Die Tenne 1987

1.1.2022. Die Silvesternacht einfach zu verschlafen, abzuschalten und neue Energie zu sammeln, ist eine Idee, die sich nicht durchsetzen wird. Wer vorher vom Stress überflutet wurde, greift zum Sektglas. Für Alle, die es nicht gewohnt sind, folgen beim Aufwachen Kopfschmerzen oder eine Depression. Eine chemische Reaktion, die mit einer angeschlagenen Psyche nichts zu tun hat. Kommt die aber auch noch dazu, ist später der Katzenjammer besonders niederschmetternd. Die Neujahrsansprachen der Politiker auf der ganzen Welt verbreiteten Optimismus, das ist auch ihre Aufgabe. Wer besonders kämpferisch dabei auftrat, wird gemessen an den Erfolgen, die er in den nächsten Monaten tatsächlich vorzuzeigen hat.

Da lohnt sich, wie immer, der Blick in die Vergangenheit, um Vergleiche zu ziehen. Silvester 1987 war ich zum ersten Mal in München, hatte schon ein paar Freunde kennengelernt. Manche waren Seifenblasen und Schaumschläger, aber der Neujahrsmorgen verlief friedlich, weil sie endlich alle weg waren. Sie hatten viele Nachfolger, aber deshalb musste man auch genauer aufpassen, vor Allem, wenn zu viel gegrinst und gekichert wurde, obwohl es gar nichts zu lachen gab. Ein halbes Jahr vorher, an einem Frühlingsabend 1987 konnte man erleben, wie so etwas am Ende aussah. In Münster war ich, mitten in der Stadt, in der beliebten Diskothek „Tenne“, im kleinen Kreis. Da tauchte ein Bekannter auf, der leider zum Diebstahl neigte, weil er als Kind nicht genug Liebe bekommen hatte. Er  redete auf uns ein, da sagte ich, „Sprecht nicht mit ihm.“  Er verschwand sofort im Halbdunkel, da schrie eine Stimme auf der Tanzfläche laut nach dem Geschäftsführer. Der abgetauchte Pechvogel war dabei beobachtet worden, dass er aus einem Mantel am Kleiderhaken eine Geldbörse herauszog und einsteckte. Mehrere Männer hielten ihn fest, dann kamen zwei uniformierte Polizisten.Als sie ihn abführten, musste er direkt an unserer kleinen Gruppe vorbei und schämte sich. Es waren nur noch drei Meter bis zum Ausgang, dann schlug er mit den Fäusten um sich. Ausgerechnet die Polizisten hatte er sich als Ziel ausgesucht. Sie schlugen ihn zusammen und verschwanden mit ihm. Drei Tage später stand in der Tageszeitung, dass man ihn ein Flugzeug gesetzt und in seine nordafrikanische Heimat ausgewiesen hatte. Wenn er auch dort nicht seinen Verstand zurück bekam, drohte noch Schlimmeres. Die Hauptsache war, dass ihn in Münster Keiner mehr sehen musste. Die universale Gerechtigkeit hatte wieder ihre Ordnung hergestellt.

Gerade zum Jahreswechsel haben Wahrsager und Sternendeuter Hochkonjunktur, die Geschäfte machen. Zuverlässige Prognosen bekommt man nur, wenn man (einmal noch) zwei Messpunkte aus der Vergangenheit und Gegenwart miteinander vergleicht. Die graphische Verbindungslinie zeigt nach unten oder nach oben. Das ist die Zukunft, deren Faktoren sich beeinflussen und verändern lassen.  Aber nur wenn die Daten nicht gefälscht oder manipuliert worden sind. Das fällt in Zukunft immer schneller auf, weil die Computerprogramme dafür, heute noch, in der Schublade vor sich hin schlafen oder gar nicht bekannt sind.

Die Möglichkeiten sind grenzenlos, und deshalb berichte ich hier gern darüber. Es ist kein Witz: Viele Ideen hier sind noch nicht allgemein bekannt, haben aber schon Diebe angelockt. Die Spuren sind nicht unsichtbar, sondern können jederzeit, im Detail bekannt werden, um Trittbrettfahrer abzuschrecken.Das geschieht aber nicht, weil die Sicherheit der Privatsphäre und privater Daten hier ganz oben steht und Niemand sich über das Gegenteil beklagen kann. Ratsam wäre das auch nicht, weil die Beweise nicht widerlegt werden können. Das Internet hinterlässt auch ganz feine Spuren, die Niemand löschen kann. Oder sie landen auf Speicherstiften, die sich unbemerkt transportieren oder weiter versenden lassen könne. Alle  Neujahrsansprachen, die drohen oder Angst verbreiten sollen, sind in den Wind gesprochen und verdunsten wie Nebel, wenn starke Scheinwerfer sich darauf richten. Außerdem gibt es immer viele Mitwisser, die für Geld Alles tun und herumposaunen. Am wirkungsvollsten sind die Whistleblower. Sie pfeifen laut im dunklen Wald und kennen, als unauffällige Mitarbeiter, die Geheimnisse aller Firrmen und Organisationen. Wenn dann der Finanzminister einen Brief ohne Absender bekommt, schickt er die Steuerfahnder los. Ich habe sie in einem vierzigjährigen Berufsleben oft kennengelernt, hatte aber niemals Probleme damit. Sie erzählen auch wahre Geschichten über bekannte Prominente, die sich auf Auslandskonten versteckt haben. Dann kommt Schadenfreude mit ins Spiel und der Ehrgeiz, eine gute finanzielle Belohnung vom Leiter der Behörde zu bekommen, vor allen Kollegen, ganz legal und steuerfrei.

Hier werden keine Schreckensgeschichten verbreitet, um dabei andere Leute auszu lachen. Aber insgesamt wird zu viel gelacht, wenn Jemand Pech gehabt hat. Schadenfreude zielt immer zurück auf den, der am meisten und am lautesten lacht. Auch das wird im Neuen Jahr noch oft geschehen.

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