Der Schwarze Freitag

27.11.2020. Heute ist Freitag. Die Werbung spricht neuerdings vom „Schwarzen Freitag“, weil angeblich genau dieser Freitag für die einkaufenden Konsumenten ein Glückstag ist, denn er bietet besonders günstige Preise, ist also nur für die erhofften Einnahmen der Verkaufsläden ein Unglückstag. Der Begriff kommt allerdings ganz woanders her. Wikipedia: „Der Schwarze Freitag (engl. Black Friday) war eine Suffragetten-Demonstration am 18. November 1910 in London, bei der 300 Frauen zum Parlamentsgebäude marschierten, um für das Frauenwahlrecht zu kämpfen. Der Tag erhielt seinen Namen Schwarzer Freitag wegen seiner (teilweise sexuellen) Gewalt, die von der Londoner Polizei und von männlichen Zuschauern gegen die Demonstrantinnen verübt wurde.“

Es gibt noch einen zweiten Schwarzen Freitag. Wikipedia: „Der Wolf der Wall Street“  ist eine US-amerikanische Filmbiografie aus dem Jahr 2013.  Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller des Börsenmaklers Jordan Belfort. In einer Rückblende erinnert er sich an seine Karriere. Sein Lehrer, der exzentrische Mark Hanna, klärt ihn schnell darüber auf, dass es für ihn nicht um das Wohl seiner Kundschaft gehe, sondern vor allem darum, über Provisionen selbst schnell reich zu werden. Außerdem führt ihn Hanna in die Welt der Drogen und der Prostitution an der Wall Street ein. Um einer längeren Freiheitsstrafe zu entgehen, stimmt Belfort später zu, mit den Behörden zu kooperieren und seine vorherigen Freunde zu verraten. Er bekommt ein versteckte Aufnahmegerät und den Auftrag, seinem guten Freund Donnie belastende Aussagen zu entlocken. Kurze Zeit darauf erscheint die Polizei aber bei Belfort selbst und ihm wird bewusst, dass Donnie ihn verraten hat. Belfort wird vor Gericht gestellt, weil er die Vereinbarung nicht eingehalten hat. Diesmal aber kooperiert Belfort mit der Justiz. Seine Firma Stratton Oakmont wird deshalb geschlossen, das Geld wird beschlagnahmt, und alle, die wegen Betrug oder anderer Straftaten mit ihm in Verbindung gebracht werden können, werden verhaftet.“

Und es gibt sogar noch einen „Schwarzen Donnerstag,“ die Bezeichnung für den 24. Oktober 1929 und den damit verbundenen, folgenreichsten  Börsenkrach der Finanz-Geschichte. Die Börsenkurse brachen an diesem Tag stark ein, viele Anleger waren direkt nach Börsenschluss hoch verschuldet. An diesem Tag versuchten alle Investoren gleichzeitig, ihre Aktien zu verkaufen. Dieser Börsencrash gilt als Auslöser der Großen wirtschaftlichen Depression in den USA und der Weltwirtschaftskrise. Die Wall Street ist eigentlich nur eine kleine Straße im New Yorker Stadtbezirk Manhattan, in der sich aber zahlreiche Banken und die weltgrößte Wertpapierbörse befinden. Die rund 800 Meter[lange Straße bildet das Zentrum des New Yorker Finanzdistrikts. Zugleich wird mit dem Begriff „Wall Street“ auch die US-amerikanische Finanzindustrie als Ganzes bezeichnet. Der vorherige Bombenanschlag auf die Wall Street  war einer der schwersten Terroranschläge seiner Zeit. Er ereignete sich am Donnerstag, 16. September 1920. Als Reaktion auf den Anschlag ließen in Chicago und Boston die zuständigen Behörden alle Finanzbezirke von der Polizei bewachen. In New York wurden schnell die Spuren des Unglücks beseitigt. Obwohl es für viele zunächst undenkbar war, nahm die Börse aber schon am nächsten Tag ihren regulären Betrieb wieder auf, da man weitere negative Auswirkungen des Attentats auf den Finanzmarkt ausschließen wollte. Die Bank J.P. Morgan hat ihre beschädigte Fassade niemals von den Einschlagsstellen der schweren Eisenteile befreien lassen.“

Ob nun Donnerstag oder Freitag, die Katastrophen ereignen sich nicht nach dem Alltags-Kalender. Besonders schlimm war Freitag, der 13. Oktober 1307. Auch ein Schwarzer Freitag. Der französische König Philipp IV. hatte heimlich die Verhaftung aller Ordensmitglieder der Templer (Tempelritter) in seinem ganzen Reich beschlossen. Geheime Briefe wurden zu allen Vasallen und Beamten des Königreichs gesandt, die genaue Anordnungen für die geplante große Polizeiaktion enthielten. In seinem Haftbefehl stützt sich König Philipp IV. nur auf Gerüchte, Gerede und Denunziationen. Das Schreiben spricht von einem starken Verdacht der Häresie (Gotteslästerung). Damit schuf der König eine schnelle Vor-Verurteilung, noch vor der eigentlichen Prozesseröffnung.“  Unterstützt wurde er dabei sogar von Papst Clemens V. Die Templer wurden in ganz Europa verhaftet und verfolgt.

Der wahre Grund war aber, dass der König, als direkter Hausnachbar in Paris, einmal die Templer besucht hatte. Unvorsichtigerweise hatten sie ihm sogar ihren großen Geldschatz gezeigt. Danach war Philipp davon besessen, diesen Schatz an sich zu reißen. Er ließ den Großmeister des zerschlagenen Ordens, Jacques des Molay, direkt vor der Pariser Kathedrale Notre Dame, als Ketzer auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Doch seitdem ist der Schatz – restlos verschwunden.

Das zehnte und letzte Gebot in der Bibel heißt: „Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren“ Damit ist nicht nur der Grundbesitz des Nächsten gemeint, sondern Alles, was einem Hausherren gehört, darf ein Anderer niemals begehre, erschleichen oder mit Gewalt rauben. Weder seine Familie noch sein Geld. Das ist genau so verboten wie das Lügen, Stehlen, Morden. Die Fundamente der universalen Weltordnung.

Nackte Geldgier, hemmungslose Habgier waren die tatsächliche Gründe für die Finanzkrise, die riskanten Vorfälle an der New Yorker Wall Street 1929 und die plötzliche Verhaftung der Tempelritter 1307, sechshundert Jahre vorher. In New York waren es reiche Finanzinvestoren, in Paris der herrschende König und das Kirchen-Oberhaupt, der Papst selbst, der damals, vorübergehend, gar nicht so weit weg, im südfranzösischen Avignon lebte. Das ist zwar lange her, aber in der Systematik unverändert aktuell.

Solche betrügerischen Vorfälle verstehen sogar Kinder, aber die realen Hauptpersonen sind, viel zu oft Spitzenmanager, Kirchenfürsten, Könige und andere Machthaber, die sich unangreifbar fühlen, manchmal auch mit der Justiz auf ihrer Seite, die daran verdient und das geraubte Geld in die eigenen, privaten Taschen einsteckt. Das ist zwar allgemein bekannt, aber die Dunkelziffer ist deshalb hoch, und die Aufklärungsquote ist zu niedrig, weil die angewandten Methoden fehlerhaft sind. Es reicht nicht, Insider-Prozesse einfach nur in ein anderes Bundesland zu verlegen.

Die Beweismittel müssen neutral nachprüfbar sein und deshalb mit ausgefeilten, aber leicht anzuwendenden Computerprogrammen ausgewertet werden, die auch die Merkmale ähnlicher Fälle analysieren und statistische Methoden, mit Tiefenwirkung anwenden, die getarnte Querverbindungen entdecken.

Verdeckte Bruchstellen und tropfende Lücken in geschlossenen Systemen, die nicht wasserdicht sind. Allein verschwiegene Insider und Privatschwätzer können, nach außen viel vertraulichen Staub aufwirbeln, problemlos vor den Terminen plötzlicher Razzien und Durchsuchungen unbemerkt warnen, die dann, natürlich keine verwertbaren Ergebnisse bringen. Oder selbst auf illegale Weise zusammen gebastelt worden sind, durch Rechtsverstöße und grobe Wissenslücken.

Gewinnorientierte Privatfirmen dürfen bei manchen Methoden ausnahmslos, überhaupt nicht eingeschaltet werden, zum Beispiel bei der Telefonüberwachung oder anderen bekannten Kommunikationsmitteln. Auch die Gefahren durch winzige USB-Speicherstifte werden unterschätzt und die drahtlose Funkübertragung vertraulicher Daten, über zielgenaue Richtmikrofone, Kameras und Antennen in großen Entfernungen, die aber selbst auch Spuren hinterlassen. Manche Träumer denken immer noch an abhörsichere Leitungen, aber die gibt es schon lange nicht mehr. Wer selbst aktiv ist, muss auch mit unerwünschten Augen und Ohren rechnen. Nicht nur von Freunden.

Diese Wissenslücken gibt es in ganz Europa und dem Rest der Welt, aber es darf nicht sein, kann nicht geduldet werden. Deshalb gibt es zwar deutliche Gesetze, die aber dringend aktualisiert werden müssen. Nicht für noch mehr Neugier, sondern nur im Rahmen des Erlaubten. So groß ist der gar nicht. Grenzüberschreitungen können verlockend sein, aber sie beschädigen die grundgesetzlich garantierte Lebensqualität der Beteiligten und können für die Verursacher sehr teuer werden.

In Puccinis Spätwerk „Gianni Schicchi“ legt der gleichnamige Gauner und Schwindler eine Runde gieriger, unverschämter Erbschleicher lachend aufs Kreuz. Sie bringen ihn dazu, sich in das Bett eines gerade Verstorbenen zu legen. Ein Notar wird gerufen, und dem diktiert der Betrüger Gianni Schicchi wunschgemäß ein ganz neues Testament. Aber Keiner rechnet damit, dass er sich selbst am meisten liebt. Er verteilt zwar einen Teil des Erbes unter der raffgierigen Verwandtschaft, vermacht sich selbst aber, als „bestem Freund“ des Verstorbenen, das meiste. Als die geprellten Erben später lautstark ihre Wut zum Ausdruck bringen wollen, jagt Schicchi sie alle aus dem Haus, da es ja nun ihm gehört.

Darüber kann man noch lachen, aber in der Realität setzt es oft Mord und Totschlag, falsche Behauptungen, wilde Kriegszüge und jahrelange Gerichtsprozesse, wenn die eiskalte Raffgier ihre scharfen Blicke wirft. Und wenn die Betrüger selbst betrogen werden, kommt zwar eine schräge Art der ausgleichenden Gerechtigkeit wieder in ihr Gleichgewicht. Aber es bleibt Betrug.

Das bekannteste Lied aus der Oper „Gianni Schicchi“ heißt: „O mio babbino caro“. Hier singt das Maria Callas:

https://www.youtube.com/watch?v=uFLVKaFVGag

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