Der Pulverturm 1987

21.12.2021. Die bereits erwähnten Aufzeichnungen von 1965 bis 2000 sind deshalb erwähnenswert, weil sie vor der ersten Teilnahme am Internet entstanden, also bis zum August 2000. Sie waren lange verschwunden, weil sie auch keine Rolle im Alltag spielten, aber ein Spiegel der Denkweise waren, die seit dem fünfzehnten Lebensjahr sich immer mehr entwickelte. Man findet ein paar Beispiele jetzt hier, zum Beispiel unter dem Titel „Sommernächte 1965“. „Alpenveilchen 1995“. „Entenmühle 1996“ aber auch „Tristan 1986“. Damals habe ich zum ersten Mal eine Vorstellung im Bayreuther Festspielhaus erlebt und war von dem ganzen Aufenthalt begeistert. Alle Dinge verändern sich, und wenn man sie mit der Gegenwart vergleicht, kann man sogar darin die Vorzeichen der Zukunft erkennen. Eine Universalregel.

Ein harter Einschnitt damals, im Juni 1968, war eine private Trennung, die im Juni beschlossen wurde. Fünfzehn Monate später, am 27.9.87, war es dann so weit: Die Ankunft in München, damals eine ganz neue Welt, die sich aber schnell öffnete. Die Monate dazwischen sind jetzt nur noch Stichwörter, aber wenn man sie versteht, haben sie eine besondere Kraft. Zwei Mal gab es einen herrlichen Herbst, wo auch das Innenleben Abschied nehmen kann. Besonders wertvoll waren dabei ein paar Menschen, die zufällig auftauchten und dann für immer ausser Sichtweite blieben. Weil hier keine privaten Details herumposaunt werden, reichen die Berufsbezeichnungen, aus denen man aber ablesen kann, ob es sich um einfache Gemüter handelte oder außerirdische Gäste aus fernen Galaxien. Dazu passt der Artikel vom 31.10.21 über Steven Spielberg. „Spielbergs Begegnung der dritten Art“ :

https://luft.mind-panorama.de/spielbergs-begegnung-der-dritten-art/

Vermisst habe ich manchmal, ein paar Menschen von damals, 1986 und 1987. Sie hatten die Berufe Gastronomie, Militärtransporte. Ehepartner und dergleichen, also nichts Sensationelles. Aber gerade in einer Krise können gute Erfahrungen ein Motor sein, um auch ein langes Lebenskapitel neu zu beginnen. Dazu gehörten auch lange einsame Abende an Biertheken, wo die Gäste bemerkenswerte Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben gern austauschten. Als die Würfel endgültig gefallen waren, ging der Blick nur noch nach vorn, in die Zukunft, die unbekannt war, aber auch nur eine Fortsetzung der Vergangenheit. „Die Vergangenheit ist nicht vorbei. Sie hat noch nicht einmal begonnen.“ (Christa Wolf). Wer diesen Namen im Wikipedia-Lexikon sucht, findet dort bemerkenswerte Informationen.

Herausragend waren damals immer auch einzelne Personen, die kamen und bald wieder in ihre eigen Welt zurück kehrten. Das war  gut so, weil zu viel Ausdauer auch zur Belastung wird, wenn das nicht erwünscht ist. Zum Beispiel eine blonde Lichtgestalt, die im letzten Sommer damals, auf einer Gebäudetreppe saß, als ich gerade einen kleinen Biergarten „Pulverturm“ verließ. Das war an der Promenade, einer Lindenallee in Münster, die mit bunten Lampions geschmückt war. Ich sagte zu der Lichtgestalt, „Trinken wir noch ein Bier zusammen?“ Es war bereits zehn Uhr abends, und es gab keine lange Diskussion. Wir  liefen nur ei paar Minuten und landeten dann vor der Kreuzkirche, wo die anderen Außentische der Wirtshäuser überfüllt waren von schlaflosen Doktoren und Professoren, die aber gerade erst ihr Studium begonnen hatten. Nach einer halben Stunde sagte ich, dass ich gleich hinter der nächsten Ecke wohnte und dort das Bier kostenlos wäre. Die Nacht dauerte bis zum frühen Morgen und dann folgte ein ganz normaler Arbeitstag, ab sieben Uhr früh. Trotzdem habe ich das nicht vergessen und später aufgeschrieben, nur als Einnerung. Denn es war so stark, dass ich alle Einzelheiten sowieso im Gedächtnis hatte, aber nach der erneuten Lektüre sie wie ein fremdes Buch las und so, als wären sie erst gestern passiert.

Solche Bilder haben eine magische Kraft. Vergleiche mit einem Übermenschen wie William Shakespeare wären dumm und primitiv, aber damals kannte ich seine Werke schon sehr gut, und er war ein Vorbild. Näheres dazu findet man in dem Kapitel „Shakespeares Universum“ :

https://luft.mind-panorama.de/category/6-die-magische-welt-der-symbolik/8-d-shakespeares-sonette/

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