Babuschka und Matroschka

22.9.2020. Babuschka bedeutet in Russland „Väterchen“. Das ist auch der strenge, lang dauernde Winter, „Väterchen Frost“. Und Matroschka, Mütterchen ist Russland selbst. Matroschka nennt man lächelnde Puppen aus Holz, die in unterschiedlicher Größe so ineinander gesteckt werden können, dass daraus eine einzige größere Figur wird. Russland wurde im letzten Weltkrieg von seinen Gegner so sehr abgelehnt, dass man sogar von „Untermenschen“ sprach, also niedrigen Geschöpfen. Der damalige Leiter der militärischen Abteilung „Fremde Heere Ost“ in der Reichswehr, wurde schon ein paar Jahre nach Kriegsende zum Präsidenten einer wichtigen westdeutschen Behörde.

Tatsache ist es aber, dass die Russen Menschen wie alle Anderen sind. Das klingt banal und belanglos, war aber nicht immer so selbstverständlich wie es ist. Die Folgen mussten vor Allem die Russen selbst ertragen. Eine fremde Sprache, unbekannte Traditionen, nach dem letzten Kriegsende ein selbstbewusstes, aktives politische System, das aber seit dreißig Jahren mit allen Satelliten Vergangenheit ist. Die bis zur Oktoberrevoution bekämpften und verjagten Zaren sind heute eine wertvolle Erinnerung an das mächtige Reich, das mit Peter dem Großen (1672 -1725) die ganze Welt erstaunte.

Heute sind die unangreifbaren Alleinherrscher der aussterbenden Monarchien völlig entmachtet und werden nur bei guten Leistungen noch wohlwollend geduldet.

Selbst Stalin beging den Fehler, seinem Gegner Hitler zunächst zu vertrauen. Er ordnete sogar an, dass der berühmte Filmregisseur Sergej Eisenstein im Moskauer Bolschoi-Theater Wagners „Walküre“ inszenierte, also den Lieblingskomponisten seines späteren Todfeindes.

Seit Mai 2000 ist der heute achtundsechzigjährige Wladimir Putin Präsident de russischen Republik. In Deutschland erlebte er vorher hautnah den Zusammenbruch der ostdeutschen DDR mit. In Moskau entmachtete er auch einige Milliardäre (Oligarchen), die sich sebst überschätzten. Befreundet ist er mit dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder. Bei Putins Geburtstagsfeier im Kreml war er der Erste in einer langen Warteschlange, der Putin gratulieren durfte. Gut versteht er sich auch mit Valeri Gergiev, dem Chefdirigenten des Petersburger Marinski-Theaters und seit fünf Jahren Leiter der stadteigenen Münchner Philharmoniker.

Trotz aller Anstrengungen ist der größte Flächenstaat der Erde in einigen Schwierigkeiten. Zum Teil unfreiwillige Erbschaften aus früheren Krisen der Vergangenheit.

Wichtiger sind die offenen Fälle. Unlösbar war bisher das Problem des strengen Dauerfrosts, der die Nutzung wertvoller Bodenschätze und den Ausbau großer Industrien bremst. Hier wird sich die Technik noch weiter entwickeln. Ein ideales Beispiel sind die Fabriken und kreativen Aufbaumöglichketen in der Computer-Industrie.

Steigerungsfähig sind auch die Möglichkeiten alter Traditionen. Bücher, Kleidung, Volksfeste, sanierte und restaurierte Städte. Prunkvolle Kirchen und die geheimnisvolle russisch-orthodoxe Musik können viele Besucher ins Land bringen, die auch weite, unberührte Landschaften im Lauf der Jahreszeiten schätzen und die noch nicht zersiedelt und architektonisch mit Bilig-Material zugemüllt sind.

Die kleinliche Kritik an Putin unterschätzt seine Wichtigkeit. Er ist auf vielen Gebieten sachkundig, denkt scharf und hört auf Berater, die sich nicht wichtig machen. Er spricht seit seiner Jugend fließend deutsch. Aber mit Einigen würde er sich nicht einmal auf Englisch unterhalten. Darüber kann man sich freuen.

Der Don Kosaken-Chor singt russische Lieder:

https://www.youtube.com/watch?v=B38fAnDwe7A

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