20.9.2019. Das Wort „Medium“ wird oft unterschätzt. Es bezeichnet keine Extreme, sondern die „Mitte“ zwischen Hell und Dunkel. Bei der Temperatur einer Flüssigkeit ist sie nicht zu heiß oder zu kalt, sondern gut zu trinken.
Das darf man nicht übertreiben. Wenn ein Mensch sich selbst für einen Superlativ hält und das den Rest der Welt auch gern spüren lässt, muss er ganz vorsichtig mit Alkohol sein. Kürzlich hatte ich ein lebhaftes Gespräch mit Superman persönlich, aber hat dabei ein Glaserl Wein zu viel getrunken. Dann wollte er noch einkaufen gehen. „Das schaffst du nicht.“ Diese Warnung hat er natürlich in den Wind geschlagen, und torkelte los, in alle Himmelsrichtungen. Ich habe noch nicht einmal mehr hingeschaut und war auch nicht besorgt. Denn bei solchen Leuten stehen immer ein paar sportliche Security-Leute unauffällig in der Nähe und sorgen dafür, dass sie seine Einkaufstüte selbst füllen und ihn sicher nach Hause bringen. Sonst verlieren sie nämlich ein paar wichtige Aufträge.
„Medium“ bedeutet auch Vermittler. Bote. Die Verbindung zwischen zwei Bereichen, die man nur teilweise erkennen kann. Damit lässt sich viel Geld verdienen. Auf Esoterik-Messen gibt es kleine Läden, die Gespräche mit Verstorbenen vermitteln. Jeder Besucher kann dort vorbeigehen und dafür zahlen. Die Möblierung besteht aus einer schmalen Kabine mit einem Vorhang, der sich zuziehen lässt, aber jedes Wort für Passanten hörbar macht. Dazu kommen zwei Stühle für den Verkäuder und seinen Kunden, außerdem ein Tisch für private Dokumente. Zuerst fragt der Verkäufer den Kunden ganz schnell aus. Welchen verstorbenen Verwandten oder Freund möchte er am liebsten sprechen. Gab es gemeinsame Hobbies, Streit oder Reisen? Danach betreten beide die Kabine, und der dünne Vorhang wird geschlossen. Der Geister-Experte sagt, „Onkel Hans, bist du es? … Ja, er meldet sich. Ich soll schöne Grüße bestellen. Onkel Hans, euer letzter Streit war ganz überflüssig. Wärt ihr doch lieber nach Südamerka geflogen. Vielleicht lässt sich das bald nachholen, wenn du uns mal wieder besuchst.“
Solche Veranstaltungen gib es tatsächlich. Für einsame Menschen mit wenig Verstand und Geld. Es handelt sich um Täuschung und Betrug. Das kann man mit unseren Strafgesetzen ganz rasch heilen. Aber die Polizei, die jeden Verkehrssünder mit eiserner Hartnäckigkeit zum Bußgeld bittet, macht nichts. Weil es sich um Glaubensfragen handelt, die jeder frei verwirklichen darf. Aber auch das ist eine Sinnestäuschung.
Ernstzunehmende Medien gab es in der Antike. Zum „Orakel von Delphi“ reisten viele Gäste an. Die Priesterin hatte eine Sonderbegabung und konnte aufgrund ihrer alltäglichen Wahrnehmungen spüren, dass eine Krise in der Luft lag oder ein Krieg bevorstand. Unter Zwang verstummen solche Begabungen, und schon damals hielt jeder Besucher einen deutlichen, respektvollen Abstand vor dem Mysterium. Moderne Überwachungstechnik, auch in ihren raffiniertesten Formen, hätte da gar nichts erreicht, sondern nur zerstört.
Als Vermittler einer anderen Welt gilt der antike Hermes Trismegisthos, der vermutlich eine Idee aus dem viel späteren Mittelalter ist. Überliefert ist der Text seiner „Tabula Smaragdina“ (Tafel aus Smaragd), die ganz einfache Sätze enthält, die es aber in sich haben. Zum Beispiel: „Das Kleine ist wie das Große.“ Damit sind die Dimensionen von Mikrokosmos und Makrokosmos gemeint, ein zentrales Thema der Naturwissenschaften mit dem Hinweis darauf, dass zum Beispiel auch winzige Organismen wie Käfer ähnlich funktionieren wie ganz große Lebewesen. Das hat Folgen für die Erforschung physikalischer und biologischer Gesetze, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Verbrecherwerkzeuge wie gestohlene Macht oder schmutziges Gold landen in welkenden, vertrockneten Händen, die alles Lebendige aussaugen und vernichten wollen.
Das sind nicht die Arbeitsmittel der ehrlichen Handwerker – das unbestechliche Winkelmaß oder das Stabilität sichernde Gleichgewicht der Waage – mit denen schon vor tausend Jahren mächtige Bauten entstanden für die Ewigkeit. Sie schufen keine feindseligen Betongebäude, die wie genormte Schuhschachteln aussehen, sondern haben große Zeichen für die lebhafte Gegenwart und die ferne Zukunft. Ohne gedankliche Grenzen. Ohne Ende.
Das Medium ist immer nur die Mitte von zwei Dimensionen. Nicht heiß und nicht kalt. Sondern die Vermittlung zwischen Extremen.
Ein Bote aus der unerreichbaren Welt, die der Mensch nur teilweise erkennt. Das spielt sich ab zwischen Realiät und Transzendenz, der Brücke zur Unendlichkeit, dem Überschreiten der sichtbaren Wirklichkeit. Für den Verstand ist das nicht fassbar. Aber es existiert, wie alle anderen spürbaren Zeichen, die unsere Erkenntnisfähigkeit überschreiten. Solche Erscheinungen die völlig verborgen bleiben, lassen sich nicht einmal spekulativ berechnen. Selbst Hypothesen, also Vermutungen, die Voraussetzung sind für überprüfbare wisennschaftliche Forschungen, sind hier außerhalb des Erreichbaren.
Das Weltall dehnt sich lautlos immer mehr aus. Die Geschwindigkeit lässt sich berechnen. Aber sie sagt Nichts aus über andere Welten hinter dem Kosmos.
Doch erkennbar sind sie für eine Dimension, die schon in den frühesten Hochkulturen einen klaren Namen hatte. Der ägyptische König Echnaton sprach von „Aton“ und verehrte keinen anderen Gott. Aton – das ist die Sonne, die stärkste Energie für unseren Planeten. Aber nicht die einzige. Gedanken können ganze Welten neu erschaffen.
Eine Ahnung dieser Macht erkennt man in der Musik von Gustav Holst über „Die Planeten“ :
https://www.youtube.com/watch?v=7lG0UMlkScA&list=PLBznM5P4Jcu0uAkLqhk_xXuetQA2Lo_Ba