Der Nahe und der Ferne Osten

24.11.2020. Der Nahe und der Ferne Osten, Arabien und China sind eine Welt für sich, die früher nur Reisenden bekannt war. Das römische Weltreich vor zweitausend Jahren hat am geographischen Ende einen Stiefelabsatz, der Anlauf nimmt beim Nachbarn Griechenland, das sein Vorgänger als antike Weltmacht war. Genau gegenüber, auf der anderen Seite des Mittelmeers, liegt Ägypten, die früheste Hochkultur der Welt, mit den arabischen Nachbarstaaten. Die Quelle für die Geschichten aus 1001 Nacht. Auch über Neapel, die Hauptstadt des Mezzogiorno (Mittagsland), sagt man, sie wäre eigentlich schon nicht mehr in Europa, sondern Teil der beiden anderen Kultur-Regionen, elementar und feurig, voller Phantasie, mit Gebräuchen aus ganz frühen Zeiten.

Der Orient blühte noch im Mittelalter, schon vorher verlagerten sich die antiken Machtzentren am nördlichen Mittelmeer, über die Alpen weiter nach Norden, in das mächtige Frankenreich, das bis zum Atlantik reichte. Im 16. Jahrhundert begann die Renaissance, ein glanzvoller Versuch, die Pracht der Antike wieder neu zu beleben. Aber dann begannen die Kriege. Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648, verwüstete alle europäischen Staaten. Auch die folgenden zwei Jahrhunderte waren voller Krisen und Spannungen. Das neunzehnte Jahrhundert begann mit dem Siegeszug der kühl rechnenden Technik, der kostensparenden, anonymen Massenproduktion in großen Fabrikanlagen. Im Folgejahr 1900 erschütterte ein Paukenschlag die Welt, den zunächst nur kleine Kreise hörten. Sigmund Freud veröffentlichte in Wien „Die Traumdeutung“. Er stürzte das Bewusstsein der Menschheit um, weil er ganz neue Kontinente darin entdeckte. Im Gedächtnis existiert ein riesiger Speicher, das Unterbewusstsein, das alle Handlungen beeinflusst. Dort lagern viele Enttäuschungen und schwere Traumata, aber sie schlafen nur und warten auf Weck-Signale. Freud hat sie gefunden und erforscht, ungelöste Probleme beendet oder sublimiert (veredelt). Mit seinen Methoden lassen sich auch technische Arbeitsabläufe in großen Firmen verbessern, politische Ungerechtigkeiten und damit soziale Missstände beseitigen, zur Steigerung der Lebensqualität, auch in großen Staaten. Sogar die Kriminalistik könnte damit viel erfolgreicher werden, in Verbindung mit einer maßgeschneiderten, elektronischer Verarbeitung und Auswertung, die bisher nur zu oft zum langweiligen, folgenlosen Datensammeln genutzt wurde.

China ist circa 7.200 Kilometer von Deutschland entfernt. Auf halber Strecke liegt Arabien, wo ich im Oktober 1978 ein paar Tage verbrachte, nach einer abenteuerlichen Autofahrt dorthin. Darüber habe ich hier am 3.11.20 berichtet:

„Reise durch die Angst“

https://luft.mind-panorama.de/reise-durch-die-angst/

Aber China habe ich noch nie gesehen, nur ein paar Touristen in München und dabei zeitlich begrenze Gespräche erlebt. Sehr viele Ausländer aus allen Kontinenten gibt es hier, die sich nur äußerlich von uns unterscheiden: Durch Hautfarbe, Fremdsprache und ein paar Traditionen, die sich längst angepasst haben. In meiner Schulzeit war China selbst abgeschottet und wachsam gegenüber Ausländern, deren Staaten sich vor über hundert Jahren als herrische Kolonialmächte aufführten, bis Mao Ze Dong (1893 – 1976) seinen „Langen Marsch“ zur Machtergreifung begann und 1949, in einem ganz neuen Staat, der Volksrepublik, revolutionäre Methoden einführte.

Seit seinem Tod gab es Streit, aber dann setzte sich Deng Xiaoping (1904 – 1997) durch, der die strenge Diktatur wirtschaftlich sehr erfolgreich reformierte, aber zunächst den Anspruch der herrschenden politischen Partei nicht veränderte. Heute sind die „blauen Ameisen“ im einheitlichen Arbeitsanzug nur noch in der abwechslungsreichen Mode aller Weltbürger unterwegs. Das Land wird, ganz diskret, immer mächtiger und hat noch eine große Zukunft vor sich.

Geehrt werden auch wieder die alten Tempel, Pagoden und andere einmaligen Bauwerke. Nur einer Minderheit im Westen ist bekannt, welche Kraft die Dokumente dieser Vergangenheit haben, in der Philosophie, Malerei und Dichtkunst. Gustav Mahlers (1860 -1911) Spätwerk „Lied von der Erde“ wurde am 20.11.1911 in München uraufgeführt, nach seinem Tod. Eine gefühlsgeladen Vertonung alter chinesischer Gedichte, zum Beispiel von Li Tai Po (701-762). Auszug: „Das Firmament blaut ewig, und die Erde wird lange fest stehen. Du aber, Mensch, wie lange lebst denn du? Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen, an all dem morschen Tand auf dieser Erde.“

Der arabische Nahe Osten und seine einzelnen Länder stehen im Spannungsfeld jahrzehntelanger Krisen. China ist nach außen ganz ruhig, aber auch von dort kommen laufend Meldungen, dass das Land in Bewegung ist. Krisenmanagement und Problemlösungen können maßgeschneiderte Computerprogramme ausführen, die für Jeden nachlesbar sind. Einzelne Regierungen werden dabei an Macht verlieren. Aber das Internet wird noch mehr Einfluss bekommen. Die ganze Menschheit schaut dabei zu.

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