Cheyenne Autumn – der Herbst der Indianer

4.9.2019. John Ford war einer der bedeutendsten Meister des Hollywood-Kinos. In seinen jungen Jahren hat er viele Themen mit Tiefgang und einer starken Atmosphäre behandelt. Dann wandte er sich immer mehr der frühen Besiedlung des nordamerikanischen Westens zu. Seine Helden waren tapfere Weiße, die aus Europa in New York eingewandert waren und eine neue Heimat bis in den fernen Westen suchten. Ford zeigte ein idyllisches Familienleben, den festen Zusammenhalt der ersten Siedler und ihren Kampf gegen die Indianer, die von Ford meistens als unberechenbar und grausam charakterisiert wurden. Sie waren jedoch die viel früher dort lebenden Ureinwohner, lange bevor der Portugiese Kolumbus den Kontinent entdeckte.

In seinem Spätwerk „Cheyenne Autumn“ (Herbst der Cheyenne) versuchte Ford eine Wiedergutmachung. In melancholischer Form gestaltete er das Schicksal der besiegten Indianerstämme und ihr Überleben in den Reservaten, wo der Staat sie mit ihren Familien und Stammesbrüdern konzentriert hatte. Dort wurden sie nicht verfolgt, aber aus angeblichen Sicherheitsgründen an ihrer Bewegungsfreiheit gehindert. Spätere Konzentrationslager in Europa dienten dem Wegsperren von Regimekritikern. John Fords Altersfilm macht einen seltsamen, müden Eindruck und hat wenig von der kämpferischen Kraft seiner berühmten Western mit John Wayne, zum Beispiel „Der schwarze Falke“, dessen Farben und Bilderpracht immer noch faszinieren. Der „Herbst der Cheyenne“ wirkt wie eine Pflichtaufgabe, eine versöhnliche Geste, zu der sich der alternde Regisseur entschlossen hatte.

Vor Jahren fand ich auf einem kleinen Trödelmarkt, der „Auer Dult“, ein Acrylbild, dessen Farben jede Lichtquelle mit kräftiger Leuchtkraft reflektieren. Es zeigt einen jungen Indianer, vor dem Hintergrund eines mächtigen Gebirges in flammendem Abendrot. Er schaut auf einen kleinen, kreisrunden, dunkelblauen Teich, in dem sich der nächtliche Sternenhimmel zeigt.

Die Indianer hatten seit ihren frühesten Anfängen eine eigene Kultur, die mangels moderner Technik und den Veränderungen der fortschreitenden Zivilisation eng mit der Natur verbunden war. Der Kopfschmuck bestand aus mächtigen Adlerfedern. Die Streitaxt diente zur Holzbearbeitung und als Waffe. Das Schlangengift war für tödliche Pfeile oder in kleinerer Dosierung als Medizin. Die schlanken Kegel der Wohnzelte sahen aus wie dünne Pyramidenspitzen. Feuerbestattungen gab es zur restlosen Auflösung der materiellen Dimension. Später wurden sogar die stolzen Namen wie „Sitting Bull“ (Sitzender Bulle) und „Flying Horse“ (Fliegendes Pferd) zu einer Attraktion für durchreisende Touristen vereinfacht.

Die Nähe zur Natur. Die Einheit aller unterschiedlichen Lebensformen bei Pflanzen und Tieren. Dieses Thema beherrscht einen großen Kinofilm, der dokumentarisch wirkt, aber durch die Gestaltung monumentaler Landschaften und einer archaischen, minimalistischen Musik von Pilipp Glass gezielt auf eine einzige große Wirkung hin arbeitet:

Godfrey Reggio schuf im Jahr 1982 „Koyaanisqatsi“. Das Wort aus der Sprache der Hopi-Indianer bedeutet: „Leben, aus der Balance geraten“. Es ist eine Warnung vor der Ausbeutung der Erde durch rücksichtslose Technik. Zu Beginn sieht man die großen Urlandschaften des Grand Canyon in gleißendem Sonnenlicht, ohne Menschen. Später ziehen dunkle Wolken über das Menschengewimmel in den überfüllten Straßen der Großstädte.

Hier kann man den vollständigen Film sehen:

https://www.youtube.com/watch?v=i4MXPIpj5sA& list=PL0860055297FEA6A1

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