Die Sehnsucht nach Traumlandschaften

16.10.2020. Die Sehnsucht nach Traumlandschaften ist das Thema in der gesamten Reisebranche. Auch im Privatleben spielt es eine große Rolle. Theoretisch kann das überall sein, wo man sich wohlfühlt ist also nicht gebunden an die Geographie oder den Standort.

Aus der Überfülle kann man aber auch auswählen. Die frühesten Erfahrungen gab es in der Jugendzeit. Unvergessliche Jahre, auch mit Schatten. Dann kam die erste Großstadt, im westfälischen Münster. Dort leben 316.000 Einwohner, vor zwei Jahren zählte man 65.000 Studenten, also etwa ein Fünftel der Stadtbevölkerung. Wenn man beruflich, in einem ganz kleinen Ausschnitt, für ganz Westfalen zuständig ist, erlebt man Alles. Auch die Schattenseiten. Aber die Erfahrungen werden umfangreicher, die Erkenntnisse auch. Davon hängen alle Erfolge ab, natürlich auch die Misserfolge. Manche Schlauberger basteln daraus mahnende Vorwürfe, aber jeder Absturz ist auch die Chance für einen Neubeginn.

Die sogenannte Provinz, auch abgelegene Randgebiete, sind gar nicht am Ende der Welt, wie es oft heißt. Sondern, so steht es in der mittelalterlichen Tabula Smaragdina: „Das Große ist wie das Kleine“. Es hat also die gleichen Abläufe und Regeln. Sonst funktioniert es nicht. Autor des zitierten Textes war angeblich der Grieche Hermes Trismegisthos. Er soll identisch sein mit dem Götterboten Hermes, ist aber wohl nur frei erfunden.

So lautet der Text (gekürzt): “ Die Geschöpfe hier unten, gesellen sich zu denen dort oben, damit sie gemeinsam ein Ding daraus machen, das voller Wunder steckt. Und das ist durch das Wort des einzigen Schöpfers entstanden. Sein Vater ist die Sonne und seine Mutter der Mond. Die Luft trägt es in sich. Seine Amme aber ist die Erde. Dieses Ding ist der Ursprung aller Vollkommenheit der Sachen, die es auf der Welt gibt. Seine Kraft ist am vollkommensten, wenn es wieder in die Erde eingekehrt ist. Scheide dann die teile der Erde fein voneinander, wenn sie im Feuer waren und mache ihre Größe noch subtiler, durch die Hilfe des besten Dinges in der Welt. In Summa: Steige durch großen Verstand, von der Erde zum Himmel und von dort wieder zurück in die Erde. Bringe die Kraft der oberen und unteren Geschöpfe zusammen, dann wirst du in aller Welt Herrlichkeit erlangen. Dann gibt es auch auch keinen verächtlichen Zustand mehr, um dich herum. Dieses Ding ist in allen starken Sachen zu stark, denn es will die subtilsten Dinge überwinden, auch die härteste und dichtesten Mit diesem Schlag ist alles geschaffen, was die Welt begreift. Dann können wundersame Dinge wirken, wenn es auf solche Weise geplant wird. Und mir hat man deshalb den Namen Hermes Trismegistus gegeben, weil ich alle drei Teile der Weisheit, auf dieser ganzen Welt besitze. Das stammt von dem Meisterstück der chemischen Kunst.“

Die dreifache Trinitas, das ist der Allmächtige Vater, sein sterblicher, irdischer Sohn und die universale, kosmische Energie. Und die chemische Kunst, das war im Mittelalter die magische Alchemie, die versuchte, reines Gold zu erschaffen, aber das niemals erreichte. Auch nicht Lebenselixiere, für die Unsterblichkeit. Und auch nicht den Stein der Weisen, der alle Rätsel löst.

Das blieben Wunschvorstellungen. Unerfüllbare Träume. Für die sind allerdings Kinofilme zuständig, wenn sie nicht, vor lauter übertriebenen, technischen Knalleffekten, unter Hochdruck einfach platzen. Das tatsächliche „Gesamtkunstwerk“ gelang aber Richard Wagner, in seinen zehn Hauptwerken: Die Vereinigung von Text, Handlung und Musik. Alles gelang überragend. Wenn die mitwirkenden Interpreten dann auch noch in der Spitzenklasse zu finden sind, hat man den Zustand, den 1951 bis 1966 schon Wieland Wagner erreichte. Was danach kam, war oft gut, aber nicht immer.

Als sein Superstar Wolfgang Windgassen zum letzten Mal den Tristan sang, war Wieland schon tot. Windgassens Partnerin war damals Birgit Nilsson. In ihrer Autobiographie erzählt sie, dass Wolfgang Wagner fest mit ihrer Rückkehr rechnete. Aber sie lehnte ab, mit den Worten: „Bei Ihnen sollten nur die besten Sänger auftreten. Deshalb komme ich nicht mehr. “ Nett formuliert. Aber sie sang noch viele Jahre erfolgreich, in Wien, New York und auf der ganzen Welt. Außerdem erzählte sie, dass Wolfgang Wagner die Ausstattung seines Bruders Wieland, bereits in den Pausen, direkt hinter dem Festspielhaus, demonstrativ verbrennen ließ, öffentlich. „Es gelang mir gerade noch, Isoldes magische Zaubertruhe zu retten.“ Die Zaubertruhe ist längst weg. Und auch der Zauber. Aber Alles lässt sich rekonstruieren, natürlich nicht kopieren. Ein guter Grund, für die bereits mehrfach vorgeschlagene, überfällige Dauer-Ausstellung für Wieland, im östlichen Siegfried-Anbau (1. Etage), direkt neben dem Wohnhaus Wahnfried.

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