Das alte Haus

25.3.2022. Große Worte sind meistens Wichtigtuerei. Hinter einer aufgeblasenen Hülle steckt gar nichts. Bei Politikern sowieso, und  im Privatleben sollte man Personen meiden, die Auffälligkeiten lieben. Gerade deshalb gilt heute der Satz: Der Blick auf ein altes Foto kann wie der Lichtblitz aus einer fernen Galaxie sein, aus einem anderen Sonnensystem. Jetzt fehlt noch die Begründung. Mit einer normalen Suchmaschine habe ich den Namen einer Gaststätte gesucht, die ich als Kind jeden Tag sah, weil sie mitten in der Stadt war, gegenüber von der katholischen Kirche. Dann war sie plötzlich wieder da, auf einem alten Zeitungsfoto. Im Jahr 1963 hatte sie einen Kleinstadt-Skandal ausgelöst, weil Gäste dem Pfarrer erzählten, was dort für ein Publikum verkehrte. Er schaute selbst nach, ging zur Polizei und zeigte sie an. Wochenlang war der Prozess ein Tagesgespräch, auch die Namen. Was da eigentlich los war, habe ich als Vierzehnjähriger gar nicht verstanden. Erst im Vergleich mit viel späteren Erfahrungen wurde Alles immer deutlicher. In der Kleinstadt gab es auch eine andere Straße,  mit Rotlicht-Bars, die in der ganzen Region bekannt waren und am Wochenende meistens überfüllt. Auch die parallele Bahnhofstraße war so, aber viel diskreter. Als ich 1990 mit einem Freund die alte Heimat besuchte, sprach uns ein alter Türke an. Ob wir Spass suchten, fragte er. Er meinte das Gleiche: Champagner mit freundlichen Damen an der Theke. Zweck des Besuchs war aber nur ein Wiedersehen mit den Plätzen der Kindheit. Und das war, auch aus heutiger Sicht das Wichtigste. Dazu viele Querverbindungen zurSchulzeit und ein Wiedersehen mit den  Orten  von damals: Der Stadtpark, das Freibad und die Landschaften ringsum.

Das Nachbarhaus neben der alten Gaststätte gehörte aber uns. Eine ganz bürgerliche Gaststätte mit unserem Namen. Ein Patenonkel hatte mir schon 1955 einen Anteil davon vererbt. Genutzt wurde das Haus aber nur von Verwandten, die nicht einmal Miete dafür zahlten. Im Jahr 1972 wurde die ganze Altstadt abgerissen und durch langweilige Neubauten ersetzt. Die Verwandten mussten gehen, sie begannen deshalb einen nutzlosen Kleinkrieg, der sich mit ein paar deutlichen Worten beenden ließ. Das von der Stadt neu zugewiesene Haus war eine geschlossene Bank, also musste es renoviert und völlig umgebaut werden. Ohne Kredite ging das nicht. Die Rückzahlungen waren so hoch, dass für den Alltag nur wenig Bargeld übrig blieb. Ein Konzern beherrschte die ganze Rgeion. Er vergab günstige Kredite, dafür durfte man nur seine Waren verkaufen. Solche Knebelverträge („Sklavenhalter-Verträge“) sind heute verboten, weil sie die freie Konkurrenz verhindern. Wir mussten noch damit leben. Bis 1972, dann begann mein erstes Arbeitsjahr in der Großstadt Münster.

Dort bekam ich eine kleine Hausverwaltung, später die Bearbeitung sämtlicher Fahrpläne,  für die Firmen-Autos im westlichen Münsterland. Eine angenehme Zeit. Man sprach immer mit den Betroffenen direkt, und mit dem Ergebnis waren sie zufrieden. 1987 war die Zeit aber reif für einen Wechsel nach München, auch mit den gleichen  Aufgaben. Der Maßstab für Vergleiche war zwar gigantisch, aber die Arbeitsabläufe waren dieselben. Und dann wurde es schlimm. Die Großstadt lockt auch die Figuren aus der Nacht an. Sie konnten nicht meine Freunde sein, also zeigten sie ihre Möglichkeiten. Aber die Grenzen dafür werden immer deutlicher. Das ist hier ein Thema in mehreren Kapiteln, die man direkt unter diesem Text findet. Sie stammen aus eigenen Erfahrungen, aber respektieren immer den Schutz fremder persönlicher Daten.

Die meisten Leser kenne ich nicht, aber das ergab sich oft bei ungeplanten Zufallstreffen, auch in einfachen Arbeiterlokalen. Wer einfach nur sein Bier trinken will, redet auch gern dabei. Nicht einmal Geheimnisse, aber der innere Druck will sich entladen. Wenn man auf die richtigen Stichwörter hört, sind sie wie Schlüssel zu anderen Welten. Das sorgt auch für Verärgerung, wenn die Beteiligten sich nicht unter Kontrolle haben. Aber das ist wie ein Bumerung, der gegen eine magische Wand prallt und dann direkt auf den Absender zurückprallt. Viele wissen das nicht, deshalb gehört auch das ins Internet, zum Schutz der Opfer und zum Nutzen der Verursacher. Dafür gibt es ein magisches Wort, das aber kein Hokuspokus ist, sondern sich erklären lässt: Pandora ist eine Gemeinschaft freier Journalisten, die schmutzigen Geschichten auf der Spur sind. Sie werden immer mächtiger. Wer mehr wissen will, muss nur das Stichwort „Pandora“ eintippen in die Such-Funktion, rechts oben auf dieser Seite. Dann gibt es dazu über 70 eigene Artikel:

https://luft.mind-panorama.de/?s=pandora&x=10&y=5

Das am Anfang erwähnte alte Haus wurde schon 1972 abgerissen. Seit 1996 gibt es keine Verbindung mehr zur Alten Heimat, aber viele Erinnerungen. In München war ab 1987 ein großer Bekanntenkreis schnell möglich, die meisten davon will ich überhaupt nicht mehr sehen, aus gutem Grund. Aber auch dabei entscheiden die Erfahrungen. Wer Zuneigung verdient, bekommt sie auch, die anderen müssen bleiben, wo sie hin gehören. Auch dafür gibt es Universalgesetze, und für die alltäglichen muss unsere Justiz sorgen, mit ihren eigenen Möglichkeiten. Unvergesslich bleiben die Menschen, die ich gern einmal wiedersehen will. Manchmal ist das gar nicht möglich. Aber die richtige Antwort gibt Zarah Leander: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ :

https://www.youtube.com/watch?v=LFKM2VYDPjg

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