22.7.2020. Großveranstaltungen waren immer sehr beliebt. Seit Ende März ist es damit vorbei. Damit sich niemand mehr anhustet, gilt ein Mindestabstand von zwei bis zwanzig Metern. Oder Fußballspiele ohne Zuschauer. Die Theater sind geschlossen, auf der ganzen Welt. Zunächst waren auch sämtliche Gaststätten geschlossen. Aber die Leute waren unzufrieden. Deshalb gab es einige Änderungen und Verbesserungen.
Neu ist das Alles keineswegs. Wenn kleine Gruppen die Macht an sich reißen, wollen sie nur noch ihre eigene Großartigkeit durchsetzen. Beim rücksichtslosen römischen Kaiser Nero ging das schief. Andere Alleinherrscher wie Marcus Aurelius kümmerten sich auch um Philosophie. In seinen „Selbstbetrachtungen“ schrieb er, „Lebe jeden Tag so, als ob es dein letzter wäre.“ Trotzdem hat er täglich seine Aufgaben erfüllt, Kriege geführt und sein Reich immer mehr vergrößert.
Allein konnte er das gar nicht. Deshalb brauchte er ein blind gehorsames Volk und Sklaven für die einfachen Alltagsdinge. Den Takt bestimmte er selbst, die Aufgaben und die Methoden der Erledigung. Wenn das reibungslos funktionierte, wurde er verehrt. Oder es wurden eingebildete „Lichtgestalten“ in weniger erfolgreichen Fällen vertrieben und davongejagt.
Moderne Organisationen vertragen das nicht. Sie müssen ganz unterschiediche Elemente aufnehmen und einbauen, in immer schwierigere Abläufe. So funktionieren Netzwerke, die zwar ein gemeinsames Ziel haben, aber nicht einer einzigen Stimme gehorchen. Sie existieren in vielen Bereichen der Spitzenpolitik, bei internationalen Großkonzernen oder in sonstigen Vereinen, die manchmal sehr verschwiegen sind, gegenüber dem Rest der Welt. Man findet sie trotzdem, weil sie gemeinsame Merkmale, Methoden und Ziele haben, die wie unauffällige Erkennungszeichen wiederholt werden. Leider auch dort, wo sie gar nicht aktiv sein dürfen. Lobbyisten sind verschwiegene Reklameschilder, die diskret Geschenke, unberechtigte Vorteile oder Auszeichnungen verteilen und dann wieder im Dunkeln verschwinden. Jede Form der Schattenwirtschaft ist schädlich für das Funktionieren der Gesetze. Gleichgesinnte können einen Staat aushöhlen und beschädigen, wenn die Gerichte und die Behörden nicht aufpassen.
Trotzdem sind Zuschauer ganz wichtig. Als Zeugen und Mitwisser. Oder als berechtigter Erfolgsbestandteil für bisher unbekannte, herausragende Leistungen. Wenndie Besucher dafür Eintritt zahlen, helfen sie gleichzeitig auch dem Veranstalter. Wenn Kunst zu hoch aus Steuergeldern subventioniert wird, fördert das hartnäckige Nichtskönner und verhindert die Erfüllung anderer wichtiger Aufgaben.
Vieles davon bereinigt sich bereits selbst und reizt zum Nachdenken. Nach dem Abklingen der Corona-Krise wird die Welt ganz anders aussehen. Die alte skandinavische Sagen-Sammlung der „Edda“ berichtet über die Zeit nach dem Weltuntergang:
„Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer,
Vom Himmel schwinden die heiteren Sterne.
Da sehe ich auftauchen zum zweite Mal
Aus dem Wasser die Erde und wieder grünen.
Einen Saal seh ich heller als die Sonne.
Da werden bewährte Leute wohnen
Und ohne Ende der Ehren genießen.“
Den seit hundert Jahren befürchteten „Untergang des Abendlandes“ wird es nicht geben, sondern eine Überfülle von Möglichkeiten für die Zukunft.
Viel radikaler waren die deutschen Totalschäden im Zweiten Weltkrieg. Danach griff Ludwig Erhard ein (1897 – 1977), mit voller Kraft. Mit der „Sozialen Markwirtschaft“ schuf er als geduldiger Wirtschaftsminister etwas Unglaubliches: Das Prinzip der Freiheit in der Ökonomie. Wettbewerb. Konkurrenz. Belohnung persönlicher Leistungen. Förderung berechtigter Gewinne. Unterstützung der ärmeren Leute durch die Einnahmen aus Steuern, feste Zuteilung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe. Finanzielle Anreize für neue Firmen und weitere Unterstützungen für wertvolle Aktivitäten.
Daraus entstand das berühmte „Wirtschaftswunder“, ein reales Märchen, in dem eigene Privatautos, Wohnungen und Auslandsreisen für fast Alle zur täglichen Wirklichkeit wurden. Heute ist das nicht mehr neu, keineswegs geheim, wird aber seit siebzig Jahren von anderen großen europäischen Staaten hartnäckig ignoriert, deren unbeachtete, vergessene Bewohner hier als „Gastarbeiter“ auftauchten und dann nicht mehr fortgingen. Wenn wichtige Regeln im Universum nicht beachtet werden, haben sie solche Folgen. Das gilt auf allen Kontinenten. Selbst der Kosmos hat Abläufe, die kein Mensch verändern kann. Aber ernst nehmen muss.
Ein paar Länder haben nicht nur Probleme, sondern Erfolge bei Lebensmitteln, teuren Autos, aber ertragen strukturelle und vernachlässigte Ungerechtgkeiten. Spanien, Portugal, die östlichen Balkanstaaten sind nicht allein.
Selbst ein bekannter alter Schlager, zur Zeit gesungen und gefilmt in menschenleeren Straßen, erzählt von der Freude auf ein Wiedersehen. Vittorio Grigolo singt „Arrivederci, Roma“:
https://www.youtube.com/watch?v=crk3-g4Us6k
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