1.11.2020. Gestern war die Lange Nacht zur bevorstehenden Präsidentenwahl, am 3. November, in den USA. Der Gewinner herrscht wieder vier Jahre lang. Man sah jetzt aber auch die Situation der ganz armen Amerikaner. Auf einem Parkplatz für Wohnwagen leben ganze Familien, die offen sprachen. Sie können sich keine Medikamente leisten, müssen aber viele Ärzte selbst bezahlen. Und alle Freizeit-Beschäftigungen, die Spass machen, aber Geld kosten. Dafür springen manchmal freiwillige Helfer ein. Arbeitseinkommen haben die Parkplatz-Bewohner nicht. Die meisten sind einfach, aber sauber gekleidet. Sie lassen sich nicht einfach hängen, haben aber zur Zeit keinen Ausweg. Von Aggressionen bemerkte man nichts, sie wollen friedlich zusammen leben. Eigentlich die idealen Bürger.
Aber es ist ja auch nur ein Zeichen für die Unfähigkeit, die Wissenslücken vieler politischen Regierungen in der Welt. Als Zwölfjähriger sah ich in einer westfälischen Kleinstadt die ersten Gastarbeiter, Anfang der Sechziger Jahre. Das ist schon einige Jahrzehnte her. Aber die Gäste blieben freiwillig. München heißt auf italienisch „Monaco“. Das ist längst die Hauptstadt des Mezzogiorno (Mittagsland), also Süditaliens. Südlich von Neapel regiert die Armut, da wandern Viele lieber aus. Dem Revolutionär Garibaldi gelang schon 1860 die politische Einheit von ganz Italien. Aber überhaupt nicht die ökonomische, also auch nicht die soziale Einheit. Bis heute. Die ersten Gastarbeiter sparten viel Geld in Deutschland, arbeiteten dafür hart und ließen die Familien zu Hause, aus Kostengründen.
In vielen Kleinstädten, auf der ganzen Welt, beobachten sich die überschaubaren Bewohner gegenseitig, von morgens bis abends. Darum bedeutet eine Auswanderung zunächst auch mehr Freiheit. Wenn keine wachsamen Hausfrauen oder Kollegen zu Hause warten, gelten auch keine Grenzen mehr. Das kann die Lebensfreude kräftig steigern, vorübergehend. Einsamkeit ist aber kein auswegloses Schicksal, wenn man sich in der Fremde genauer umschaut.
Manche werden durch eigenen Fleiß reicher. Oder durch alte Beziehungen aus der Heimat. Und die Vielfalt der Möglichkeiten ist grenzenlos, auch im Privatleben. Im einfachen Wohnzimmer eines Pizzeria-Mitarbeiters aus Kalabrien sah ich vor vierzig Jahren eine geschmückt Ecke. Mit einer rot leuchtenden Gondel aus der Traumstadt Venedig. Und einer kleinen Statue der Gottesmutter Maria. Die beiden Pole der äußerlichen und der inneren Welt. Damals fragte ich ihn, warum er keine Freundin hat, obwohl er gut aussah und eine Freundin gern wollte. Er sagte nur, „Ich arbeite von mittags zehn Uhr bis zehn Uhr abends, mit einer zweistündigen Pause mittendrin.“ Viel Geld kam dabei nicht heraus. Aber einsam war er auch nicht. Zufallstreffen waren dabei, zwangsläufig eine Hauptsache. Aber sie sind auch gut für die persönliche Laune, die Abwechslung will. So lange man dabei nicht zum Gesetzesbrecher wird und die unzerstörbaren Regeln beachtet, die in keinem schriftlichen Buch stehen. Die Universalregeln der Weltordnung, die für alle Staaten gilt. Sie schenken Freiheit, strafen aber auch unerbittlich. Nicht in den vielen Formen der freien, gegenseitigen Liebe, aber bei Lügen, Habgier und Verrat.
Wenn man lachen will, dann schaue man sich Frank Zander an. „Fast schon wie Caruso“:
https://www.youtube.com/watch?v=K9NkJ0nF22U
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