Der Weg aus dem Feuer

28.9.2022. Die allgemeine Krrisenstimung steigert sich, das muss man nicht anheizen, sondern abkühlen. Gut geeignet dafür ist das Opernhaus in Neapel, San Carlo ist das älteste der Welt. Als Muster reichen zwei Inszenierungen von Bellinis „Norma“, die hier schon viele Beiträge ausgelöst hat.  2006 triumphierte die große Ausstattung, nach historischen Vorbildern, die guten Sänger waren selbtverständlich. Zehn Jahre später wurde es ernst. Dafür reichen zwei Auftritte. Der erste gehört der Figur Pollione, er ist ein Vertreter des Staates (Polis = Staat), und er hat erfogreiche Kriege geführt, die alle Macht und das Geld  seiner Heimat in Rom verstärkten. Der Sänger bringt das nicht wie eine vornehme Mozart-Rolle, sondern mit lauter, kraftvoller Stimme. Beifall. Seine Gegenspielerin ist Norma. Politisch verabscheut und hasst sie ihn, weil er ihre Heimat, das Land der Druiden,  gewaltsam besetzt hat. Aber man sieht die ganze Zeit, auch  immer wieder,  die gemeinsamen zwei Kinder, die nur eine stumme Statistenrolle spielen. Normas erster Auftritt ist der Höhepunkt der Oper, doch auch danach gibt es keine Versöhnung der beiden Gegner.  Sie stehen für zwei Gedankenwelten, die sich nicht vertragen.

2016 wird das besonders deutlich. Während des Vorspiels sieht man einen großen, dunkelblauen Nachthimmel,  in der Mitte einen großen, etwas helleren, auch dunkelblauen Mond. Wenn Norma erscheint, verschwindet der Mond und wird, ein paar Augenblicke nur, durch eine goldene Sonne ersetzt, wie die Münze aus einer Schatzkammer. Das ist die fremde Welt von Pollione. Norma ergreift eine Sichel und schneidet damit den Zweig einer Mistel ab. Diese Pflanze war schon im Altertum ein heiliges Zeichen. Als der germanishe Lichtgott Baldur von einer Mistel gestochen wird, verdunkelt sich die Welt, und ihr Untergang ist nicht mehr aufzuhalten. Norma trägt im Haar einen Mistel-Kranz, der Kopf ist immer die Steuerzentrale der Gedanken, des Innenlebens. Sie besteigt einen Altar,  aus nicht behauenen, dunklen   Granit-Steinen und beginnt ihr feierliches Lied an den nächtlichen Mond: „Casta Diva“, ganz nachdenklich. Plötzlich schallen Kriegstrompeten, der große Chor übernimmt die kämpferische Begleitung. Normas Zorn steigert sich, denn im „sacro bosco“. dem Heiligen Hain, herrschen Fremde. Die Römer.

So geht die Handlung weiter. Im Finale brennt der ganze Wald  mit hohen Flammen, das Paar begeht darin  Selbstmord, ohne Hoffnung. Richard Wagner sagte über den Komponisten Bellini: „Bei ihm habe ich gelernt, wie man eine schöne Melodie schreibt.“  Das bedeutet nicht höchste Qualität, das gleiche Untergangs-Motiv verwendete Wagner zwar auch im Finale der Götterdämmerung, doch mit eigenen, überwältigenden Klängen. In den Lärm der verbrennenden Götterburg Walhall mischt sich eine hymnische Melodie, nur von überirdischen Violinen gespielt. Experten nennen es das „Hoffnungs-Motiv“, ich nenne es das Motiv von der „Allmacht der Liebe.“ Damit ist keine körperliche Dimension gemeint, sondern die „stärkste Energie“, auch ein Kapitel unter diesem Text. Das hat den gleichen Sinn wie der Satz des chinesischen Generals Su Tsu, der vor zweitausen Jahren schrieb: „Das Ziel des Krieges ist nicht der Sieg, sondern der Frieden.“

Sun Tsus Name wird hier in 156 Beiträgen erwähnt. oder mit Beispielen genauer erklärt :

https://luft.mind-panorama.de/?s=sun+tsu&x=10&y=16

Muss man das aktualisieren und optisch in die Gegenwart „übersetzen“, in die aktuelle Siatuation nach den Wahlen in Italien, vor drei Tagen? Dann wirkt es nur noch wie ein Holzhammer, es ist eine Grundsatzfrage, auch schon vor zwanzig Jahren im Internet. Ich bin dagegen, meine Gegner waren davon begeistert. Am Ende zählt nur der Ausblick in die Zukunft. Vergleicht man zwei Messpunkte der Vergngenheit und Gegenwart, ergeben sie eine graphische Verbindungslinie, die nach unten oder nach oben zeigt. Das ist die Zukunft, sie lässt sich verändern, wenn man die Gegenwart verändert.

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