Die Goldenen Jahre 1951 – 1966

14.9.2020. Als Goldenes Zeitalter bezeichnet man die besten Jahre einer Epoche. Das passierte schon oft, aber hier soll es nur um eine Einzige gehen.

Wieland Wagner starb am 17.10.1966 in der Münchner Nussbaumklinik. Seine Inszenierungen hatten immer für großes Aufsehen gesorgt. Bei der Prügelszene in den Meistersingern meinten Zuschauer, die Chorsänger hätten tatsächlich zugeschlagen. Den Tannhäuser eröffnette das Ballett des Franzosen Maurice Béjart mit einem riesigen Gitternetz, das sich von oben herabsenkte. Die Tänzer trugen fleischfarbene enge Kostüme, als wären sie nackt. Wieland führte strenge Sitten ein. Wer als Zuschauer zu spät kam, wurde erst zur nächsten Pause in das Haus gelassen, auch wenn er viel Geld hatte und prominent war. Während einer Probe schaute ein Sänger nur kurz auf seine Armbanduhr. Wieland herrschte ihn an, „Verlassen Sie sofort das Haus!“

Solche Berichte machten immer neugierig. Die vielen existierenden Szenenphotos noch mehr. Sie zeigen vor Allem starke abstrakte Symbole, verzichteten auf altmodisches Gerümpel und setzten dramatisch Farbe, Licht ein, bei einer sparsamen hoch konzentrierten Personenführung. Sandor Konya, der Sänger des Lohengrin 1958, bekam die Anweisung, sich bei der Gralserzählung nicht zu bewegen, damit die Zuhörer sich auf Text und Musik konzentrierten.

Nach Wielands frühem Tod wurde sein Lebenswerk immer aufregender entdeckt. Sämtliche zehn Hauptwerke seines Großvaters habe ich nach vollständigen Radio-Übertragungen allmählich auswendig gelernt. Drei Jahre später, ab 1970, sorgte die gründliche Beschäftigung mit der Tiefenpsyychologie von Sigmund Freud für imer neue Erkenntnisse, auch in der Musik.

An die „Goldenen Jahre“ kann man im Wahnfried-Museum noch viel umfangreicher, wirkungsvoller gedenken. Dasb enachbarte große, alte Hauptgebäude kann vorher mit Möbeln aus den Lebensjahren des Komponisten zwar nicht wieder völlig neu auferstehen, aber die Zimmer kann man im Stil des damaligen Jahrhunderts wieder vollständig als historische Wohnräume ergänzen und ausfüllen, zur Einstimmung der Besucher.

Im Erdgeschoss des benachbarten „Siegfried-Anbaus“ ist zunächst eine angemessene Ausstellung der Dokumente aus der dunklen Hitlerzeit rasch und kritisch zu ergänzen.

Im ersten Stock des „Siegfried“-Flachbaus ist Platz genug für die „Goldenen Jahre“ von 1951 bis 1966, als es in Bayreuth jeden Sommer zu weltweit bewunderten Spitzenleistungen kam. Die besten Sänger und Dirigenten der Welt waren dabei oder saßen im Publikum. Für Eintrittskarten gab es jahrelange Wartezeiten. Die Klatschpresse kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Anspruchsvolle scharfe Kritiken wurden in voller Länge in den offziellen Programmheften abgedruckt.

Zur Einstimmung gut geeignet ist Till Haberfelds aufwändiger Bildband über Wieland:

https://www.br-klassik.de/aktuell/br-klassik-empfiehlt/buecher/buchtipp-wieland-wagner-haberfeld-bauer-100.html

Und so sah das aus, als kurzer Filmausschnitt :

https://www.youtube.com/watch?v=PKh9XN4OY3I

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Aufgrund schlechter Erfahrungen wird an das gesetzliche Urheberrecht erinnert. Das marktübliche Beratungshonorar geht direkt an die Ausstellung zu den „Goldenen Jahren“.

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