Der Wert der erkennbaren Dinge

10.8.2021. Die Musik des Filmkomponisten John Barry habe ich immer gern gehört. Am 30.8.2020 schrieb ich: „The Beyondness of Things“ (Die Jenseitigkeit der Dinge) hat John Barry  nur für Hörer geschaffen. Im Aufnahmestudio, ohne Bilder, mit großem Sinfonieorchester und persönlichen Elementen, die man sofort als seine Handschrift erkennt: Ozeanische Streicherteppiche, romantische Waldhörner und schwere Posaunen des Jüngsten Gerichts. Feierliche Klarinetten und melancholische Oboen. Insgesamt ein Vielklang von Melodien mit Tiefenwirkung, die sich sofort im Gedächtnis ausbreiten und dort Signale auslösen, die man auch aus seiner Filmarbeit kennt. Berühmt wurde er mit den ersten James-Bond-Abenteuern. Als Shirley Bassey fragte, „Wie soll ich die Titelmelodie von `Goldfinger` singen?“ antwortete Barry, „Sing einfach, den Rest mache ich mit dem Orchester.“

Wenn man seine Studioaufnahmen hört, die ohne Bilder entstanden, begreift man ihn noch besser. Es ist Meditation, die Konzentration auf eine starke Idee und das Abstreifen aller Nebensachen. Zu diesem Thema gibt es hier schon über 60 Beiträge:

https://luft.mind-panorama.de/?s=meditation&x=14&y=13 

In ganz Asien ist diese Denkmethode weit verbreitet, auch dabei hat China eine führende Rolle. Der Buddhismus erwartet, dass jeder Mensch sich durch Meditation von seinen Fehlern reinigt und so lange wieder neu geboren wird, bis er dieses Ziel erreicht hat. Erst dann löst er sich auf im Nirwana und wird wieder zu einem Teil des Universums, in dem er entstanden ist.

Auf anderen Kontinenten denkt man zwar anders, aber wenn es ernst gemeint ist, gibt es dazu Begriffe, die sich nicht widersprechen. Die christliche Idee vom Paradies und den Wegen, dorthin wieder zurückzukehren, gibt es weltweit. In Verbindung mit der Phantasie sind daraus bedeutende Kunstwerke entstanden, deren Äußerlichkeiten sich zwar stark unterscheiden, aber nicht die Tiefenschichten unter der Oberfläche. In Richard Wagners zehn Hauptwerken ist das so, und esgibt dazu hier ein eigenes Kapitel mit 76 Beiträgen, das sich mit der „Deutung der Symbole“ beschäftigt. In den „Meistersingern“ bekommt den ersten Preis ein Lied mit folgendem Text: „Ein Garten lud mich ein, dort unter einem Wunderbaum zu schauen in seligem Liebestraum, das schönste Weib: Eva im Paradies!“

Die buddhistische Umsetzung hört man im „Tristan“-Finale: „Seht ihr’s Freunde? Seht ihr’s nicht?In dem wogenden Schwall,  in des Welt-Atems wehendem All –  ertrinken, versinken,  unbewusst, höchste Lust!“

Das meint auch die Überschrift dieses Beitrags: „Der Wert der erkennbaren Dinge“. Das ist der materielle Wert der Welt. Das Geld, das zum Leben notwendig ist. Aber nicht die wertlose Übertreibung, die schon viele Lebenspläne zerstört hat.

John Barrys Musik „The Beyondness of Things“ meint das Gleiche:

https://www.youtube.com/watch?v=67tN6ShNhiY 

Das ist die Wahrnehmung der Zeichen Gottes, die der Mensch erkennen kann, in der „Unio mystica“, der mystischen Vereinigung mit Gott.

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