28.11.2021. Ein Medium ist ein Fernsehkanal oder ein Administrator im Internet. Vor vielen Jahren fragte ich einen jungen Studenten in einem Biergarten, was für einen Beruf er denn lerne. Er antwortete „Medien-Manager“. Da gibt es viel Konkurrenz, jahrelang muss er sich darauf konzentrieren und sparen, bis die Konkurrenz ihm die Beute trotzdem, vor der Nase wegschnappt. In der Antike, vor dreitausend Jahren, war das Medium eine Person, die zwischen Menschen und Göttern vermittelte und Botschaften austauschte. Auch Zukunftsprognosen Als der steinreiche griechische König Crösus die Tempelpriesterin in Delphi fragte, ob er einen bevorstehenden Krieg gewinnt, antwortete sie: „Dann geht ein großes Reich verloren.“ Er verstand das erst, als er besiegt wurde und sein eigenes Land dabei verlor.
Hätte er sich die Frage gespart und den Krieg, wäre ihm Nichts passiert. Die Rätselbilder der symbolischen Bildersprache lassen sich übersetzen wie ein Wörterbuch. Dafür gibt es hier ein eigenes Kapitel, mit bisher 148 Beiträgen. Und zusätzlich „Die magische Welt der Symbolik“ mit 500 Artikeln.
Das wichtigste Beispiel sind die zehn Hauptwerke von Richard Wagner, die im ersten Kapitel von der „unsichtbaren Weltuhr“ erklärt werden. Er war ein Medium mit einer außergewöhnlichen Naturbegabung, für eigene Texte und eine Alles vertiefende Musik. Seine Symbole hat, auf gleicher Augenhöhe, sein Enkel Wieland (1917 – 1966) in geniale Bilder verwandelt. Tippt man seinen Namen in die Such-Funktion ein, rechts oben auf dieser Seite, bekommt man sofort über 70 Treffer, also genauso viele eigene Artikel.
Die großen Wagnerwerke sind wie ein Tryptichon, ein dreiteiliger Kirchenaltar. Der Seitenflügel links sind die drei Frühwerke. Rechts die drei Spätwerke. In der Mitte ist das reich geschmückte Zentrum. Der vierteilige „Ring des Nibelungen“. Er ist ein Gleichnis vom Anfang und Ende der Welt, deren erstes Leben tatsächlich im Wasser begann. Am Ende verbrennt der ermordete Held Siegfried auf einem großen, reinigenden Scheiterhaufen, die Götter verbrennen in ihrer Burg, der Machtzentrale Walhall. Der Rhein tritt über seine Ufer, reinigt und übernimmt wieder den verfluchten Ring aus Gold, das Zeichen für Lüge, Verrat und andere Verbrechen, das auf dem Boden des tiefen Flusses verschwindet. Das Riesenorchester erzeugt dabei viel krachenden Lärm, in den sich aber eine überirdische, hymnische Musik mischt: Die Melodie von der Allmacht der Liebe. So wie in einer anderen Melodie aus Beethovens letzter Sinfonie, wenn ein großer Chor singt: „Alle Menschen werden Brüder. Brüder, über dem Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen ! “
Zum ersten Advent heute: Orchestermusik aus dem „Ring“, 1967 glanzvoll dirigiert von Leopold Stkowski: Da tönt und hallt das Universum, für 38 Minuten, in der Londoner Royal Albert Hall. Morgendämmerung und Sonnenaufgang am Rhein. Siegfrieds Trauermarsch. Und zum Schluss Brünnildes große Abrechnung mit der alten, verdorbenen Welt, und deren Untergang, vor dem brennenden Scheiterhaufen mit dem toten Siegfried.
https://www.youtube.com/watch?v=PgLGJubDEuU
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Der vollständige Text des Finales:
„Brünnhilde allein in der Mitte. Nachdem sie lange in den Anblick Siegfrieds versunken war, wendet sie sich jetzt, mit feierlicher Erhobenheit, an die Männer und Frauen.
BRÜNNHILDE zu den Männern:
Starke Scheite
schichtet mir dort
am Rande des Rheins zu einem Haufen !
Hoch und hell
lodere die Glut,
die den edlen Leib
des hehrsten Helden verzehrt.
Sein Ross führet daher,
dass mit mir, dem Recken es folge:
denn des Helden heiligste
Ehre zu teilen,
verlangt mein eigner Leib.
Vollbringt Brünnhildes Wort!
Die jungen Männer errichten, während des Folgenden, vor der Halle, nahe am Rheinufer, einen mächtigen Scheiterhaufen: Frauen schmücken diesen dann mit Decken, auf welche sie Kräuter und Blumen streuen. – Brünnhilde versinkt von Neuem in die Betrachtung des Antlitzes der Leiche Siegfrieds. Ihre Miene nimmt eine immer sanftere Verklärung an.
So klar wie die Sonne
strahlt mir sein Licht:
der Reinste war er,
der mich verriet!
Die Gattin betrügend –
treu dem Freunde -,
von der eigenen Vertrauten –
einzig ihm teuer –
schied er sich durch sein Schwert.
Echter als Er
schwur keiner Eide;
treuer als Er
hielt keiner Verträge;
lauterer als Er
liebte kein Andrer!
Und doch, alle Eide,
alle Verträge –
die treueste Liebe –
betrog keiner wie Er! –
Wisst ihr, wie das wurde?
Nach oben blickend.
Oh, ihr, der Eide
ewige Hüter!
Lenkt euren Blick
auf mein blühendes Leid;
schaut auf euere ewige Schuld!
Meine Klage hör,
du hehrster Gott!
Durch seine tapferste Tat,
von dir so gern erwünscht, –
weihtest du den,
der sie gewirkt,
dem Fluche, dem du verfielst –
mich musste
der Reinste verraten,
dass wissend würde ein Weib!
Weiß ich nun, was dir frommt?
Alles, Alles,
Alles weiß ich, –
Alles wurde mir nun frei.
Auch deine Raben
höre ich rauschen;
mit bang ersehnter Botschaft.
send ich die beiden nun heim. –
Ruhe, ruhe, du Gott!
Sie winkt den Männern, Siegfrieds Leiche auf den Scheithaufen zu tragen; zugleich zieht sie von Siegfrieds Finger den Ring ab und betrachtet ihn sinnend.
Mein Erbe nun
nehm ich zu eigen. –
Verfluchter Reif!
Furchtbarer Ring!
Dein Gold fasse ich
und gebe es nun fort.
Der Wassertiefe
weise Schwestern,
des Rheines schwimmende Töchter, –
euch dank ich redlichen Rat:
was ihr begehrt,
ich gebe es euch:
aus meiner Asche
nehmt es zu eigen!
Das Feuer, das mich verbrennt,
reinige vom Fluche, den Ring! –
Ihr in der Flut,
löst ihn auf,
und bewahrt rein
das lichte Gold,
das euch zum Unheil geraubt.
Sie hat den Ring sich angesteckt und wendet sich jetzt zu dem Scheiterhaufen, auf dem Siegfrieds Leiche ausgestreckt liegt. Sie entreisst einem Mann den mächtigen Feuerbrand, schwingt diesen und deutet nach dem Hintergrund.
Fliegt heim, ihr Raben!
Raunt es eurem Herren,
was hier am Rhein ihr gehört!
An Brünnhildes Felsen
fliegt vorbei!
Der dort noch lodert,
schickt Loge nach Walhall!
Denn der Götter Ende
dämmert nun auf.
So werf ich den Brand
in Walhalls prangende Burg.
Sie schleudert den Brand in den Holzstoss, der sich schnell hell entzündet. Zwei Raben sind vom Felsen am Ufer aufgeflogen und verschwinden nach dem Hintergrund. Brünnhilde entdeckt ihr Pferd, das gerade zwei Männer hereinführen.
Grane, mein Ross!
Sei mir gegrüßt!
Sie ist ihm entgegengesprungen, faßt es und entzäumt es schnell; dann neigt sie sich vertraut zu ihm.
Weißt du auch, mein Freund,
wohin ich dich führe? –
Im Feuer leuchtend,
liegt dort dein Herr,
Siegfried, mein seliger Held.
Dem Freund zu folgen,
wieherst du freudig?
Lockt dich zu ihm
das wilde Feuer ?
Fühl meine Brust auch,
wie sie entbrennt,
helles Feuer
das Herz mir erfaßt, –
ihn zu umschlingen,
umschlossen von ihm
in mächtigster Liebe,
vermählt ihm zu sein! –
Heiajaho! Grane!
Grüß deinen Herren!
Siegfried! Siegfried! Sieh!
Sie hat sich auf das Roß geschwungen und beginnt jetzt mit dem Sprung.
Selig grüßt dich dein Weib!
Sie sprengt das Pferd, mit einem Satz, in den brennenden Scheithaufen. Gleichzeitig prasselt der Brand hoch auf, so dass das Feuer den ganzen Raum vor der Halle erfüllt und diese selbst schon zu ergreifen beginnt. Entsetzt drängen sich die Männer und Frauen nach dem äußersten Vordergrund. Als der ganze Bühnenraum nur noch von Feuer erfüllt erscheint, erlischt plötzlich der Glutschein, so dass bald nur noch ein Dampfgewölk zurückbleibt, das sich zum Hintergrunde verzieht und dort am Horizont sich als finstere Wolkenschicht lagert. Glichzeitig ist vom Ufer her der Rhein mächtig angeschwollen und hat seine Flut über die Brandstätte gewälzt. Auf den Wogen sind die drei Rheintöchter herbei geschwommen und erscheinen jetzt über der Brandstätte. Hagen, der seit dem Vorgang mit dem Ring, Brünnhildes Benehmen mit wachsender Angst beobachtet hat, gerät bei dem Anblick der Rheintöchter in höchsten Schreck. -Er wirft hastig Speer, Schild und Helm von sich und stürzt, wie wahnsinnig, sich in die Flut.
HAGEN.
Zurück vom Ring!
Woglinde und Wellgunde umschlingen mit ihren Armen seinen Nacken und ziehen ihn, so zurückschwimmend, mit sich in die Tiefe. Floßhilde, den anderen voran schwimmend, hält jubelnd den gewonnenen Ring in die Höhe. Durch die Wolkenschicht, die sich am Horizont lagert, bricht ein rötlicher Glutschein mit wachsender Helligkeit aus. Von dieser Helligkeit beleuchtet, sieht man die drei Rheintöchter auf den ruhigeren Wellen, des allmählich wieder in sein Bett zurückgetretenen Rheines, lustig mit dem Ringe spielend, gemeinsam im Reigen schwimmen. Aus den Trümmern der zusammengestürzten Halle sehen die Männer und Frauen, in höchster Ergriffenheit, dem wachsenden Feuerscheine am Himmel zu. Als dieser endlich in stärkster Helligkeit leuchtet, erblickt man darin den Saal Walhalls, in dem die Götter und Helden, so wie nach der Schilderung Waltrautes im ersten Aufzuge, versammelt sitzen. Helle Flammen scheinen in dem Saale der Götter aufzuschlagen. Als die Götter von den Flammen gänzlich verhüllt sind, fällt der Vorhang.“
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