18.11.2021. Wenn alte Filme gut gemacht sind, haben sie einen speziellen Reiz. Bei den Kinofilmen geht das zurück bis David Wark Griffith (1875 – 1948). Er gilt als Erfinder der „filmischen Grammatik“. Von 1908 bis 1913 erweiterte er Elemente wie Großaufnahme, Parallelmontage und viele andere. Seine berühmtesten Filme sind Die Geburt einer Nation (1915) und Intoleranz (1916). Wenn man sie anschaut, muss man Geduld unf Interesse mitbringen. Denn das Kinopublikum hat sich stark verändert. Vor dreißig Jahren beschlossen einige Hollywood-Bosse, sich gegen das Internet zu wehren. Den großen Erfolg sollten digitale Tricks in die Kassen spülen. Das wurde übertrieben. Seitdem gehe ich nur noch selten in aktuelle Filme. Eine wichtige Ausnahme war, im Mai 2011, der Fantasy-Film „Thor“, über den ich hier am 14.11.21 berichtet habe:
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„Thor“ arbeitete sogar mit dreidimensionaler Technik, die man auch übertreiben kann. Regisseur Kenneth Branagh hat danach niemals wieder solche Methoden benutzt. Er war längst berühmt als klassischer englischer Schauspieler und hatte vorher mehrere aufwändige Shakespeare-Dramen ins Kino gebracht, Technische Tricks waren dabei überhaupt nicht erkennbar, aber sicherlich vorhanden. Unsichtbar. Und das schwerste Gewicht waren noch nicht einmal die teure Ausstattung mit Kostümen der Renaissancezeit, sondern die überragenden Dialoge und deren Gestaltung. Berühmt wurden die ersten Shakespeare-Dramen, der von 1564 bis 1627 lebte, in einem oben offenen Theater, dem „Globe“ (Globus oder Welt) an der Londoner Themse. Das Publikum das damals, natürlich weder Kinos noch das Internet kannte, erlebte eine sprachliche Kraft voller Symbole, also Rätselbilder mit einer magischen Wirkung und einem universalen Inhalt. Das war damals so originell und neu, dass es sich auf der ganzen Welt verbreitete und immer noch für große Erfolge sorgt.
Der Film „Thor“ zeigt in jeder einzelne Szene, wie man die Methoden vor vierhundert Jahren und die raffiniertesten Digitaltricks der Gegenwart zu einer großen Einheit zusammenfügt. Als „Thor“ ganz neu war, habe ich ihn über zehn Mal, in drei Wochen angeschaut. Weil ich einen jungen Kartenkontrolleur an der Münchner Freiheit auf meine begeisterte Internet-Rezension hingewiesen habe, die ich kurz nach der Münchner Premiere am 28.4.11 veröffentlicht habe, auf einer anderen Webseite, bekam ich beim nächsten Besuch des Films ein Glas Rotwein „auf Kosten des Hauses“.
Ich sagte, „Bestellen Sie Ihrem Chef schöne Grüße.“.Der Chef ließ sich an dem Tag gar nicht blicken, aber der Kartenkonrolleur war der gleiche. Sein Chef war Steffen Kuchenreuther (1947 – 2013), von 1997 bis 2012 Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) und 18-mal Organisator des Deutschen Filmballs in München. Einmal aber war er persönlich anwesend, bei meinem Besuch des Käutner-Films über den bayerischen Märchenkönig Ludwig II. Damals hat er mich gar nicht gekannt. Über diesen längst vergangenen Kinobesuch, vor zwanzig Jahren, habe ich am 11.11.21 berichtet, unter der Überschrift „Käutners Märchenfilm“:
https://luft.mind-panorama.de/helmut-kaeutners-maerchenfilm/
Das klassische Kino wird die Konkurrenz im Internet niemals mehr abschütteln können aber viele Jungschauspieler werden darauf gar nicht hingewiesen. Das Interesse, ein berühmter Filmstar zu werden, ist größer als die vorhandenen Arbeitsplätze, die immer weniger werden, auch für Kostümbildner und Regisseure. Ein Sprecher der Bavaria-Filmstudios sagte bereits vor ein paar Jahren, „Wir sind dankbar für jeden neuen Auftrag“. Eine anderer, schon mehrmals zitiert, meinte: „Technisch haben wir alle Möglichkeiten. Aber uns fällt nichts mehr ein“ Mit ihm habe ich mich, mehrmals lange unterhalten, Seit vier Jahren blieb er unsichtbar. Dass ist schade, aber lässt sich nicht ändern. Einfach weiter so wie bisher kann es gar nicht gehen. Also müssen andere Wege gefunden werden. Zum Beispiel beim Vergleich der Vergangenheit mit der Gegenwart. Die Veränderungskurve zeigt nach unten oder nach oben. Auch das ist, bei diesem Thema, die Zukunft. Zum Stichwort „Kinofilme“ gibt es hier ein eigenes Kapitel, mit bisher 65 Beiträgen.
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