Die große Uhr

1.6.2022. Jede aktuelle Nachricht enthält so viele Sensationen, dass sie langweilig werden, weil nichts Besseres dabei herauskommt. Früher konnte man das beim Ausgehen erleben, spät abends. Die Treffpunkte waren überfüllt, Lichter und Klänge wechselten pausenlos, auch die Besucher wechselten. Am nächsten Tag fehlten die Einzelheiten, weil das Meiste sich wiederholt hatte. Hitchcock zeigte das in einer langweiligen Kleinstadt. Eine  Figur sagt, „Wenn doch endlich einmal etwas passierte!“ Dann hält draußen ein Reisezug, damals noch mit pechschwarzen Rauchschwaden, die sich vergrößern. Zu Besuch kommt „Onkel Charly“, den alle schon lange vermisst haben. Sie wissen nicht, dass er ein eiskalter Mörder ist, der sich auf einsame Witwen spezialiiert hat. Die Polizei ist ihm schon auf der Spur, da versteckt er sich bei seinen Verwandten. Sie sind begeistert, aber es meldet sich auch „Der Schatten eines Verdachts“. So heißt der Film.  Denn Charly zuckt zusammen, wenn er das Wort „Witwe“ hört und schreit, man sollte das sofort unterlassen. Seine Nichte, mit dem Spitznamen „Charlie“, wundert sich. Sie geht in die Stadtbibliothek und findet in alten Zeitungen Berichte über einen gesuchten Witwenmörder. Sie entdeckt danach immer mehr unauffällige Spuren, bis das ganze Bild vollständig ist. Er reist ab, wieder mit einem schwarz qualmenden Reisezug, und als sie sich verabschiedet, versucht er sie aus der Tür,  gewaltsam  nach draußen zu drängen. Dass gelingt nicht, er stürzt selbst aus der Tür und wird sofort von einem ankommenden Gegenzug überrollt.

Die Hochspannung des Films ensteht nicht durch Gewalt und herumgeisternde Gespenster, sondern durch die harmlosen Einzelheiten. Wie bei einem Mosaikbild setzen sie sich zusammen,  aus einzelnen Glassplittern, die aber ganz genau zusammmenpassen. In mittelalterlichen Kathedralen gab es solche Mosaikbilder im Osten, neben dem Altar, wo auch die Sonne aufging. Gott sieht Alles, auch die schwärzesten Schatten in der Finsternis und ihre Verursacher. Der Beginn eines Arbeitstages sorgt für die Fortsetzung und Erledigung von Projekten, die noch nicht beendet sind. Der Mittag zeigt den Augenblick, wenn an einem Sommertag das Licht am stärksten ist. Ein Zeichen der Erkenntnis und ihrer höchsten Stufe, der Erleudhtung. Schaut man vom Festspielhaus in Bayreuth genau nach Süden, findet man am Horizont die mittelalterliches Stadtkirche. Eine Verbindung, wie der große  Zeiger einer Uhr. Der Drehpunkt ist, nicht zufällig, am Sternplatz. Von dort kommt man, genau in östlicher Richtung zum Wohnhaus Richard Wagners. Der kleine Zeiger der „unsichtbaren Weltuhr“, und damit beginnt das erste Kapitel hier. Das Zeichen habe ich entdeckt und auch gedeutet, einen Dank dafür gab es bis heute nicht. Man  muss nicht an Zufälle glauben, aber das war der Tag des Abschieds und meines letzten Besuchs in Bayreuth, vor drei Jahren.

Die Hintergründe sind vielen Lesern bekannt, deren Daten hier immer geschützt werden. Aber der Anfang war im September 2000, als ich zum ersten Mal an einer offenen Diskussion im Internet teilnahm, zwölf Jahre lang. Auch Schnee von gestern, der nicht aufgewärmt werden muss, aber das Gedächtnis des Menschen enthält viele alte Bilder. Hier beginnt das mit der Kindheit im Münsterland, dann  folgen die Jahre in Münster, von 1971 bis 1987 und so weiter. Dabei entwickelten sich die Themen, die hier in 46 Kapiteln (Kategorien) zu finden sind. Sie erweitern alle Farben, nach den Gesetzen der Logik und der Phantasie, die dabei nicht außer Kontrolle gerät, denn alle Fakten lassen sich überprüfen, mit jeder Suchmaschine.

Viele Jahre lang habe ich gern Gespräche geführt, nicht nur mit besonders klugen Menschen, sondern auch mit denjenigen, deren Eltern kein Geld für etwas Besseres hatten. Mit dummen Sprüche kann man sie sofort vertreiben, aber dabei habe ich die besten und zuverlässigsten Freunde gefunden. Es ist erstaunlich, wie viel davon beschädigt werden kann, wenn sich dumme Personen einmischen. Ein beliebtes Speiselokal habe ich zwanzig Jahre lang gern besucht. Dann tauchten Gäste auf, die sich auffällig benahmen. Natürliche Fehlbesetzungen. Nur ein Mitarbeiter reagierte darauf. In einem Frühjahr, das etwas kühler warm, bat ich ihn um einen Getränkewärmer. Das ist ein kleiner Metalltopf mit heißen Wasser, wo man auch kalte Getränkeflaschen hineinstellen kann. Er brachte eiskaltes Wassser, danach sogar ein zweites Mal, mit der Bemerkung, „Es ist doch immr dasselbe! Verlassen Sie sofort dieses Lokal.“ Dieses Recht hat jeder Gastwirt, gebraucht es aber nicht ohne Grund. Es  gab keinen einzigen, zwanzig Jahre lang. Später kam heraus, dass die auffälligen, neuen Gäste Wichtigtuer waren, die gezielt aktiv wurden.

So etwas wird bezahlt, und dann wird auch der Auftraggeber immer klarer erkennbar. Es gibt sogar Spezialfirmen dafür, und Mitarbeiter von Security-Firmen haben mir das bestätigt. Die meisten sind angenehm, aber sie kennen diese Geschichten. Dass dabei auch Film-Firmen mitmachen, war an den Verkleidungen der Mitwirkenden erkennbar. Und im Musiktheater gibt es schlechte  Vorstellungen, die vom Publikum lautstark abgelehnt werden. Gleichzeitig klatschen  kleine Gruppen ausdauernd Beifall, die anschließend sich in der Nachbarschaft versammeln, wo auch große Künstler ihren Kaffee trinken, wenn dafür Zeit ist. Das ist gar nicht so selten, aber die Masche ist immer die gleiche.

Grundsätzlich gilt hier die Methode, sich nicht in tausend Kleinigkeiten zu verzetteln, sondern mit kurzen Beispielen einen langen Teppich auszurollen, den Jeder selbst finden muss. Vieles liegt offen auf der Straße, aber die Brillen haben keine guten Gläser. Wer das zu spüren bekommt, verdient jede Unterstützung. Die anderen werden, zunächst  einfach weitermachen. Aber das Licht im Juni kann auch ein Alarmignal sein. Die Häufigkeit kann sogar weniger werde, umso besser für Alle. Eine Uhr muss nicht unsichtbar sein, wenn sie tickt. Und auch einen Rhythmus hat, der funktioniert. Was es für Fehler dabei gibt, ist  eine andere Sache, die aber,  mit nur wenigen Ausnahmen, immer besser erkennbar ist.  Das macht jede künstliche Aufregung überflüssig, den Tiefschlaf allerdings kann man vergessen, wenn das  Aufwachen noch dringender wird und dabei auch mehr  Energie  braucht, weil sonst der höchste Berg einfach zusammenbricht.

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