6.7.2021. Vor etwa 13,8 Millionen Jahren ereignete sich der Urknall, der Beginn des Universums, der Anfang von Raum und Zeit. Physiker haben das ausgerechnet, und Fachleute bezweifeln es nicht. Zitat: „Das kosmologische Prinzip besagt, dass das Weltall zur selben Zeit, an jedem Raumpunkt und auch in alle Richtungen, für große Entfernungen gleich aussieht. Das stimmt nicht ganz. Ein Blick zum Sternenhimmel mit bloßem Auge zeigt, dass das Universum in der näheren Umgebung der Erde überhaupt keine Einheit ist, denn die Verteilung der Sterne ist unregelmäßig. Auf einer noch größeren Skala ist gar keine Struktur mehr erkennbar. Dies rechtfertigt die Beschreibung des Universums als Ganzes, durch das kosmologische Prinzip.“ So formuliert es das zuverlässige Wikipedia-Lexikon. Es meint damit, dass ein grosses Welt-Prinzip die Voraussetzung hat, Kleinigkeiten zunächst nicht zu beachten und stattdessen, als Arbeitshilfe, zur Vereinfachung, eine gemeinsame Überschrift festzulegen.
Anders geht es gar nicht, sonst entsteht ein grenzenloses Chaos. Das Stichwort „Kosmische Dimensionen“ findet man direkt unter diesem Text, mit 45 Einzelbeiträgen. Und auf der Startseite dieser Webseite „Der königsblaue See“ steht, gleich am Anfang: „11.1.2015. Der Titel des Blogs bedeutet, dass unter einer glatten Wasseroberfläche auch viele Dinge ablaufen, die man zunächst gar nicht sieht. Man erkennt manchmal nur eine helle Oberfläche, in der sich der blaue Himmel spiegelt. Aber das ist nicht Alles. Die Farbe „königsblau“ ist das Merkmal des Lapislazuli-Steins, war früher ein Erkennungszeichen der mächtigen Herrscher, der Zauberer und Magier, die den nachtblauen Sternenhimmel deuten konnten und entspricht der dunklen Farbe der Nacht, die Vieles verbirgt, was erst im hellen Tageslicht der Erkenntnis deutlich sichtbar wird.“
Die Kosmologie, das Universum, war auch das Haupt-Thema von Albert Einstein (1879 – 1955) Als junger Physiker beim Züricher Patentamt entdeckte er, dass einige bekannte Formeln nicht hundertprozentig stimmten. Daraus entwickelte er seine hoch komplizierte Relativitätstheorie. In Kurzform: Energie ist abhängig von Masse und Geschwindigkeit. Das war auch das Fundament der Elektronik, die erst später ausgebaut wurde und heute die ganze Welt beherrscht. Einstein wollte sogar noch mehr: Eine Formel für das ganze Universum, den Kosmos. Das gelang ihm aber nicht. Als Zeitgenosse von Sigmund Freud (1856 – 1939), der die Abgründe des menschlichen Innenlebens enträtselte, tauschte er mit ihm sogar ein paar Briefe aus. Aber ihre Wissensgebiete waren unterschiedlich, und der Kontakt schlief ein.
Seit der Steinzeit vor 2,6 Millionen Jahren entwickelt sich die Menschheit immer weiter, hat viele Fortschritte erreicht, wird aber immer noch gebremst von Systemfehlern und falsch aufgebauten Organisationen. Auf fernen Kontinenten, aber auch in Europa. Die Sachprobleme werden automatisch, immer besser erkannt, aber an zu vielen Schalthebeln sitzen Fehlbesetzungen. Man muss nicht einmal die Staatsformen ändern. Denn die Überfülle von Gesetzen führt zu Verstößen, die nicht aufgeklärt und beendet werden. Das ist Musik aus der Vergangenheit, die keine Zukunft mehr hat. Die Mitwirkenden verstehen das nur teilweise und bruchstückhaft. Aber manchmal genießen sie auch ihre Freizeit und haben das Bedürfnis, sich auszusprechen. Schwer ist das nicht, aber sie schleppen in ihren Erfahrungen längst Bremsklötze mit sich herum, die ihre ganze Denkweise verlangsamen und verkleinern. Auch das ist keine Fremdsprache, sondern hat nur künstliche Grenzen. Solche Gespräche können sehr spannend sein, wenn die Mitwirkenden sich ergänzen.
Besonders, wenn sie sich gar nicht persönlich kennen. Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) wurde in Halle an der Saale geboren. Sein gleichaltriger Kollege Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) in Eisenach, Sachsen-Anhalt. Beide Städte sind nur 190 Kilometer voneinander entfernt, aber beide trafen sich nie. Händel wurde berühmt als Londoner Hofkomponist des Königs Georg I. Seine Musik ist festlich, wurde bei Feuerwerken gespielt und bei gemütlichen Schiffsfahrten des Herrschers auf der Themse. Bach blieb aber in seiner begrenzten, eigenen Heimat. ab 1708 in Weimar und Köthen Die letzten 27 Berufsjahre war er in Leipzig. Dort stritt er ständig mit seinem Arbeitgeber, dem Stadtrat. Sie wollten nur einen Dirigenten, aber keinen Komponisten und erkannten das Genie nicht, das fast dreißig Jahre lang in ihrer Nähe arbeitete und auch Werke des Reformators Martin Luther (1483 – 1546) in große Klang-Kathedralen verwandelte. Luther stritt heftig mit dem Papst und der römischen Kirche, Bach wird heute sehr oft in katholischen Messen aufgeführt. Er bevorzugte eine klare, logische Musiksprache, die tiefe, meditative Elemente enthält.
Wenn die alte Barockmusik von Händel und Bach als früher Anfang der ganz großen Musik bewertet wird, dann steigerte sich Albert Schweitzer (1875 – 1965) in seinem umfangreichen Buch über Bach zur höchsten Stufe. Er nannte Bach bewundernd „Alpha“, den Anfang der Musik an sich. Und „Omega“, das Ende aller Klänge, war für ihn Richard Wagner (1813 -. 1883). Wagner erklärte nur, dass er zum Thema Bach nicht genug Worte fand, aber: „Man sollte ihn nicht Bach, sondern Ozean nennen.“ Also grenzenlos. In den Wagnerwerken wird der Name des Leipzigers überhaupt nicht erwähnt, aber im Spätwerk von den „Meistersingern“ gibt es mehrere, eindeutige Klang-Ziate: Die „Prügel-Fuge“ eine nächtliche Straßen-Schlägerei. Die Verlesung der „Tabulatur“, der traditionellen Regeln für den Gesang.
Wenn aus dem physikalischen Urknall das ganze physikalische Universum entstand, dann ist aus der Barockmusik, mit ihren begrenzten Instrumenten, der grenzenlose Kosmos der Musikdramen entstanden, die auf mehreren Ebenen und Tiefenschichten einen Text, Szene, Orte zu einer gedanklichen Einheit verbinden, mit Gedankenbrücken erweitern und durch eine gewaltige Musik noch vertiefen.
Bach verwendete den Kontrapunkt, dabei werden zwei unterschiedliche Melodien gleichzeitig gespielt. Sein Bewunderer schaffte im Vorspiel der „Meistersinger“ drei Melodien gleichzeitig, und Wagner sagte stolz: „Das ist angewandter Bach!“ Und so hörte sich das an, als 1959 Fritz Reiner die Leitung hatte:
https://www.youtube.com/watch?v=Rh7qPYLE-d0
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