Bilder von gestern

16.5.2021. Originalbilder können unbezahlbar sein. Kopien von Hand sind auch teuer, aber Farbdrucke haben nur einen geringen materiellenWert. In der Erinnerung gelten andere Gesetze. Fotos aus der Kindheit sind unwiederholbar. Filme lassen sich so sorgfältig restaurieren, als wären sie erst gestern entstanden, auch Schwarzweiß-Abzüge leuchten mittlerweile in allen Farben. Blättert man darin, erweitern sie sich um die Situationen von damals. Personen. Orte. Gespräche. Manchmal werden sie sogar noch stärker, denn viele Nebensachen sind längst im Abgrund des Vergessens verschwunden.

Zum Beispiel bei den Fotos aus der Kindheit. Schaut man sie an, sieht man Dinge, die längst verschwunden sind und auch niemals zurück kommen. Aber aus den Resten wachsen von selbst ganze Abenteuer. Mit Hilfe eines Kalenders oder alter Notizen füllen sich Erinnerungslücken und schlagen Brücken zu vergleichbaren Zeiten, die erst später kamen.

Die stärkste Zeit lag zwischen meinem 21. Lebensjahr und dem September 1987. Das lief ab in der westfälischen Stadt Münster. Verglichen mit der ganz kleinen Grenzstadt vorher und apäter der Weltstadt München, waren das gewaltige Unterschiede. Aber auch eine Epoche, in der man die Augen weit offen hielt, um die Außenwelt immer genauer zu erforschen und damit die Innenwelt zu bereichern. Das gilt auch für die schlechten Erfahrungen. Noch nie habe ich die Eigenarten der Menschen besser kennengelernt. Ein schlechter Charakter ist angeboren, er ändert sich nie, wird aber bei seinen Täuschungsmanövern immer raffinierter, fällt auch immer heftiger auf, bis Jeder, der durchblickt, einfach verschwindet.

Aber man kann trainieren, wie man das ausblendet, wie bei einer Filmszene, die Zuschauer dann veranlasst, das Kino schnell  zu verlassen. Bei den Unterhaltungsfilmen herrscht eine echte Krise mit vielen Ursachen, aber Gespräche mit Betroffenen gehen oft ins Leere oder enden mit einem wortlosen Schulterzucken. Die Gründe dafür  wurden hier schon oft erklärt.

Geändert daran hat sich nicht viel. Schön und Jung wirken von selbst, aber Kenntnisse gehören auch dazu. Die werden dankbar angenommen, aber das Gesamtergebnis ist nicht fett genug. Ein bekannter Münchner Jungschauspieler ist mir im Lauf der Jahre immer wieder über den Weg gelaufen. Jedesmal trug er eine neue Verkleidung und Perücke. Die letzte Begegnung war vor vier Jahren, in einem großen, überfüllten  Kino-Restaurant, mit Monitoren für die nächsten Knaller. Er trug  auf der Leinwand diesmal  nur einen neuen, echten Bart und zeigte seine körperlichen Vorzüge. Dialoge und Handlung waren unterwegs verloren gegangen. Ich hätte ihm das gern erklärt, aber er war ja nur auf der Leinwand zu sehen, bis zum bevorstehenden nächsten Programmwechsel.

Als Jugendlicher bin ich so oft ins Kino gegangen wie ich es mir nur leisten konnte. Vor dreißig Jahren fand in Hollywood eine Konferenz der Spitzenmanager statt, wo alle Weichen neu gestellt werden sollten.

Zu diesem konkreten Thema habe ich am 25.2.21 einen Artikel geschrieben, außerdem insgesamt über dreißig, die man hier findet:

https://luft.mind-panorama.de/?s=Hollywood&x=7&y=12  

Die alten Zeiten ändern sich, vor Allem durch das Internet. Das weiß Jeder, aber die Nachricht ist trotzdem noch nicht so richtig angekommen. Geht man durch München, sieht man den Beweis: Die Nachwuchshoffnungen, die noch nicht entdeckten Stars. Sie sind manchmal sehr scheu und schnell.

Ein Star werden kann man nicht so leicht, wenn man in einem Randgebiet oder einer abgelegenen Gegend aufwächst. Dort gibt es manchmal ein anderes Licht. Die Erkenntnis. Das Verarbeiten von Erfahrungen. Dafür ist auf  der Welt viel Platz, und auch viele Türen dahin sind noch offen.

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