26.2.2016. Die Roseninsel am Westufer des Starnberger Sees war ein beliebter Treffpunkt für den Märchenkönig Ludwig II. und seine seelenverwandte Sissi, Kaiserin Elisabeth von Österreich. Dort verbrachten sie viele Stunden im Gedankenaustausch. Seit ein paar Jahren kann man das nachvollziehen, denn die Gebäude und Landschaften der kleinen Insel wurden restauriert. Das Bild unten ist dort im letzten Sommer entstanden.
Landschaften haben eine eigene Sprache. Auch Formen. Gläser. Die Gesichtsmuskulatur. Farben. Kleidung. Die Ausstattung von Räumen. Sie sprechen zum Betrachter, je nach dem, was er wahrnehmen kann. Sie erzeugen Wirkungen. Reflexe. Anregungen, stellen Verbindungen her. Das ist ein Hauptthema der Psychologie. Wer diese Sprache nicht versteht, bekommt Probleme oder missbraucht vorsätzlich die Macht der Psyche. Mit den Methoden der Gehirnwäsche kann man die Persönlichkeit eines Menschen umschalten, vom Positiven auf das Negative. Aber das funktioniert nicht immer. Das liegt an zwei Phänomenen: Subtilitätsprinzip und Subordinationsprinzip.
Ist das ein nebulöses Wortgeklingel ? Steckt etwas dahinter ? Die Subtilität ist das Feinste, das Empfindsamste. Die Subordination ist die Unterwerfung, der stumme, passive Gehorsam. Zwischen beiden Extremen bewegt sich die Welt.
Richard Strauss (1864 – 1969) komponierte schrill-schreiende, hysterische Monster-Opern wie „Elektra“ oder den vierstündigen, walzerselig verträumten „Rosenkavalier“. Aber er war auch ein Meister der Miniatur. Sein Lied „Zueignung“ wird gern von vielen berühmten Sängern als Zugabe vorgetragen. Es dauert keine zwei Minuten, aber darin hat Strauss seine ganze Kraft gebündelt und konzentriert wie in einem Atomkraftwerk, das mit kleinsten Teilchen eine riesige Energie entfesseln kann. Eine hymnische, überirdische Melodie, ganz kurz und knapp. Doch dahinter ist die ganze Welt. Der spanische Tenor Alfredo Kraus hat kaum deutsche Texte gesungen. Aber dieses Lied von Richard Strauss hat ihm gefallen. Der Text:
„Ja, du weißt es, teure Seele,
Daß ich fern von dir mich quäle,
Liebe macht die Herzen krank,
Habe Dank.
Einst hielt ich, der Freiheit Zecher,
Hoch den Amethysten-Becher,
Und du segnetest den Trank,
Habe Dank.
Und beschworst darin die Bösen,
Bis ich, was ich nie gewesen,
heilig, heilig ans Harz dir sank,
Habe Dank.“
Alfredo Kraus singt „Zueignung“ (1.42 Minuten):
https://www.youtube.com/watch?v=6gN6whgD65E
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