30.1.2021. „Die Suche nach der verlorenen Zeit“ ist ein mehrteiliger Roman von Marcel Proust, in dem er sich an kleinste Kleinigkeiten erinnert. Es beginnt mit dem Einschlafen und dem Geruch einer Mandarine. Gut geschrieben, aber die Idee wiederholt sich, bis man das Interesse daran verliert. Das Buch gehört seit hundert Jahren zu den bewunderten Seltenheiten der Literatur, aber nur Wenige haben es gelesen. So ist es mit der Überfülle der Erinnerungen, die keinen Anderen interessieren. Manchmal hängen starke Gefühle daran, aber auch die können langweilen. Lange Abende vergehen damit, und beim nächsten Mal ist es wieder das Gleiche. Im Volkslied heißt es: „Winter, ade. Abschied tut weh. Aber dein Abschied macht, dass mir das Herze lacht.“ Das ist kein Ausnahmefall, sondern der Normalzustand. Das verstehen Viele nicht, und dann klammern sie sich fest an der Vergangenheit, phantasieren damit herum, bis ganze Welten entstehen, die nichts als heiße Luft enthalten. Solche Zeitgenossen sind oft auch dumme Belästiger und Lügner, die ringsum Schaden verbreiten und die Luft vergiften.
Es geht auch ganz anders. Alle Datenspeicher lassen sich sortieren. Nach Wichtigkeit oder Themen. Dann bleibt nur das übrig, was auch einen Wert hat. Gedanklich oder materiell. Auf dieser Webseite gibt es vierzig Kapitel (Kategorien), die man auswerten kann. Aus unterschiedlichen Perspektiven, mit unterschiedlichen Methoden. Möglich ist es, dass dann das Wichtige übrig bleibt, so als ob eine Flüssigkeit verdampft, gefiltert und destilliert wird. Oder man kann das nicht. Dann bleibt nur eine Trümmerwüste. Zeitverschwendung. Bei großen Projekten wird damit viel Geld verpulvert und verbrannt. Tausend Nebensachen versperren den Durchblick. Alles wird immer teurer und sinnloser. Dann fehlen nur noch Besprechnungen mit mindestens zwanzig Teilnehmern. Jeder erzählt stundenlang, welche Erbsen er gezählt hat und ob sie danach gut geschmeckt haben. So etwas ist in manchen Brufen der Alltag, vor Allem, wenn leitende Juristen alle Argumente und Gegenargumente genauestens beleuchten. Nach drei Stunden trennt man sich, ergebnislos, und nächste Woche geht es, genauso weiter.
Deshalb bremst so viel Sand und Staub im Getriebe. Andererseit ist es schade um jeden Arbeitsplatz. Viele Firmen müssen einsparen, weil sie keine Ideen mehr haben. Auch im Internet gibt es hartnäckige Kriege, wenn Jemand sich für besonders wichtig hält oder sogar als Manager auf die Pauke haut. Oft hat er dankbare Freunde und Unterstützer, die noch dümmer sind, aber gern Beförderungen und Gehaltserhöhungen einstecken, bis die Taschen platzen. Die anschwellende Gier war ein Hauptmerkmal der letzte Jahre, die Geringschätzung und Missachtung von Regeln und Gesetzen. Angeberei ohne Leistung. Jeden Tag wird immer offensichtlicher, dass es so nicht mehr weiter geht und dass alle Betrügereien, auch deshalb, immer schneller auffallen. Das Alles hat sich immer mehr gesteigert, bis die Luft raus war.
Jetzt herrscht große Ratlosigkeit vor der Zukunft, obwohl die großen Abläufe sich nicht ändern. Vieles ist hoch kompliziert, so dass ein falsches Rad das System aus dem Takt bringen kann, wenn man nicht früh genug nach den Ursachen forscht. Solche Gedankengänge sind bekannt, aber unbequem. Sie funktionieren noch viel zu selten und zu kurzichtig, also ein Wundermittel, mit vielen unerforschten Seitenwegen. Einstein hat zunächst Auffälligkeiten in überlieferten physikalischen Abläufen entdeckt, sie genauer untersucht und dabei ganz neue Welten entdeckt. Sigmund Freud fing bei hysterischen Personen an, entdeckte die Ursachen ihrer tiefer sitzenden Störungen und beseitigte sie. Daraus sind komplizierte Wissensgebiete geworden, die einen unschätzbaren Wert haben, doch sie begannen mit den einfachsten Fragen.
Das funktioniert aber nur, wenn Jemand viele Lebenserfahrungen und Problemlösungen gut bewältigt hat. Einzelne Details sind zwar immer wichtig, aber sie dürfen nicht den freien Rundblick, das Panorama versperren. Wer sich in einem ausgefallenen Spezialgebiet gut auskennt, kann trotzdem ein beschränkter, schwerfälliger Fachidiot sein, der nur Schaden anrichtet. In der Politik, Kultur, in der Ökonomie und bei den sozialen Folgen, deren Ungerechtigekeiten das Gesamtbild beschädigen oder zerstören. Beispiele dafür gibt es in den alten Traumlandschaften, den Urlaubsgebieten am Mittelmeer. Und auf der ganzen Welt. Nur ein großes Detailwissen löst überhaupt keine Probleme. Akademische Professorentitel auch nicht.
Wenn die Informationsverarbeitung noch realistischer abläuft, mehr Ursachen und Ideen findet, dann ist das größte Problem gelöst. Voraussetzung ist keine neue Maschinentechnik, sondern ein völlig verändertes Denken. Man erkennt es daran, dass die schlimmsten Fehler der Vergangenheit nicht mehr passieren. Oder weniger werden.
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