Der helle Nebelwald

2.2.2021. Nebel bedeutet auch Undurchsichtigkeit. Im äußeren und im inneren Leben. Die Gründe dafür können ganz natürlich sein, vor Allem im Winter. Aber von der Jahreszeit hängt das nicht ab, sondern vom Wahrnehmungsvermögen. Wer einen Berg ungelöster Probleme hat, findet manchmal keinen Ausweg mehr. Das hat Folgen, auch für Andere. Wenn Macht und Geld dazu kommen. Dann ist mit Unglück zu rechnen.

Claude Debussys Meisterwerk „Pelleas und Melisande“ spielt sich in einem Nebelland ab, das auch noch „Allemonde“ heisst, wie Deutschland. Aber Debussy hat seinen Kollegen, den Meister Wagner, scharf kritisiert, trotzdem aber seine besten musikalischen Ideen in dessen Spätwerk „Parsifal“ gefunden. Zum Beispiel das Geheimnis, das unauflösliche Mysterium. Das sind Rätsel, die kein Kriminalist aufklären kann, weil sie mit Grenzbereichen der Wahrnehmung zu tun haben. Dort gibt es keine Mauern und Fenster, keine Sicherheit, sondern nur Zeichen des Unerklärlichen. Das heißt nicht, dass alle den Durchblick verloren haben. Im Gegenteil. Es ist eine eigene Welt, mit eigenen Regeln. Ihr helles Gegenbild ist die Klarheit. Ein Höhepunkt bei Debussy ist es, wenn Pelleas ruft, „Schau, die Klarheit!“ (Voici: Le Clarté!) Damit zaubert er zwar nicht den dauernenden Nebelwald weg, sondern meint, dass er etwas begriffen hat, das er zwar auch in der Natur sieht, aber gleichzeitig sein Inneres erklärt. Nämlich die Gründe für seine eigene Tragödie, eine Sehnsucht ohne Hoffnung. Die erlebt er ganz real, weil sein eifersüchtiger Halbbruder Golaud ihm hinterher spioniert und in einem Wutanfall ermordet. Die Handlung endet so wie sie begann: Im Nebel. Das große Orchster verstärkt das noch. Wie aus dem Nichts flimmern impressionistische Klänge, brausen auf und verschwinden wieder. Nur wenige Dirigenten schaffen das, und sonst wird es langweilig. Die beste Aufnahme schuf Ernest Ansermet, mit den Sängern Heinz Rehfuss und Suzanne Danco. Die Stimmung ist unübertrefflich. Die Solisten singen sehr textverständlich, bleiben aber geheimnisvoll.

Am 20.11.20 habe ich dazu bereits einen Artikel geschrieben:

https://luft.mind-panorama.de/pelleas-im-nebelwald/

Was man sonst, überall auf dieser Webseite, lesen kann, versucht aber jeden künstlichen Nebel zu vermeiden, sondern viel mehr Klarheit zu schaffen, bei den unterschiedlichsten Themen. Kürzlich bekam ich abends ein Mail. Auszug: „Du kennst, mich auch noch weit im Inneren. Ich versuche, mein Leben in geordnete Bahnen zu lenken und diese zu halten. Schlaf ist natürlich ein Problem, jedoch ich / wir arbeiten daran.“ Im Schlaf wird das Unterbewusstsein lebendig und verwandelt sich manchmal in lebhafte Traumbilder, die chaotisch sein können. Aber sie haben klare Regeln. Alte Enttäuschungen. Ungelöste Probleme. Irrtümer. Wenn man die Ursachen findet, dann werden sie im Verstand verarbeitet und lösen sich auf. Das kann lange dauern, aber im Prinzip funktioniert das.

Und nicht nur privat. Alle Krisen lassen sich damit dämpfen. Bei den fehlerhaften Arbeitsabläufen großer Firmen. Bei unfähigen Führungspersonen, die unbedingt abgelöst werden müssen. Bei Regelverstößen und der Verletzung von Gesetzen, die wertvoll für die Allgemeinheit sind, aber von einer Minderheit missbraucht werden. Als angeborene Charakterstörung sind Falschheit und Hinterlist nicht veränderbar, aber esie erzeugen Auffälligkeiten, die immer leichter erkennbar werden, wenn es dafür auch maßgeschneiderte Computerprogramme gibt, die nicht Alles im Visier haben, aber die versteckten Fehlleistungen und unerwünschten Pläne, Projekte.

Die Zukunft muss vertrauliche Bereiche noch mehr respektieren, die gesetzlich garantierte Privatsphäre und andere persönliche Geheimnisse. Sonst wird das zur Belastung. Aber gute Signal-Antennen müssen ernsthafte Gefahren rechtzeitig erkennen und bewerten. Fehlerquellen lassen sich dabei verringern, wenn nicht nur Maschinen im Einsatz sind, sondern auch zuverlässige Experten. Das allein ist schon ein Problem für sich. Weil Wissenslücken und schwarze Absichten zu oft den Blick vernebeln. Aber das ist erkennbar und lässt sich verbessern. Die Dunkelziffer ist trotzdem immer noch viel zu hoch. Früher reichten manchmal gute Gespräche, oft sogar in der Freizeit, um in die Tiefe zu schauen. So lange das, in der weltweiten Krise, noch Grenzen hat, gibt es aber andere Instrumente. Die Verbreitung besserer Informationen und der Nachweis ihrer Wirksamkeit. Auch das ist kein undurchsichtiger Nebel im Wald, sondern kann jeden Tag besser werden. Ein einzelner Kommentar hat Grenzen. Aber ein verändertes Denken nicht mehr so viele.

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