14.11.2021. Viele Menschen langweilen sich an einem Sonntag wie heute. Wenn sie keine Interessen haben. Wer arbeiten muss, kann in der Gastronomie zuschauen, wie Andere sich langweilen und darf sie dabei freundlich bedienen. Für wenig eigenes Geld. Als Kind ging mir das genauso, weil ich nicht viel wusste. Trotzdem melden sich oft Bilder aus der Kindheit, und man versteht sie immer besser und deutlicher. Katastrophen spielen sich noch einmal ab, die jahrelange Wirkungen hatten oder auf berufliche Wege lenkten, die von Raubvögeln belagert waren. Heute bedauere ich meistens, wenn Gespenster aus der Vergangenheit tatsächlich wieder auftauchen, aber sie sind dankbare Studienobjekte und merken das noch nicht einmal. Wer dann auch noch mit aufdringlichem Benehmen auffällt, kann sich in der Geisterbahn bewerben, wenn draußen ein Schild hängt: „Neue Gespenster eingetroffen!“
Die altmodischen Geisterbahnen mit ihren wackelnden Totenköpfen und unheimlichem Geheul, besuche ich gar nicht mehr, auch nicht die modernen mit den vielen Digital-Knallern. Nur im Wiener Prater gab es – vor 26 Jahren ( ! ) eine unvergessliche Idee. Wenn man am Ende der Zirkusfahrt ausstieg, sah man schon die freundlichen Lichter der harmlosen Schiffschaukeln und der Bratwurstbuden. Doch hinter einer unscheinbaren Holzwand sprang plötzlich ein junger Student mit weiß geschminktem Gesicht hervor, fuchtelte wild mit den Händen und schrie: „Huuuu!“ Damit hatte Keiner gerechnet, es passte auch nicht zu den zappelnden Gummipuppen vorher Aber es wirkte, wenn auch nur kurz. Als Idee war es gut.
Ich vermisse immer noch den harmlosen Anblick des Managers von den Bavaria-Filmstudios vor vier Jahren. In einem menschenleeren Lokal setzte er sich an den Nebentisch und tippte hektish auf seinem Laptop herum. Das war Absicht. Er betrachtete pausenlos kurze Szenen aus ganz neuen Kinofilmen. Da ich ihn noch nie gesehen hatte, war das inszeniert. Wunschgemäß, auch ohne Worte vorher, begann ein sehr spannendes Gespräch. Bei einem solchen Lockvogel beißt man gern an. Er seufzte aber auch über den Mangel an Ideen in der Filmbranche und behauptete: „Die Wirkung eines Horrorfilms kommt aus der Angst.“ Der Gegenbeweis waren die Meisterwerke von Hitchcock. Wenn man diesen Namen eintippt, rechts oben in der Suchfunktion, findet man sofort 50 Artikel zu diesem Thema. Also war er auch ein Leser dieser Webseite und hatte die Standortfeststellung seines Mobiltelefons benutzt, die sofort den genauen Aufenthaltsorts einer Zielperson anzeigt, mit Umgebungskarte.
Leider zeigt er sich danach nur noch drei Mal, in einem Abstand von mindestens zehn Metern und starrte herüber. Und ich hatte keine Lust, hinter ihm herzulaufen, vermisse aber unsere wenigen Gespräche, die sicherlich auch für ihn und seine besten Freunde sehr unterhaltsam geworden wären.
Stattdessen möchte ich etwas über einen der besten Horrorfilme aller Zeiten und seine Methoden erzählen. Es handelt sich um „Die Nacht des Jägers“ von 1955, den einzigen Kinofilm des berühmten Schauspielers Charles Laughton. Am 30.10.20 habe ich dazu einen Artikel geschrieben:
https://luft.mind-panorama.de/die-nacht-des-jaegers/
Der Film zeigte überhaupt keine Verbrechen direkt, aber ihre Folgen. Am Anfang sieht man eine Bauernscheune. Draußen spielen Kinder. Plötzlich springt die Tür auf. Man sieht nur die ausgestreckten Beine eines Mordopfers, und die KInder laufen weg. Gleichzeitig hört man eine laute Männerstimme aus dem Nichts, mit einem Bibelzitat: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“ Nämlich die schlechten Trauben in einem Weinberg, die weggeworfen werden müssen. So steht es in der Johannes-Apokalypse. Dazu gibt es hier ein eigenes Kapitel, mit 79 eigenen Artikeln. Man findet sie sofort, wenn man auch dieses Stichwort eintippt, rechts oben in der Such-Funktion.
Der laute Sprecher am Anfang wird dann gezeigt. Es ist ein teuflischer Wanderprediger, der ein schwarzes Priestergewand trägt und auf einem weißen Pferd reitet. Auf seinen beiden Handflächen ist eine pechschwarze Tätowierung: „Liebe“ und „Hass“. Er sucht Mordopfer, die er mit frommen Bibelsprüchen täuscht. Im nächsten Dorf findet er zwei elternlose Kinder. Von ihrem bereits hingerichteten Vater hat er gehört, dass in seinem Haus viel Geld versteckt ist. Er weiß aber nicht, dass es in einer Spielzeugpuppe des kleinen Mädchens eingenäht ist. Um die Kinder auszuspionieren, macht er sich hinterlistig an ihre Nachbarin heran (Shelley Winters). Die zwingt der schon in der Hochzeitsnacht, neben dem Bett niederzuknien und laut fromme Bibelsprüche aufzusagen. Ihr Schicksal wird auch nur durch die Folgen gezeigt: Ein anderer Nachbar, der Boote vermietet, schaut in den Wasserteich seiner Firma. Dort schwimmt in der Tiefe eine Wasserleiche. Das Opfer. Danach fliehen die Kinder vor ihm. Zunächst sucht er sie vergeblich. Ganz stark ist die Szene, als sich beide in einem Holzschuppen unterwegs verstecken. Der Junge wird nachts wach, weil er draußen die laute Stimme de Predigers hört, der fromme Bibelverse singt und auf seinem weißen Pferd in der Ferne vorbei reitet. Der Junge flüstert nur,“Schläft er denn niemals?!“
Der ganze Film ist mit solchen Methoden aufgebaut und steigert sich dabei immer mehr, obwohl kein Blut und keine Gewalt gezeigt werden, sondern nur ihre Wirkung. Die heutigen Horrorfilme beherrschen das nicht, man schaue sich nur die Reklame an. Ich empfehle das Kapitel „Die magische Welt der Symbolik“ hier, mit 142 Beiträgen.
Die Handlung spielt nur in amerikanischen Kleinstädten, wo eigentlich jeder Nachbar alle fremden genau beobachtet. Der Einzige, der hier wirklich etwas merkt und durchschaut, ist der kleine Junge. Auch das ist typisch für die Gegenwart. Im Kapitel „Elektronik“ werden hier laufend Methoden der Kriminallität vorgestellt, die selbst bei Experten nicht bekannt sind. Umso schlimmer für die Opfer.
Damit räumt ein ganz anderer Horrorfilm auf: „Night Hunter“ (Die Nacht des Jägers) , nicht zu verwechseln mit dem gerade analysierten Meisterwerk. Er stammt aus dem Jahr 1986, treibt viel Aufwand für die große Kinoleinwand, hat aber die gleiche Qualität und das hohe Niveau des ersten Film. Regisseur Sam Firstenberg wagt sich in die ganz große Politik.
Zur Handlung schreibt die Wikipedia: „Matt Hunter war einer der besten Männer des Geheimdienstes, bis eine Bombe, die für ihn bestimmt war, seine Eltern tötete. Daraufhin quittierte er den Dienst und zog sich auf die Ranch seines Großvaters Jimmy zurück, um sich um seine jüngere Schwester Sarah kümmern zu können. Larry Richards, ein erfolgreicher schwarzer Politiker aus New Orleans, der sich um den Sitz im Senat bewirbt, ist der beste Freund von Matt Hunter. Aufgrund seiner Hautfarbe und politischen Ambitionen ist Richards ins Visier von Pentangle geraten, einer elitären, rassistischen Bruderschaft aus Politik und Wirtschaft, welche ihn aus dem Weg räumen will.
Als auf Richards während des Mardi Gras ein Anschlag verübt wird, dem sein Sohn zum Opfer fällt, lässt Hunter, welcher ihn zufällig zur selben Zeit besuchte, ihn auf die Farm seines Großvaters bringen. Doch die Pentangle lauert bereits auch hier. Mitglieder der Vereinigung töten Richards mitsamt der gesamten Familie und entführen Matts Schwester. Hunter muss nun, um seine Schwester zu retten, sich einen Kampf auf Leben und Tod in den Sümpfen Louisianas mit den Anführern von Pentangle stellen. Nach und nach schafft es Hunter schließlich, die vier Anführer von Pentangle zu besiegen und seine Schwester zu retten.“
Dieser Film zeigt alle Register des großen Popcorn-Kinos, wo man aber das Knistern mit den Popcorn-Tüten vergisst. Er beginnt und endet in einem menschenleeren Sumpf. Die „Pentangle“-Bande macht dort Menschenjagd auf ihre Feinde. Sie tragen große weiße Masken und schießen mit Harpunen. . Eine Harpune ist eine Waffe mit einer scharfen Stahlspitze. Das erinnert an das Pentagramm, das magische Fünfeck. Am 4.10.20 habe ich dazu einen Artikel geschrieben, was es genau bedeutet. Und noch 14 andere, die man alle sofort findet, mit der Such-Funktion rechts oben.
https://luft.mind-panorama.de/?s=pentagramm+&x=15&y=12
Die letzte Szene im Film von Sam Firstenberg zeigt, wie der siegreiche Geheimagent seinem Vorgesetzten Bericht erstattet. Der freut sich nicht, sondern schaut nur sehr ernst, wortlos. Was das Alles bedeutet, finden echte Kinofreunde von selbst heraus. Darum ist jeder weitere Kommentar dazu überflüssig.
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