Der Weltenbaum

25.1.2022. Ein Schaltzentrum, eine Matrix, ist ein graphisches Schema, das mehrere Punkte durch Linien miteinander verbindet. In der Architektur ist ein Bauplan die Voraussetzung für jeden Neubau. Darauf sind Termine eingetragen, für die einzelnen Abschnitte. Werden sie nicht eingehalten, verzögert sich die endgültige Fertigstellung, und das wird teuer. Computerprogramme zeichnen Baupläne, aber die Ausführung überwachen Menschen. Wenn die Arbeiter Fehler machen, muss der Bauleiter sie rechtzeitig erkennen. Wenn er schlecht arbeitet oder keine Ahnung hat, schleichen sich sogar Fehler ein, die zunächst Niemand bemerkt, aber im schlimmsten Fall den späteren Abriss des gesamten Gebäudes verursachen. Dabei geht es nur um das Material, aber entscheidend ist die Optik. Wie sieht das Ganze aus? Das muss jeder Spaziergänger ertragen, aber mehr noch die Bewohner und das ganze Stadtviertel. Am Rand der Großstädte gibt es große Siedlungen mit einem Einkaufszentrum, aber kaum Gaststätten oder andere Treffpunkte. Wer nicht viel Geld hat, muss sich damit abfinden, und es gibt viele Betroffene. Das „Weimarer Bauhaus“ wurde 1919 als Kunstschule gegründet, ließ aber nur Zweckmäßigkeit gelten: Alle Teile eines Gebäudes sollten funktionieren, mehr nicht. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) ging das nicht anders, und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) waren die deutschen Städte total zerstört. Auch da musste schnell Ersatz geschafft werden.

Mittlerweile ist das 77 Jahre her, aber eine Änderung ist nicht in Sicht, bis auf Einzelfälle oder kleine Stadtviertel. Ein Schaltplan, eine Matrix, ist aber vergleichbar mit einem Baum, der lebendig ist, unterschiedliche Formen hat und wächst. In den skandinavischen Sagen, der Edda, ist das Fundament der Welt die Weltesche, deren Wurzeln und Zweige die Erde beschützen, aber nicht beschädigt werden dürfen. Das ist auch ein starkes Element in Richard Wagners „Nibelungenring“. Zum Thema „Weltesche“ gibt es hier 16 Artikel:

https://luft.mind-panorama.de/?s=weltesche&x=19&y=18

Zitat vom 13.11.15: „Von ähnlicher Wucht ist der Untergang des Göttervaters Wotan. Er schneidet einen Ast von der heiligen Weltesche und benutzt ihn als Speer, als Zeichen seiner Macht. Damit beginnt sein langsamer, unaufhaltsamer Untergang. Er war nur ein irdischer Gott und vergaß die Gesetze des Universums, die zeitlos gültig sind, zum Beispiel die Zehn Gebote, die Moses auf dem Berg Sinai von Gott empfing. Wer gegen sie verstößt, hat schon von vornherein verloren, auch wenn er sich eigene Gesetze schafft, die nicht mehr wert sind als ein Haufen Staub.“

In dieser langen Geschichte spielen auch die drei anderen Ur-Elemente eine Hauptrolle: Wasser, Feuer und Luft. Im Wasser entstanden die ersten Lebewesen, und in ihrem Körper ist Flüssigkeit der häufigste Stoff. Im Ritter-Roman „Parzival“, geschrieben durch Wolfram von Eschenbach (1160 – 1220) heißt es: „Vom Wasser kommt der Bäume Saft. Belebend, gibt das Wasser Kraft aller Kreatur der Welt.“ Das zweite Element, Feuer, war damals die stärkste Energiequelle im Alltag, so wie auch das Sonnenlicht. Wenn Wärme als Feuchtigkeit zu Wasserflecken verdunstet, landet sie danach in der Luft, die auch das Zeichen der Ideen und des Geistes ist. Solche Bilder nannte C.G. Jung (1875 – 1961) „Archetypen“, die in der Frühzeit, vor 2,6 Millionen Jahren im menschlichen Gedächtnis gespeichert und bis heute vererbt wurden. Wenn dabei Störungen erkennbar waren, verwendete Jung die Methoden seines Lehrers Sigmund Freud und der Psychoanalyse. Viel ist dabei nicht herausgekommen oder ich habe es übersehen, aber die archetypischen Symbole sind eine mächtige, sehr alte Kraft, zu der es hier zwei Kapitel mit über 700 Beiträgen gibt. Wenn man die Bilder übersetzt, entdeckt man eine eigene Sprache, die schon halb vergessen ist, aber immer noch wirkt. Weil sie Zeichen enthält, die Alarmsignale sein können oder zu lange Reden abkürzen.

Der Schaltplan der Zukunft muss nicht wie ein Baum aussehen. Er kann auch eine große Tafel sein, die immer breiter wird. Oder ein Wurzelgeflecht, das in die Tiefe geht und aus vielen einzelnen Zweigen besteht. Auch andere Vergleiche passen: Ein Gebirge, das hoch hinaus will, aber dazu ein breites Fundament braucht. Das können elektronische Schaltpläne sein, aber sie sind dann am wirkungsvollsten,wenn die Einzelteile sich gegenseitig ergänzen. Fehlt etwas davon, kann es sein, dass der ganze Organismus nicht lebensfähig bleibt. Das regelt die Natur von selbst, und Viele schauen dabei zu. Oder beteiligen sich am Fortschritt, also auch am Erfolg.

Die Geschichte vom Weltenbaum, der großen Esche, die das Leben auf der Erde beschützt, auch in der Morgendämmerung am Rhein,  gibt es  zu Beginn der Götterdämmerung. Hier hört man nur das große Orchester:

https://www.youtube.com/watch?v=LAMtDiFoaS4

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