Die schiefen Kreise der Planeten

10.9.2020. Ein Kreis hat an jeder Stelle den gleichen Durchmesser. Darum gilt er als vollkommenes geometrisches Gebilde, so wie auch der mächtige Energiespender Sonne und der Runde Tisch, an dem sich der Sagenkönig Arthur in England mit seinen besten Rittern versammelte. Wenn der Kreis aus einem Gummiband besteht, muss man nur an einer einzigen Stelle ziehen, und es entsteht eine schräge Ellipse. Das ist die Form der asiatischen „Mandel-Augen“, also auch der fernöstlichen Weisheit. Und auch die Flugbahn der Planeten im Universum. Ein Kreis verbraucht weniger Energie als eine Ellipse mit dem gleichen Durchmesser an ihrer weitesten Stelle, in der Mitte. Trotzdem hat die Natur das so gewollt, auch bei allen anderen Formen spielt die Gesamtlänge keine Hauptrolle.

Die Natur ist mit allen Funktionen eine perfekte Maschine. Kein Mensch hat sie gebaut, aber jedes Detail hat einen praktischen Sinn. Genauso alle Körperteile der Säugetiere und des Menschen. Sämtliche Funktionen sind längst erforscht, aber wer hat sich das ausgedacht? Ein Mensch kommt nicht in Frage. Er ist ja selbst betroffen, im Entstehen und beim Erlöschen. Alle Weltreligionen haben darüber nachgedacht. Eine vollständige Antwort kennt Keiner. Die Katholische Kirche sieht Christus als ihren Gründer an. Seine Lehre ist überwiegend philosophisch und kann von jedem Denker akzeptiert werden. Die drei Teile der Trinitasbesttehen aus dem Urschöpfer Gott, dem Heiligen Geist, das ist sein Wille und seine Tatkraft. Und aus seinem Sohn Christus. Das ist die menschliche, sichtbare Form der beiden anderen.

Leider hat die Kaholische Kirche dann strenge Regeln entwickelt, die immer mehr auf heftigen Widerstand stießen. Als Martin Luther die Stadt des Papstes besuchte, fand er sie in einem schrecklichen Zustand. 1521 forderte ihn der Reichstag in Worms auf, seine Erkenntnisse zu widerrufen. Er war dort selbst anwesend. Obwohl der Kaiser persönlich ihm einen Widerruf befahl, weigerte er sich. Daraufhin wurde er offiziell als „vogelfrei“ bezeichnet. Jeder konnte ihn töten, ohne eine Strafe zu befürchten. Auf dem Heimweg erwarteten ihn aber bewaffnete Reiter seines Kurfürsten „Friedrich der Weise“. Sie versteckten ihn auf der thüringischen Wartburg bei Eisenach. Dort übersetzte Luther in Rekordzeit die gesamte Bibel in die deutsche Sprache. Danach heiratete der Mönch und gründete eine rundum neue „protestantische“ Kirche, die immer stärker wurde.

Sein Zeitgenosse Galileo Galilei (1564 – 1641). Er bestätigte, dass die Erde um die Sonne kreiste, also nicht der unbewegliche, wichtigste Mittelpunkt der Welt war, so wie die Kirche selbst. Daraufhin verhaftete ihn die Strafbehörde der theologischen Inquisition und bedrohte ihn als feindseligen Ketzer. Weil es dafür de Todesstrafe gab, widerrief er 1633 seine zutreffenden Erkentnisse und überlebte.

Wer hat Recht in Glaubensfragen? Das weiß Niemand. Trotzdem entstanden bis heute immer wieder Glaubensgemeinschaften, die mit strenger Disziplin und Zwang ihre Ansichten den Mitgliedern als Pflicht, Vorschrift und Bedingung auferlegten. Das widerspricht der Glaubensfreiheit, die ein zetrales Fundament unserer Verfassung, des Grundgesetzes, ist. In den Vereinigten Staaten (USA) wird die Glaubensfreiheit noch ernster genommen. Jeder darf dort seit der Staatsgründung am 4.7.1776 eine eigene Kirche gründen.

Schon der Preußenkönig Friedrich der Große (1712 – 1786) erklärte als Herrscher: „Jeder soll nach seiner eigenen Auffassung glücklich werden.“

Anders geht es gar nicht. Glauben und Wissen darf man nicht verwechseln. Das Wissen ist wissenschaftlich nachprüfbar. Außerdem gibt es zahllose Hypothesen (wissenschaftliche Vermutungen), die noch gar nicht felsenfest überprüft wurden.

Der Glauben jedoch ist eine Dimension, die von Anfang an im denkenden Menschen vorhanden ist und viele Wege öffnet. Im Buddhismus, im Islam, im Hinduismus, bei den australischen Ureinwohnern (Aborigines) und den nordamerikaschen Ureinwohnern, den Indianern, gibt es viele unterschiedliche Details, die sich zu einem logischen Gesamtbild ergänzen, aber deshalb nicht eine einzige absolute Wahrheit enthalten.

Glaubenskämpfe haben trotzdem viele große Kriege ausgelöst. Vor zehn Jahren sorgten einzelne islamische Fanatiker für Unruhe und Zwischenfälle in der ganzen Welt. Der gemeinsamee Todfeind war der Staat Israel, der aber seit Hitlers radikaler Judenverfolgung mächtige Beschützer hat, nicht nur die Vereinigten Staaten (USA).

Vor dreißig Jahren bin ich aus einer der bekannten Amtskirchen ausgetreten, aber deshalb kein Kirchenfeind. Organisatorische und inhaltliche Fehler müssen innerhalb jeder Gruppe frei kritisiert werden, damit überlebensnotwendige Veränderungen und Verbesserungen überhaupt möglich sind. Für hartnäckige Bremsklötze und Fanatiker gibt es eine Strafjustiz, die zu Recht zurückhaltend ist, aber das auch nicht übertreiben darf. Wenn Gläubige mit Zwangsmethoden und Meinungverboten bedroht werden, haben wir gegen Machtmissbrauch eine große Auswahl von schriftlich fixierten Möglichkeiten. Da wird auch viel geredet, aber zu wenig gehandelt. Einzelne Musterprozesse mit Strafurteilen haben eine abschreckende Signalwirkung.

Aber das ist ene Notbremse. Der ernstzunehmende Glaube hat viele Gesichter, die sich Jeder frei aussuchen kann. Niemand darf ihn daran hindern, bedrohen oder einschüchtern.

Die Wahrheit, Gottes Kraft, erkennt man nur in den Zeichen, die für den Menschen erkennbar sind. In der Unio Mystica, der mystischen Vereinigung, geschieht das. Das können die unterschiedlichsten Rituale sein, selbständige Traditionen oder ein frei wählbares Gemeinschaftserlebnis, zum Beispiel in einem Musiktheater. Der spätere Gottesleugner, der Atheist Friedrich Nietzsche (1844 – 1900), schrieb darüber ein Frühwerk, „Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik“. Er gewann damit die persönliche Freundschaft von Richard Wagner und den jahrelangen privaten Zutritt zu dessem Haus. Der Inhalt des Buchs gilt immer noch. Es hat nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur Wieland Wagner stark beeinflusst, sondern auch dessen weltberühmte Inszenierungen. Sie sind voller Zeichen, die auf immer noch auf gut erhaltenen Fotos das Mysterium zeigen, das der unsichtbare Kern, das Zentrum aller Glaubensformen erkennbar macht. EinWert, der mit Geld nicht zu bezahlen ist, aber zu Wielands Zeit von 1951 bis zu seinem frühen Tod am 17.10.1966 für volle Kassen und für jahrelange Wartezeiten der Besucher sorgte, sogar für ernstzunehmende kritische Stimmen, die stets in voller Länge in den offiziellen Programmheften abgedruckt wurden. Die besten Sänger und Dirigenten der Welt standen damals Schlange oder setzten sich ins Publikum. Die erste Etage des „Siegfried-Anbaus“ im Garten der Villa Wahnfried kann immer noch als Hinweis auf diese „Goldene Zeit“, ohne Änderungen der Fassade, umgebaut wrden.

Ein glanzvolles Abbild dieser Jahre ist die folgende Film-Dokumentation „Erinnerungen an Wieland Wagner“ :

https://www.youtube.com/watch?v=4C9E_3RDe9s

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