25.8.2021. Wenn der Präsident einer großen Firma plötzlich geht, kann das nur zwei Gründe haben: Entweder hat er zu viel persönliche Fehler gemcht. Das kann auch einem kleineren Abteilungsleiter passieren. Vor dreißig Jahren habe ich das erste Computerprogramm für die Fahrpläne einer Firma entwickelt, mit denen damals kaum Jemand etwas anfangen konnte. Danach haben die Bereichsleiter meinem Chef gesagt, „Das wäre ihre Aufgabe gewesen.“ Bei der nächsten Beförderung wurde er einfach nicht beachtet, ersetzt und dann freiwillig Frührentner. Ganz oben stand damals tatsächlich ein Präsident mit diesem Titel, der einen teuren Skandal entdeckte und aufklärte. Seine Feinde hatten zwar beste Querverbindungen zu Politikern, und dann wurde er an das andere Ende der Republik versetzt. Aber als er weg war, brach ein anderer Sturm los. Professionelle Firmenberater betraten alle Räume ohne Anmeldung. Sie beseitigten einfach die oberen Führungsebenen. Die angeschlossenen Abteilungen wurden neu organisiert und danach ausschließlich, direkt von der Zentrale aus geleitet, die weit weg war, aber auf die Verursacher überflüssiger Kosten achtete und sie von der Gehaltsliste löschte. Das Gesamtergebnis schoss steil in die Höhe, und die Aktien wurden immer wertvoller. In dem leeren Präsidenten-Büro habe ich dann ein paar Wochen gearbeitet, aber wie tausend andere mittlere Kollegen auch, ohne Glanz ud Gloria. Interessant war die Ausstattung des Raums. Doppelte Größe. Ein riesiger Leder-Schreibtisch und nur ein kleiner Besprechungstisch für Besucher. Akten gab es überhaupt nicht, denn das war die Arbeit aller anderen Mitarbeiter. Verließ man diesen Raum, sah man im Flur große Panorama-Fenster und draußen einen schattigen Innenhof, mit Ruhebänken und exotischen Pflanzen. Das sollte mächtig Eindruck machen, war dann aber überflüssig, weil die tatsächliche Arbeit ganz woanders gemacht wurde.
Diese paradiesische, friedliche Bild war schon vorher, für mich eine Richtlinie, allein schon aus logischen Gründen. Denn auffällige Angebereien und Luxus passen überhaupt nicht dorhin, wo sich Menschen treffen, die ihren Beruf nicht selbst aussuchen können und auch nicht, wer mit ihnen aktiv ist. Die meisten passten sich einfach dem vorbeifließenden Strom an und wollten nicht auffallen. Eine zweite Mehrheit arbeitete deshalb mit schmutzigen Tricks und Heimlichkeiten, die Niemand wissen sollte. Sehr erfolgreich, aber immer kurzsichtig, auch wenn die Fassade jahrzehntelang nicht wackelte. Denn ein lockeres Kartenhaus kann jederzeit zusammenstürzen, genauso wie umkippende Dominosteine. Ein Haus ohne feste Fundamente bricht nicht erst dann zusammen, wenn ein Erdbeben rappelt oder ein Vulkan ausbricht. Denn man sieht das vorher gar nicht oder schaut einfach weg. Das klingt sehr einfach, abichtlich, damit es leicht zu verstehen ist, aber selbst Großkonzerne mit internationalen Führungsmannschaften, Anwälten von berühmten Elite-Universitäten und ganze Staaten leiden daran, weil sich Niemand darum kümmert.
„Der Hundekerl. Das Raben-Aas. Dem setze ich Hörner auf!“ Die Hörner sind Teil eines großen Hirsch-Geweihs, früher ein Schmuckstück, eine Jadbeute an prachtvollen, nicht unbedingt geschmackvollen Wohzimmerwänden. Außerdem eine Beleidigung, wenn man eine verheiratete Frau erobert hatte. Dann hatte man nämlich dem Ehemann „Hörner aufgesetzt“, und Alle durften heimlich über ihn lachen. Zu hören ist das wörtlich in Verdis letzter Oper „Falstaff.“ Der dicke, versoffene Falstaff schreibt drei verschiedenen Frauen den gleichen Liebebrief, und sie lassen ihn das ganz nass ausbaden. Denn auch der Ehemann sieht den Text, und dann ruft er, „Der Hundekerl. Das Raben-Aas. Dem setze ich Hörner auf!“ Der dummdreiste Falstaff hat sich gleichzeitig, sogar ganz in seiner Nähe, in einem großen Wäschekorb versteckt, den die drei Frauen mit Schwung zum Fenster hinauswerfen, wo ein still vorbeifließender Bach für eine sanfte Bauchlandung sorgt und ein ernsthaftes Unglück verhindert.
Die komische und turbulente Handlung hat der Komponist Verdi sich einmal wieder bei William Shakespeare „ausgeliehen“, so wie auch bei seinem vorletzten, bitterbösen Werk „Othello“. Bei Othello gibt es überhaupt nichts zu lachen. Eifersucht vernichtet ihn, und was man sich Alles dabei denken kann, findet man in den folgenden 10 Artikeln:
https://luft.mind-panorama.de/?s=othello&x=15&y=17
Othellos Beruf ist der Kampf. Ein Feldherr, also ein siegreicher General, aber wehrlos gegen Hinterlist und Lügengeschichten. Militärische Regeln, also die vorbildliche Strategie eines Kampfes, beherrschte auch der hier schon oft erwähnte chinesiche General Sun Tsi, der vor 2.500 Jahren für seinen Kaiser viele Schlachten erfolgreich gewann. Zum Stichwort seines Namens „Sun Tsi“ findet man, rechts oben mit der Such-Funktion, fast 30 Kommentare:
https://luft.mind-panorama.de/?s=sun+tsi&x=26&y=10
Die Denkweise dieses militärischen Meisters ist vorbildlich und gehört auch zum heutigen Stundenplan von amerikanischen Militärakademien, die wie Elite-Universitäten organisiert sind. Nur ein kleines Beispiel: „Schlage auf den Busch, und die Schlange springt heraus.“ Das heißt: Nicht jede Gefahr lässt sich vorher genau erkennen, aber wenn man sie beim bekannten Namen ihrer vielen Verwandten nennt, dann wird sie erkennbar und unverwechselbar. Das gilt an allen Plätzen, wo Menschen sich treffen oder verstecken.
Beethovens Sinfonien sind unverwechselbar, weil sie eine einzige, auch unverwechselbare Handschrift einer Person tragen, mit unterschiedlichen Stimmungen. Die dritte ist heldenhaft und stolz, die fünfte wird von wilden Schicksalsstürmen durchzuckt. Die neunte mit dem Schlußchor „Alle Menschen werden Brüder“, ist eine universale Hymne an die Freude, mit vier Stationen auf dem Weg dorthin. Die siebte ist es eine reine Huldigung an die Freude. Joseph Keilberth leitete das schon 1961:
https://www.youtube.com/watch?v=vXVm1AMlQMU
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