Die Risse an der Oberfläche

11.7.2021. Lücken und Risse an der Oberfläche bemerkt man bei einem kleineren Bild sofort. Bei einem größeren können Fehler unvermeidlich sein, wenn es schon alt ist Zum Beispiel bei einer Stadt. Die hässlichen Teile verschwinden nie vollständig, aber überall gibt es Inseln, die man gern besucht. Münster in Westfalen hatte eine begrenzte Größenordnung, deshalb lagen auch die beliebtesten Plätze nicht weit voneinander entfernt. Denkt man an sie, gehört dazu auch die nächste Umgebung und deren Bewohner. Massenbetrieb war die Ausnahme, also sind es unverwechselbare Originale.

In den größeren Lokalen blieben die Gäste an den Tischen allein für sich oder in Gruppen. Spannender war es, wenn lange Theken und Biertische den Raum beherrschten. Die Nähe erzeugte automatisch Gespräche für einen Abend oder eine Verbundenheit, die länger dauerte. Unruhestifter  und Wichtigtuer waren schnell erkennbar, stadtbekannt und dämpften deshalb ihre Auffälligkeiten. In diesem großen Rahmen ergaben sich auch Vereinstreffen, Theaterbesuche, Ausflüge, aber das war mit Gewöhnung oder Langeweile verbunden, je nach den Teilnehmern. Erfrischend war Alles, was nicht lange geplant war oder angenehme Überraschungen. Das breite Fundament wurde immer stabiler und sicherer, aber unvergesslich blieben die aufblitzenden und wieder verwehenden Fälle, die eine anregende Hochstimmung auslösten, den Horizont erweiterten und ein unverwechselbares Eigenleben hatten. Das meiste spielte sich innerhalb der Promenade ab, einer Linden-Allee, die nach dem Abriss der alten Stadtmauer als kreisförmiger Wanderweg schnell zu sämtlichen Sehenswürdigkeiten führte. Hier gibt es dazu ein paar andere Artikel:

https://luft.mind-panorama.de/?s=promenade&x=17&y=11 

An der Promenade, nicht weit vom Buddenturm, lag zum Beispiel das Wirtshaus „Pulverturm“. Wenn man abends den kleinen Biergarten verließ, waren draußen im Sommer viele Spaziergänger unterwegs, die einen ruhigen Platz suchten, aber nicht unbedingt allein. Möglich war das überall, aber ein paar feste Ziele waren dafür bekannt. Zum Beispiel der Buddenturm, über den ich am 11.6.21 schrieb: „Gegenüber ist die historische Altstadt mit vielen Lokalen. Tagsüber sieht man in dem kleinen, angrenzenden Park viele Familien auf den weißen Holzbänken, nachts gehen dort schlaflose Stadtbewohner herum.  Im September 1987, vor der endgültigen Abreise,  verstärkte sich die  Bereitschaft, viele Leute noch einmal wiederzusehen. Nicht weit war das Stadttheater, wo ich viele Opern in guter Besetzung angeschaut habe.“

Auch das ist längst vorbei. Die Vergangenheit kann man nicht immer wieder aufwärmen, weil Alles sich verändert, auch die Grundeinstellung. Nicht eine Vielzahl von Menschen, sondern eine begrenzte Auswahl ist das Wichtigste. Wer zu viele angebliche Freunde an sich heranlässt, hat in Wirklichkeit überhaupt keine oder nur Falschgold. Daraus ergibt sich eine Verzettelung mit Kleinkram und die Ablenkung von Hauptsachen. Eine Geschäftsbilanz addiert außerdem positive und negative Werte lückenlos. Wenn am Ende das Minus zu groß ist, steigert sich der sichere  Misserfolg bis zur Pleite. Menschlich ist das traurig, aber finanziell eine Sackgasse, in der sich viele Träume sammeln, aber nicht mehr weiterkommen. Vermeidbar sind Enttäuschungen nur dann, wenn eine ernsthafte  Planung  rechtzeitig, also früh genug, vorausgeplant  und berechnet wird. Das Ergebnis kann dann keine Überraschung mehr sein.

Eine besondere Freude ist Bachs Orchestersuite Nr. 3. Nach 6.30 Minuten hört man das berühmte Air:

https://www.youtube.com/watch?v=oNrkLUhdJd4

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