Arnold Schönbergs Gurre-Lieder

7.01.2016. Kürzlich zeigte mir ein phantasievoller Gesprächspartner ein farbenprächtige privates  Ölbild, das aufgebaut war wie ein Tryptichon, ein dreiteiliges kirchliches Altarbild. Ganz oben sah man einen dunkelblauen Fluss, der umrankt war von einer saftigen grünen Hecke. Der dunkle Blauton des Wassers könnte aber auch eine Anspielung auf die Farbe des wolkenlosen Himmels sein, der die Erde mit dem Universum verbindet.

In der Mitte war eine blühende Wiese mit zwei Kindern, einem Jungen und einem Mädchen, das Zeichen der Menschen, die sich noch entwickeln und lernen müssen.

Die unteren zwei Drittel des Ölbilds bestanden aus einem bunten Blumenmeer. Ob die Malerin Sigmund Freud kannte, weiß ich nicht, aber sie hatte aus eigenem Antrieb sein Bewusstseinsmodell in ein faszinierende Bild verwandelt: Oben das Über-Ich, die Einflüsse der Umgebung und des ätherischen Geistes, die vor uns waren, wie die großen Denker der Antike. In der Mitte das persönliche Ich, die Wahrnehmung der eigenen Realität. Und darunter das Unterbewusstsein, das alle Erinnerungen, Enttäuschungen speichert und das Handeln steuert. Freud sagte dazu: „Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus.“ Das heißt: Unterschiedliche Einflüsse bewegen die Aktivitäten jeder individuellen Persönlichkeit.

Dieses Bild ist vermutlich nicht intellektuell ausgeklügelt worden, sondern spiegelt wie die Musik das Innenleben. Einer, der diese Gesetze umstoßen wollte, war Arnold Schönberg. Er entwickelte die Zwölftonmusik, die nach festen logischen Regeln aufgebaut und nicht Jedem zugänglich ist. Der junge Schönberg hat jedoch etwas ganz anderes gewagt. Er versuchte, die hoch romantische Ekstase von Wagners „Tristan und Isolde“ zu übertreffen. Darüber habe ich in einem anderen Blog vor ein paar Jahren geschrieben:

„Gurre-Lieder“

http://mind-panorama.de/website-tiefer-klang/schoenberg,-gurrelieder.html

In diesem Frühwerk beweist Schönberg, dass  Gefühl und Verstand eine Einheit sind. Dass er später eine kühl kalkulierte, dominierende musikalische Logik in der Zwölftonmusik entwickelt, hat seinem Schaffen nicht unbedingt gut getan. Denn zu den ständig auf der ganzen Welt gespielten Klassikern wie Mozart, Beethoven und Schubert gehört er leider nicht.

Hier kann man die Gurre-Lieder hören:

https://www.youtube.com/watch?v=i0j7QCnQmd8

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