Dicke Stadtmauern

27.1.2022. Auch kleine Städte hatten jahrhundertelang eine dicke Stadtmauer, um sich vor Feinden zu schützen. In Wien wurde sie bei der Belagerung durch türkische Heere ab 1529 immer mehr ausgebaut. Das galt später als militärtechnisch veraltet. Am 20.12.1857 befahl Kaiser Franz Josef II.,die Mauer abzureißen und durch einen Boulevard mit vornehmen Prachtgebäuden zu ersetzen. In diesem Ring befinden sich die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, auch die Hofburg und das Rathaus. Im Frühjahr 2005 war ich zum letzten Mal dort, und danach gab es andere Reiseziele. Geblieben ist ein Jahreskalender, der alle zwölf Monate wiederholt, weil er keine Jahreszahlen hat und deshalb seit 17 Jahren anzuschauen ist, mit Breughel-Bildern, deren Originale im Kunsthistorischen Museum zu sehen sind. Zum ersten Mal wurde der Kalender damals betrachtet im Café Raimund am Volkstheater, und dieser Aufenthalt ist bis heure unvergesslich, auch weil auf der Speisenkarte der Text eines berühmten Lieds von Ferdinand Raimund (1790 – 1836) stand. Am Ende dieses Texts kann man es anhören.

Auch Münster hatte eine Stadtmauer, die seit 1770 eine Lindenallee für Spaziergänger ist. Die „Promenade“., zu der es hier schon 15 eigene Artikel gibt:

https://luft.mind-panorama.de/?s=promenade&x=12&y=12

An der Promenade steht auch der Buddenturm, ein Rest aus der Alten Stadtmauer, ein Thema auch der letzten eigenen Texte, die ich ab 1985 in Münster schrieb, bevor es zwei Jahre später nach München ging. Der Buddenturm war abends ein Geheimtipp, gleich gegenüber von den vielen Lokalen der Altstadt, weil sich dort die Schlaflosen trafen, die auch nach Mitternacht immer noch nicht nach Hause wollten. In Kleinstädten kann das ein Skandal werden. Mit vierzehn Jahren gab es das in meiner Geburtsstadt. Genau gegenüber von der alten Stadtkirche entdeckten Kirchgänger, dass in einem Lokal sich ein verdächtiges Publikum traf, das eigentlich gar nichts angestellt hatte. Der sofort alarmierte Pfarrer meldete Alle bei der Polizei, die Namen wurden beim Gerichtsprozess bekannt und sorgten dann wochenlang für Gesprächsstoff, den heute Niemand mehr interessiert, weil sich die Sitten seit damals stark verändert haben und in Großstädten überhaupt keine Rolle mehr spielen.

Das hat Formen in allen Bereichen angenommen, die auch unangenehm ankommen, zu Recht, wenn nicht einmal mehr die einfachsten Grundregeln menschlicher Zusammentreffen beachtet werden, beim Benehmen und bei den Gesprächsthemen. Das hat sich ganz langsam entwickelt, zufällig schon seit 30 Jahren und die Schattenseiten der Großstadt noch mehr verdunkelt. Vermeiden kann bei das, indem man einfach das Thema wechselt und die Alltagsgewohnheiten. Aber es ist wie in Gruselfilmen: Mitwirkende sind überall zu finden, auch wenn die erwachsenen Zuschauer davon nichts wissen wollen. Das geht dann in Kategorien, wo die Justiz eingreifen muss, aber die Augen zumacht, weil eigentlich gar nichts zu sehen ist. Dafür empfiehlt tsich das Kapitel „Unsichtbare Spuren“, das hier schon in über 80 Artikeln erwähnt wird:

https://luft.mind-panorama.de/?s=unsichtbare+spuren&x=9&y=13

Kein Grund für übertriebenes Misstrauen. Die Fälle sind nicht neu und werden in Zukunft viel schneller und genauer erledigt. So wie auch ganz andere Themen. In den orientalischen Märchen aus Tausendundeiner Nacht heißt es: „Die Wahrheit liegt nicht in einem einzigen Traum. Die Wahrheit liegt in vielen Träumen.“

Marlene Dietrich sang 1952 das am Anfang erwähnte „Hobellied“ von Ferdinand Raimund:

https://www.youtube.com/watch?v=hxN-YqguUR8

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