7.12.2021. Wer ist Corneliu Murgu? In den Sechziger Jahren habe ich ihn einmal im deutschen Fernsehen erlebt. Er sang eine dramatische Arie aus Verdis „Otello“. Die Wikipedia weiß mehr: „1948 – 2021. Er starb am vor sieben Monaten, am 27.4.21 und war ein rumänischer Opernsänger (Tenor).“
Er hatte viele Freunde, die gern von ihm berichten. Von seiner künstlerische Qualität und seinem spannenden Leben. Einige Bespiele dafür findet man auf YouTube. Dehalb reicht hier, nur ein Hinweis: Ein Auftritt an der Wiener Staatsoper, mit Puccinis „Nessun dorma“ (Keiner schlafe) :
https://www.youtube.com/watch?v=aOBvQokbjQM
Der kurze Film zeigt ein klares Bild von Murgu. Eine stattliche Opern-Erscheinung, die Stimme in Bestform. Es ist ja kein Gerücht, dass die stimmlichen Qualitäten in der Oper stark nachgelassen haben. Seit dreißig Jahren ist die visuelle Optik immer wichtiger geworden, die Veränderung der Bühnenbilder, die schnell ausgetauscht werden können. Viele Nachwuchs-Sänger sangen zu viel Anstrengendes und ruinierten damit ihre empfindlichen Stimmbänder. Unsichtbare, kräfteschonende Mikrofone gab es nur bei Inszenierungen unter freiem Himmel, damit die Zuhörer überhaupt noch etwas hörten, wenn Autos vorbeifuhren.
Doch dafür ist gerade die Oper gar nicht gedacht. Es gibt längst hervorragende Filmaufzeichnungen von den besten Bühnen der Welt. Aber manchmal sehnt man sich zurück nach den ganz alten Zeiten, als es nur Radios gab. Am 11.9.21 schrieb ich hier über die „Steinzeit der Musikaufzeichnungen“ :
https://luft.mind-panorama.de/steinzeit/
Zitat zum ersten Akt von Wagners „Walküre“: „Die Steinzeit-Technik ist unüberhörbar, aber der Ausdruck unübertrefflich. Ein inneres Feuer, das sich immer mehr steigert. Die Bilder vermisst man nicht, weil die Sprache so bildermächtig ist, dass die Phantasie genug Arbeit damit hat. Ein Höhepunkt ist das berühmte „Winterstürme wichen dem Wonnemond“. Vorher springt die Tür der einsamen Waldhütte weit auf.“
Richard Wagner selbst war nach den ersten Bayreuther Festspielen im Jahr 1876 so entsetzt über die Ausstattung und die Kostüme, dass er notierte: „Nachdem ich das unsichtbare Orchester erfunden habe, möchte ich am liebsten auch die unsichtbare Bühne erfinden.“
Dass es trotzdem funktioniert, findet man hier, mit dem Namen seines Enkels „Wieland Wagner“, wenn man das Stichwort eintippt in die Such-Funktion, rechts oben auf dieser Seite. Dann findet man sofort über 70 Artikel zu dem Thema. Noch tiefer unter die Oberfläche führt das Stichwort „Die Deutung der Symbole“, also die Übersetzung der Bildersprache, die schon die alt-ägptischen Pharaonen vor dreitausend Jahren verwendeten.
Wagner klingt oft sehr tiefgründig, voller Pathos, wie man sich die alten Germanen vorstellt. Einige Dirigenten verwechseln das mit Langeweile. Und nichts ist langweiliger als ein schlechter Abend, in jedem großen Musiktheater.
Dass der „Lohengrin sogar italienisch klingen kann, auch wenn die deutsche Sprache dabei verwendet wird, beweist die Gesamtaufnahme, unter der Leitung von Erich Leinsdorf. Hier klingt gar nichts neblig und voller Schatten, sondern wie eine unbekannte Sinfonie aus Neapel. Titelheld Sandor Konya schmachtet in Sehnsucht. Seine neugierige Ehefrau ist Lucine Amara, die honigsüße Töne fließen lässt, als wäre es ein Märchenfilm von Walt Disney. Der böse Telramund (William Dooley) klingt eindringlich und leidenschaftlich. Seine finstere, rachsüchtige Ehefrau (Rita Gorr) bekommt die schärfsten Töne, gellend scharf und wütend. Als Kontrast für die traumhafte Atmosphäre, die alles überflutet. Sonst wäre die Glückseligkeit gar nicht mehr auszuhalten. Der dritte Akt ist unübertrefflich. Das Vorspiel mit dem unsichtbaren Hochzeitsfest. Der überirdische Brautchor. Der Streit zwischen den frisch Verheirateten, ausgerechnet in der Hochzeitsnacht. Das übersteigt schon alle irdischen Dimensionen, man schaut direkt in das Paradies. Geweckt wird man durch den „Aufzug der Heere“, wo Wagner die hohe Kunst der schallenden Trompetenklänge vorführt. Dann noch die Gralserzählung und die Abreise Lohengrins, weil er diese Leute nicht mehr hören und sehen will.
Leider bietet YouTube bisher nur einige Ausschnitte dieser Sternstunde an, aber keine vollständige Gesamtaufnahme. Die soll man nämlich kaufen, aber ich habe sie schon, seit fünfzig Jahren. Sonst wäre mir das Alles längst nicht mehr eingefallen.
Als Trostpflaster empfehlenswert ist Elsas Traum: „Einsam in trüben Tagen“. Wer sich zu Weihnachten einsam fühlt, kann sich dann wieder am Leben freuen:
https://www.youtube.com/watch?v=ZMCJD7swPxs
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