Die beste Mischung

23.7.2022. Die Chemie mischt unterschiedliche Stoffe, vor tausend Jahren nannte sie sich Alchemie und wollte den Stein der Weisen finden, der Alles in Qualität verwandelt. Echtes Gold sollte künstlich hergestellt werden, doch als die Naturwissenschaften ihre Testmethoden verbesserten, war Schluss mit dem  zerplatzenden Traum. Der gleiche Schritt wird oft unterlassen, wenn  man politische oder wirtschaftliche Ergebnisse überprüft, sind sie falsch. Den Schaden baden die Nutzer aus, in Firmen sind das die Mitarbeiter. Schon für  Neulingr ist das erschütternd, noch schlimmer ist es, wenn gegen die Feststellungen starke Widerstände aufgebaut werden. Immer von zwei Gruppen: Den Ahnungslosen oder den Gewinnern. Beide sind kampfbereit, sie sitzen auf goldenen Thronen und wollen nicht gehen, wenn der Lack schon abbblättert. Unter einem dünnen Goldlack versteckt sich verrosteter Schrott, soll aber bewundert werden. Die  eng verflochtenen Netzwerke wollen weiter im Sumpf sich ausbreiten und Wanderer verschlucken.

Diese Zustandsbeschreibung galt schon vor fünfzig Jahren, am ersten Arbeitsplatz, und sie ist noch viel älter. Noch älter als 2.6 Millionen Jahre, das ist der Beginn der Menschheitsgeschichte. Und sie reicht zurück bis zum Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren, als die Dimensionen von Raum, Zeit und Materie entstanden.

Die Technik macht alles perfekter, doch die Computerprogramme haben immer noch gefährliche Lücken. Weil bei der Mischung Einzelteile vergessen werden, die das Ergebnis verfälschen. Geschieht das absichtlich, fällt es immer schneller auf, weil die Messmethoden auch bei einem Durcheinander immer genauer werden. Als Datum kann man einfach das Jahresende festlegen, dann sind auf jeden Fall Vergleiche möglich zwischen heute und der Zukunft, die sich nicht abschalten lässt. Das gilt auch als Warnung für die Sünden der Vergangenheit. Sie verschwinden nicht, sondern landen in Datenspeichern, deren Türen sich nicht nur mit Sicherheitsschlössern öffnen lassen, sondern von Jedem, der die Gesetze der Logik versteht und sie mit persönliche Erfahrungen verbindet.

Zwei Termine haben einen persönlichen Wert, werden aber nur deshalb erwähnt, weil dahinter sich eine ganze Welt öffnet, für die Betroffenen. Am  Montag, übermorgen, ist das Datum der 25. Juli. Vor 37 Jahren, am 25.7.88, traf ich am Münchner Marienplatz, mitten im Menschengedränge, eine unbekannte Person. Es kam zu  einem kurzen Gespräch, aus Langeweile, das fortgesetzt wurde am benachbarten Viktualienmarkt. Es entstand eine angenehme Spannung, dann folgte noch ein Stammlokal am Sendlimger Tor. „Und jetzt?“ Die Antwort war, „Bloss raus aus diesem Ameisenhaufen.“  Nach zwanzig Minuten ging der Tag weiter in einer Wohnung und dauerte dann bis zum nächsten Morgen. Dabei blieb es auch nicht, Ende 1996 waren acht Jahre vergangen, der Lack war ab, die Streitereien steigerten sich. Und danach war Funkstille. Das wiederholt sich grenzenlos, danach wird der Überblick wichtiger. Die Bewertung der Qualität. Einige Gesichter verschwinden für immer. Und das ist gut so.

Ganz aus dem Rahmen fiel immer der 25. Juli, seitdem ich, als Füfzehnjähriger 1965, zum ersten Mal eine Übertragunng der Bayreuther Festsiele, im Radio anhörte, aus fast achthundert Kilometern Entfernung. An dieser Verbindung hat sich niemals etwas geändert, sondern sie beherrscht das Kapitel Nummer Eins, über die „unsichtbare Weltuhr.“ Von der Stadt habe ich 2019 Abschied genommen, bei geographischen Orten ist das kein Grund zur Traurigkeit. Auch die persönlichen Erfahrungen reichen schon lange. Ein einziges Mal war ich vor zehn Jahren beim Eröffnungstag, im Jahr 2012. Um zehn Uhr morgens begann das „Grabsingen“, mit Wagnermusik, und Jeder kann kostenlos dabei sein. Es war stimmungsvoll, reichte aber für immer.  Erinnerungen sind eine Schatztruhe, selbst wenn man sie abschließt, bleiben sie. Auch in einer Stärke, die nicht nachgelassen hat. Was zur Zeit aktuell ist, spielt keine Rolle mehr. Bewertungen verändern sich, aber sie werden auch weniger wichtig. Was bleibt, sind viele andere Themen. Man lernt nie aus, aber die Überraschungen müssen keine Sensationen sein.  Jahrelange Vergleiche zeigen das Innenleben aller Organismen, und dann kann es ein Grund sein, darüber zu berichten. Noch besser wäre es bei einigen Themen, wenn sie sich noch mehr herumsprechen, weil dann die Belastungen schwächer werden. Wenn das auch in den Tagesnachrichten nicht erkennbar ist, muss man abwarten. Bis zum Jahresende oder noch länger. Die Gründe dafür sind kein Geheimnis.

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