25.8.2020. Miniaturen sind die Schrumpfung einer großen Sache, die für den Betrachter nicht einmal erkennbar sein muss. Also geht es nicht um Spielzeug-Eisenbahnen oder die chemische Verdichtung eines Gartenteichs auf seine festen Elemente, denen man vorher sämtliche Flüssigkeiten entzogen hat. Eine Miniatur kann ein wertvolles Schmuckstück sein, aber der materielle Wert ist dabei völlig unwichtig. Bewertungsmaßstab ist die Bedeutung. Wenn es sich um das fundamentale Bruchstück, das wichtige Einzelteil eines beweglichen Geräts handelt, kann die Beseitigung auch große Maschinen zum leblosen Stillstand bringen, bis Ersatz da ist.
Noch mehr Gewicht haben symbolische Größenordnungen. Vor fünf Jahren habe ich mir auf einem Weihnachtsmarkt den kleinen Anhänger für eine Halskette gekauft. Der Stein ist für einen Juwelier nicht sehr wertvoll. Es ist Lapislazuli, ein natürliches Gestein aus mehreren Mineralien, das eine dunkelblaue Farbe hat. In der Antike war das ein Erkennungszeichen der Zauberer und Magier, die den nächtlichen Sternenhimmel deuten konnten und darin Vorzeichen der Zukunft und des persönlichen Schicksals erkannten. Wenn heute zu Unterhaltungszwecken solche Mitwirkenden auftreten, haben sie meist einen dunkelblauen langen Mantel und einen spitzen Hut mit goldenen Sternen, ebenfalls aus einem schimmernden Material, das an die alte Zauberfarbe Lapislazuli erinnert. Im wundergläubigen Italien erkennt man heute noch ganz hohe Staatsbeamte an ihren maßgeschneiderten Anzügen, deren Stoff fast schwarz wirkt, aber Lapislazuli anzeigt, die Farbe der Mächtigen und ihrer exklusiven Geheimnisse, die sie in versteckten Schatzkammern sammeln, die für ihre Mitbürger unsichtbar sind, aber eigentlich erkennbar sein müssten, damit der Staat endlich mit den Arbeiten beginnt, die den Reichtum für Alle immer schneller zur ersehnten Selbstverständlichkeit macht. Im nahen Orient nennt man das eine Fata Morgana, eine phsikalische Luftspiegelung in der trockenen Wüste, bei der reale Paläste und Traumstädte deutlich zu sehen sind, die in Wirklichkeit aber weit entfernt sind, damit die Vorfreude sich reflexartig steigert, ohne dass sie die phantastische Welt der Träume und Märchen verlässt. Ein Prinzip, das auf der ganzen Welt funktioniert. Eine Hoffnung wird als Tatsache verkauft. Das kann man auf beliebten Spezialveranstaltungen selbst erleben. Zum Beispiel Gespräche mit Verstorbenen. Der Besitzer einer kleinen Verkaufsbude kassiert ein paar Geldscheine. Dann fragt er den Kunden über verstorbene Freunde und Verwandte aus. Beide gehen in einen diskreten Nebenraum, dessen Tür halb offen steht, damit auch Passanten Alles hören können. Der Verkäufer ruft dann ein paar Namen, für die sich der Kunde interessiert. „Bist du es, Onkel Hans? Ja, ich höre dich. Wir haben immer noch nicht deine Erbschaft gefunden. Sprich bitte etwas lauter… Nein, jetzt schweigt er.“ Damit ist die bezahlte Sitzung beendet. Aber man kann es ja noch ein zweites Mal versuchen.
Das war nur die Kurzfassung. In voller Länge bietet das jede Großstadt. Und noch ganz andere Angebote für Einsame, Unzufriedene, Enttäuschte. Lange Tatsachenberichte darüber sind kein Problem. Wer das einkauft, liest es auch.
Das sind keine billigen Witze über Pechvögel. Es sind Miniaturen, kleine Kostproben aus der Wirklichkeit, wie sie überall auf ihre besten Freunde wartet.
Es geht aber auch ganz raffiniert. Dazu gehören sorgfältig vorbereitete Fakten oder Halbwahrheiten, mit dem unwiderstehlichen Gesamteindruck. „Genauso ist es !“ Dazu ein Spezialwissen, das sich jederzeit überprüfen lässt. Das riesige Wikipedia-Lexikon im Internet ist meistens seriös und zuverlässig. Ein paar Artikel daraus sollte man immer gründlich gelesen haben, wenn man Respekt und Bewunderung sucht oder unbedingt braucht. Einer meiner Berufskollegen spezialisierte sich in seiner Freizeit ernsthaft auf das Thema des Literatur-Königs Goethe. In den gemeinsamen Kantinenpausen erfuhr der gesamte Kaffeetisch immer den neuesten Stand. Aber das Material war insgesamt doch zu viel, auch der grenzenlose Klatsch und Tratsch von Goethes herumplaudernden Zeitgenossen. Dann habe ich angefangen, diese endlosen Wissenserweiterungen zu ergänzen, mit frei erfundenen, zusammenphantasierten Fakten. Er war begeistert, „Was Sie Alles wissen!“ Mit solchen Scherzen sollte man keine Mitmenschen hereinlegen oder täuschen. Geschadet hat es ihm gar nicht, sonst wäre eine schnelle Entschuldigung fällig gewesen. Aber so wurde es nur immer langweiliger. Man traf sowieso ganz andere Leute, und ganz alter Käse verschimmelt auch, schmeckt nicht.
Was bleibt, sind die gewohnheitsmäßig verbreiteten Täuschungsmanöver von schlauen Betrügern, die unersättlich an das Geld fremder Leute wollen. Die Kriminalstatistiken schlüsseln das genau auf. Besucht man persönlich Gerichtsprozesse, erlebt man unglaubliche Details, die in keiner Zeitung stehen. Vor vielen Jahren habe ich das gemacht, aber es war oft verlorene Zeit, weil zu viele Nebensachen, Unwahrheiten breit ausgewalzt wurden, aber die Untersuchungsmethoden und deren Bewertung nicht geändert werden. Bei vielen Tageszeitungen reicht das Lesen der Überschriften, und den Rest kennt man schon.
Aber Miniaturen sind konzentrierte Kurzfassungen. Sobald auf ein Brennglas ein kräftiger Sonnenstrahl fällt, kann dahinter ein kleines Feuer für mehr Licht sorgen.
Das Licht der Sonne war für den altägyptischen Pharao Echnaton, der vor 3.500 Jahren herrschte, der einzige Gott, den er anerkennte, weil alles biologische Leben nur durch Sonnenenergie möglich ist. Mehr noch. Das Licht stand immer wieder als untrennbarer Teil des Bewusstseins, der Erkenntnis, auf einer hohen Rangstufe. Es gibt historische Zeichnungen von Pyramiden, deren Spitze beherrscht wird von einem weit offenen Auge. Das Auge Gottes, das alles sieht, auch die nächtlichen Heimlichkeiten und die Verbrechen der Gewissenlosen. Diese Abbildungen sind oft sehr klein. Man findet sie zum Beispiel auf der Rückseite der am meisten verbreiteten US-amerikanischen Banknote, mit dem Wert von einem Dollar. Hier ist eine Kopie:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1d/United_States_one_dollar_bill%2C_reverse.jpg
Neben der Pyramide sieht man auch den lateinischen Spruch „Novus Ordo Seclorum“ (Eine neue Ordnung der Jahrhunderte). Damit war die Verfassung im Jahr 1789 gemeint, also das Grundgesetz des neuen Staates, die Idee der Freiheit.
Alle Zeichen auf der Banknote sind eine Schatzkammer der Erkenntnis, optisch verkleinerte Abbildungen großer Einsichten: Ein Adler mit weit geöffneten Flügeln, der Herrscher der Lüfte und ihrer mächtigen Zeichen des Geistes. Die Nationalflagge („Stars and Stripes“), mit fünfzig weißen Sternen für sämtliche Bundesstaaten, außerdem sieben rote und sechs weiße Streifen für die Zahl der ersten Gündungsstaaten. Ein Lorbeerzweig für Ruhm und Ehre. Eine blühende Ähre mit Getreidehalmen, das sind Wachstum und Ernte.
Große Ideen standen am Anfang vieler Staatsgründungen. Sie klingen immer gut, müssen aber den Vergleich mit der Wirklichkeit aushalten. Ständig überfluten neue Informationen die Köpfe der Herrscher, Mitarbeiter und deren Steuerungsmöglichkeiten, die immer umfangreicher und transparenter werden. Eigentlich zum Nutzen der Untertanen und der führenden freien Köpfe, die schauen, verstehen und handeln müssten.
Auch das ist ein Wunschtraum, der aber immer mehr klare Formen bekommt. So entstanden damals die Vereinigten Staaten. So müsste es auch in Europa sein. Viele Opferberichte erzählen etwas Anderes. Sie sind umfangreich, rasch verständlich. Ihnen fehlt aber viel zu oft die Dimension des Veränderbaren, die Gestaltung neuer Methoden und die vorher berechenbaren Folgen: Die blockierenden Hindernisse, die nicht von alten Zauberern und Magiern am Sternenhimmel gesucht wurden, sondern schon lange bekannt sind. Auch schwere Granitsteine lassen sich bewegen, sonst wären vor fünftausend Jahren die langen Stein-Transporte zur großen Sonnenuhr im südenglischen Stonehenge nicht möglich gewesen.
Klarheit und Meditation sind die Markenzeichen von Johann Sebastian Bach. Zum Beispiel hier:
https://www.youtube.com/watch?v=QLj_gMBqHX8
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