Diamanten und Kirchenglocken

31.7.2021. Alles verändet seinen Wert. Auch Diamanten. Sie bleiben zwar unverändert als Luxusprodukt der Schmuckindustrie, können aber noch viel mehr. Harte Flächen schneiden. Das machen mittlerweile präzise Laserstrahlen. In Kriminalfilmen waren die Edelsteine ein begehrtes Beute-Objekt, zum Beispiel in dem Bond-Thriller „Diamantenfieber“. Die Kälte des Materials steht dabei im Gegensatz zur hitzigen Gier, mit der es gejagt  wird. Mittlerweile ist das Thema etwas altmodisch geworden. Als Schmuck wurde es von anderen Edelsteinen abgelöst. Man muss ihn nicht mehr mühsam in unterirdischen Bergwerken ausbauen, sondern er lässt sich auch aus Asche herstellen. Die Erde hat so viele andere Rohstoffe, deren Verarbeitung viel mehr Geld bringt, dass die abwechslungsreiche Vielfalt höhere Spitzenwerte erreicht.

Die Bewertung der Dinge ist mitten in einem gewaltigen Umbruch. Immer wichtiger wird, neben dem materiellen Wert und der Seltenheit, die praktische Verwendbarkeit. Das Urteil dazu sprechen nicht mehr Emotionen und modische Pracht, sondern der Verstand. Auf zwei Gebieten hat er einen mächtigen Hieb bekommen: Im Jahr 1900 erschien Sigmund Freuds „Traumdeutung“, die das Gedächtnis als eigene Energiequelle beschreibt, vor Allem der vorher unbekannte Bereich des Unterbewusstseins. Den zweiten Schlag gegen das traditionelle Denken führte Freuds Zeitgenosse Albert Einstein (1879 – 1955). Mit der Relavitätstheorie stellte er alle physikalischen Kenntnisse in Frage und schuf das Fundament für  die Elektronik, also für alle Computer.

Zur „Umwertung aller Werte“ habe ich am 12.7.21 einen Artikel geschrieben:

https://luft.mind-panorama.de/?s=umwertung&x=2&y=16 

Der Begriff stammt von Friedrich Nietzsche (1844-1900). Er gehört auch zeitlich in die Lebensdaten von Freud und Einstein. Seine philosophischen Schriften haben eine sprachliche Wucht, die in seinem Fach sehr selten ist. „Was mich nicht umbringt, macht mich stark“. Damit ist keine körperliche Kraft gemeint, sondern geistige. Seine leidenschaftliche Verehrung für Richard Wagner (1813 – 1883) schlug aus persönlichen Gründen in fanatischen Hass um. Die Gründe sind eine Sache für sich. Nietzsche bracht eimal das „Preislied“ von Brahms mit und legte es auf den Konzertflügel im Haus Wahnfried. Daraufhin wurde er sofort hinaus geschmissen. Aber da war noch mehr an feindseligem Zündstoff. Vermutungen und Gerüchte lassen sich heute ziemlich gut rekonstruieren und durchleuchten. Besonders verhängnisvoll war ein Brief von Wagner an Nietzsches Hausarzt, in dem er sich zur medizinischen Situation seines vorherigen Freundes äußerte. Ein nicht abgesprochener Vertrauensbruch. Ein Mosaikstein, der mit anderen Stolpersteinen das ganze Gebäude auseinander riss.

Auch das war der Auftakt zu einer ganz neuen Epoche. Das 19. Jahrhundert gilt als Inbegriff der Romantik, mit verträumten Nächten im Mondschein, an einsamen Seen. Aber das war auch schon der Fluchtpunkt aus der harten Wirklichkeit. Am lautesten schlug Karl Marx (1818-1883) auf die Pauke. Er bekämpfte die ungerechte Behandlung der Industriearbeiter in großen Fabriken, deren Besitzer er als „Kapitalisten“ und „Ausbeuter“ anprangerte. Er  starb im gleichen Jahr wie Richard Wagner, der als junger Mann  solche Ideen  bewunderte und mit dem russischen Anarchisten Michail Bakunin befreundet war. Gemeinsamen beteiligten sie sich am Aufstand in Dresden, im Mai 1849, um den König von Sachsen zu stürzen. Dabei läutete Wagner eine Kirchenglocke, zur Anfeuerung und wurde danach mit einem polizeilichen Steckbrief gesucht.

Er flüchtete nach Paris und sorgte mit dem neuen „Tannhäuser“  für einen Skandal. Die Aufführung wurde lärmend gestört, von den Trillerpfeifen reicher, adeliger  Mitglieder des örtlichen Jockey-Clubs die ihr gewohntes Ballett vermissten. Der Komponist lieferte nach und schuf mit dem „Venusberg-Bacchanale“ eine ungewöhnliche, feurige Orchestermusik, die schon auf seine späteren Spätwerke wie „Tristan“ deutlich hinweist, deren Klangsprache vorher noch nie zu hören war. Auch hier entdeckt man immer mehr Zeichen einer ganz neuen Zeitrechnung, wie auch bei den bereits erwähnten Freud, Einstein und Nietzsche.

Die Veränderung sind nicht beendet, sondern gehen weiter. „Die Vergangenheit ist nicht vorbei. Sie hat noch nicht einmal angefangen.“  Das schrieb Christa Wolf (1929 – 2011). Sie hatte ein hohes Ansehen in der ostdeutschen DDR und war dort preisgekrönte Staatsdichterin. Die große politische Wende vor dreißig Jahren hat sie um 20 Jahre überlebt und dabei viel nachgedacht. Wer ihre früheren Bücher kennt, kann sie nur mit Respekt betrachten. Aber sie war nicht allein. Aus der Gegenwart wird die Zukunft. Die Nachrichten melden zur Zeit Überschwemmungskatstrophen und medizinische Weltprobleme. Aber es gibt noch viel mehr. Darüber nachzudenken, ist das Haupt-Thema dieser Webseite, auch auf Problemlösungen hinzuweisen. Da ist Viele noch offen, aber machbar, in der begrenzten Alltagrealität und in einem noch viel größeren Rahmen.

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