „Herdentier“ bezeichnet. Dann, im zweiten Teil, „Von den Taranteln“ (Giftspinnen), schreibt er sogar über den „Geist der Rache“ an anderen, für eigene Misserfolge und Niederlagen. Er nennt das einen schweren Irrtum, einen gefährlichen Fehler, einen Irrweg. Dannzeigt er die Lösung: „Drei Verwandlungen des Geistes nenne ich euch: Wie der Geist zum Kamel wird. Danach wird das Kamel zum Löwen. Und zum Kind wird zuletzt der Löwe.“ Übersetzt: Der Geist ist geduldig, wie ein Kamel. Der Löwe ist das mutige Recht, sich selbst neue Werte anzueignen, auch gegen mächtige Widerstände. Nietzsche: „Das ist die größte Beute, für einen starken und ehrfürchtigen Geist.“ Das Kind, als Abschluss, ist die persönliche Rückkehr in einen Urzustand, in dem Alles neu beginnt. Die Idee der ewigen Wiederkehr.“
Das Alles klingt theoretisch und abstrakt, aber Nietzsches heftige Sprache ist voll glühender Bilder. Seine persönliche Leidenschaft und Bewunderung für Richard Wagners Werke schlug, aus sehr privaten Gründen, in tiefen Hass um. Das lässt sich jetzt nicht in einem knappen Nebensatz erklären, ist aber ausführlich noch geplant. In seiner Zeit des Abscheus und des Hasses schrieb Nietzsche harte, vernichtende Sätze wie „Das Lohengrin-Vorspiel klingt wie ein summender Teekessel“ oder er lästerte über den „Zirkus Walküre“, mit den vorbei reitenden Pferden. Aber wenn er so extrem wurde, war er auch besonders scharfsinnig, im Guten wie im Bösen.
Wer offen kritisiert, wie es auch hier geschieht, hat Feinde. Aber es kommt darauf an. Nietzsche nennt sie „Taranteln“ (Giftschlangen). Sie sind besessen von Rache-Gedanken, weil sie ihre Ziele nicht erreichen. Ich habe überhaupt keine Rache-Gedanken, kann aber viele ungelöste Probleme erkennen und Vorschläge zu ihrer Beendigung machen. Das ist schon oft hier geschehen.
In allen Hauptsachen widerrief Zarathustras „Bote“ seine Mitteilungen nicht, wie Merkur, der antike Götter-Bote. Aber manche Ideen bekamen einen anderen Rahmen, einen inneren Zusammenhang, der vorher nicht so deutlich war. Das Gesamtbild änderte sich nicht.
Der tatsächliche Zarathustra war ein Priester, ein Glaubensverkünder und lebte vor dreitausend Jahren im Orient, im Iran. Vor fünf Jahren, am 6.3.2016 schrieb ich den Artikel „Ex oriente lux“ (Aus dem Osten kommt das Licht) :
https://luft.mind-panorama.de/ex-oriente-lux/
Zitat: „Zoroaster (Zarathustra) lebte vor dreitausend Jahren im Iran und gründete eine Religion, die auf viele Nachbarländer starken Einfluss hatte. Seine Gedanken begeisterten und inspirierten sogar den Philosophen Friedrich Nietzsche (1844 – 1900), im Hauptwerk „Also sprach Zarathustra“. Hammurabi (1792 – 1750 v. Chr.) war auch ein König, im bereits erwähnten Mesopotamien. Er schuf die älteste vollständig erhaltene Rechtssammlung, den Codex Hammurabi, mit 282 Gesetzesparagraphen. Dort sind Recht und Unrecht klar definiert, so gilt es auch bis heute.“
Hier hört man „Also sprach Zarathustra“, von Richard Strauss. Es beginnt mit einer triumphierenden Fanfare, Trompete, Orgel und großem Orchester. Und dazu passenden Bilden hier:
https://www.youtube.com/watch?v=IFPwm0e_K98
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