Die Düsseldorfer Altstadt 1971

15.1.2022. Im November 1971 begann eine dreijährige Ausbildungszeit in Münster, und viele Lehrgänge fanden in Düsseldorf statt, einem wichtigen Geschäfts- und Industriezentrum. Weil das Leben nicht nur aus Arbeit besteht, gab es dort auch einen hohen Freizeitwert. Direkt am Rhein, war die Altstadt ein Sammelpunkt von Wirtshäusern und Richtung Innenstadt gab es einen „Golfstrom“, weil dort die Abende besonders lebhaft waren. Gleichzeitig entfaltete die Stadt Münster ihre eigenen Attraktionen, in der historischen Altstadt. Für gesellige Runden war immer etwas los, und allein blieb nur, wer das auch wirklich wollte oder unbeliebt war. Das ließ sich schnell feststetllen. Siebzehn Jahre später, in München, geriet Vieles außer Kontrolle, weil zu viele Belästiger sich breit machten.

Düsseldorf hatte kein schönes Stadtzentrum. Im Krieg war Alles zerbombt worden, und danach dominierte das „Weimarer Bauhaus“, mit austauschbaren Schuhschachteln, in denen aber Menschen lebten. Zum Thema „Bauhaus“ gibt es hier noch 14 andere Artikel. Die Fassaden änderten aber nichts am Innenleben. Wer abends Leute treffen wollte, hatte rasch seine festen Ziele. Gesichter kamen und gingen, einige blieben länger, die meisten verschwanden wieder in ihrer eigene Welt. Und dort hineinzuschauen, war oft spannend. Zu einem einzelnen Menschen gehören immer seine Bekannten, die Probleme im Beruf, und daraus ergaben sich Gespräche, die nächtelang dauern konnten und auch wiederholt wurden. Das Gedächtnis baut die einzelnen Teile zusammen, findet Vergleiche und Bilder, wie bei einem farbigen Mosaikfenster, das aus kleinen Glassteinen besteht, aber insgesamt eine außergewöhnliche Wirkung hat, wenn es in einer mittelalterlichen Kathedrale, wo im Osten der Altar steht, von der Morgendämmerung immer heller erleuchtet wird. Dieses Bild ist ein Symbol der Erkenntnis und ihrer höchsten Stufe, der Erleuchtung. Das ist die mystische Vereinigung des Menschen mit den sichtbaren Zeichen Gottes, die er erkennen kann.

Die Treffpunkte können ganz unterschiedlich aussehen, aber sie haben ein gemeinsames Innenleben: Den Gedankenaustausch mit Fremden, die allmählich immer offener und vertrauter werden, wenn es dafür eine gemeinsame Basis gibt. Das kann auch ein sprachloses Herumstehen sein, aber dabei entsteht kein Dialog. Düsseldorf war immer mit einer Berufsausbildung verbunden, aber in den Gedanken geblieben sind nur die längst beendeten Begegnungen mit aufmerksamen Gesprächspartnern, die auch immer eine persönliche Distanz beachteten und gingen, wenn die Zeit dafür gekommen war. Davon kann man auch viele Jahre später noch träumen, selbst wenn sie in der Realität überhaupt keine Rolle mehr spielen. 1972 nahm das immer stärkere Formen an. Das ist jetzt fünfzig Jahre her. Die Bilder haben sich verstärkt, wenn sie insgesamt gut waren, und der Gesamteindruck ist so lebendig wie alte Fotos, die man plötzlich wiederfindet und so aussehen, als wären sie erst gestern entstanden. Fotos sind Bildsignale, die auch neue Gedanken und Ideen auslösen. Also eine Brücke in die Zukunft, die aber nur Jeder selbst finden kann, wenn er sich nicht einmischt, gegen den klar erkennbare Willen der Beteiligten. Das ist in München leider nicht besser geworden. Trotzdem muss die Sehnsucht nach einer guten Vergangenheit kein Problem sein, wenn man keines, künstlich daraus macht. Das Wort Meditation ist bekannt, aber nicht immer die Methode. Wenn man sich auf Hauptsachen konzentriert und Nebensachen in den Hintergrund schiebt, ergibt sich daraus eine Ebene, die man sogar an beliebten Treffpunkten finden kann, wenn man das trainiert und innerlich dazu bereit ist. Alles andere ist Zeitverschwendung, wenn es nicht notwendig ist.

Die Düsseldorfer Jahre sind fest verbunden mit Bonnie Tyler und ihrem Lied „Lost in France“, das damals in allen Diskotheken lief:

https://www.youtube.com/watch?v=gK-SVR86ThY.

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