Dichtes Laub 1989

2.2.2022. Bei langen Geschichten ist es schwer, den Spannungsbogen zu halten. Wenn er reisst, stürzt Alles ab. Beschränkt man sich auf Höhepunkte, wird es zu kurz oder die Übergänge funktionieren, auch die Zahl der unvermeidlichen Wiederholungen. 1988 endete das erste volle Jahr in München, begleitet von einer Überfülle von Ereignissen und Teilnehmern. Für Reisen gab es keine Zeit, aber im folgenden Jahr steigerte sich der Wunsch, die Grenzen zu verlassen. Im Februar war es das verschneite Freising und eine gründliche Wanderung durch die Stadt, deren historische Geschichte grenzenlos ist. Wenn man dafür Zeit hat. Der Sommer verging mit der Entdeckung neuer Biergärten und Treffpunkte, immer mehr im Süden, wo das mächtige Gebirgspanorama der Alpen den Tag begleitete. 25 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt, war die Abfahrt der Holzflöße in Wolfratshausen. wo Gruppen auf der Isar einen Ausflug nach München begannen. Dort gab es   die „Zentrallände“ in Thalkirchen, ein besonders idyllischer Ort. Auch abends waren da keine Nachbarn, und im kleinen Biergarten konnte man so lange bleiben, bis die Mitarbeiter keine Lust mehr hatten. Dort entstand die Idee, einmal auch noch Norden zu fahren.

Am 3.7. war es soweit. Mit dem Zug bis Hof, wo das Ausflugslokal Theresienstein, mit barocker Pracht ein guter Vorgeschmack war. Dann ein kleiner Ort, zum Übernachten und Kennenlernen der Bewohner, die einen ganz eigenen Dialekt sprachen. Am nächsten Tag stand Bayreuth auf der Wunschliste, dessen Wagner-Bedeutung hier oft genannt wird, aber vor Allem als geistige Dimension auch einen Spitzenplatz hat. Die Realität war angenehm, aber nichts Außergewöhnliches. Wenn man hinter die Bilder schaute, gelang das oft erst nach vielen Jahren. Ein Ergebnis ist hier das Kapitel Nummer Eins über die „unsichtbare Weltuhr“, mit drei Ergänzungs_Themen. Danach war ich mehrmals jährlich in der Stadt, manchmal auch im Winter,  und habe sie immer besser kennengelernt. Am Anfang war es nur eine Wiedersehens-Freude, in einem gedanklichen Ort, der mich seit 1966 beschäftigt hatte. Zufällig starb damals, am 17.10.1966,  Wieland Wagner, dessen künstlerische Faszination bis heute nicht ihre Kraft verloren hat. Am dritten Tag ging es nach noch weiter nördlich, zum 42 Kilometer entfernte Naila, mit einem roten Schienenbus dessen überlebende Exemplare später nach Afrika verkauft wurden. Ein Spaziergang durch den dichten Wald, ein Wirtshaus mit einheimischen Spezialitäten und ein  Zaubergarten, wo zu viel Wein ausgeschenkt wurde und deshalb der Tag früh endete. Am 6.7.89 war schon Abreisetag und vorher ein landschaftlicher Höhepunkt im Fichtelgebirge. Der Waldstein, mit archaischen Granit-Felsen wie aus der Urzeit  vor 13,8 Milliarden Jahren, als die Dimensionen von Materie, Raum und Zeit sich aus dem Urknall entwickelten.

So entwickelt sich aus Kleinigkeiten etwas ganz Großes, mit einer eigenen Form, wie bei den Blüten im Frühjahr, die später als dichtes Laub an großen Bäumen hängen. So war es seit der Kindheit, und die gleichen Regeln regieren das Universum und alle Phänomene dort. Wer diese Gesetze nicht ernst nimmt, scheitert bei allen Projekten, auch den ganz teuren. Dazu gibt es hier mehrere Kapitel, deren Überschriften man direkt unter diesem Text findet.

.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.