2.11.2020. Eine Weltformel erklärt Alles. Eigentlich kann sie sich nicht auf ein einziges Thema beschränken. Oder auf einen einen einzelnen Denker. Doch es geht. Nur auf die Methode kommt es an. Ihre Wirkung und Reichweite.
Für die konservative Forschung ist das Alles klar: Der Theaterdramatiker William Shakespeare lebte von1564 bis 1616. Er wurde geboren in Stratford upon Avon. Seine Ehefrau hieß Anne Hathaway. Seine Werke gelten als bedeutendste Bühnendichtungen der Welt. Sein Wortschatz war größer als bei allen anderen Zeitgenossen.
Daran zweifelt Niemand. Aber es ist wie bei Albert Einstein (1879 – 1955). Er war zunächst nur Physiker beim Züricher Patentamt. Die erlernten Formeln kannte er auswendig. Aber dann entdeckte er Auffälligkeiten. Regeln, die eigentlich gar nicht sein durften, aber sich in Tests wiederholten. Am Ende fand Einstein die Grundlagen für die Elektronik, die Bausteine für jeden Computer.
Was hat das mit Shakespeares Sonetten zu tun? Das sind 154 Gedichte. Sie kreisen um das Thema Liebe, erschienen zum .ersten Mal im Jahr 1609, waren aber schon viel früher entstanden. Die Druckausgabe von 1609 enthält zahlreiche Satzfehler, Missverständnisse und Unachtsamkeiten. Das ergibt die naheliegende Schlussfolgerung, dass für den Druck weder ein Autoren-Manuskript noch eine verlässliche Abschrift vorlag.
Das Buch enthält eine rätselhafte Widmung an einen „Mr. W. H.“, den „einzigen Empfänger“. Oder Verursacher. Damit kann der Autor sich selbst gemeint haben. In Frage kommt auch ein Henry Wriothesley, der 3. Graf von Southampton (1573 – 1624). Wikipedia-Lexikon: „Southampton ist heute vor allem als Patron von William Shakespeare bekannt. Rowland White schrieb 1599 an Robert Sidney, 1. Earl of Leicester: „Die Lords Southampton und Rutland lassen sich nicht am Hof blicken. Sie verbringen ihre Zeit in London einzig damit, jeden Tag ins Theater zu gehen“.[1] Shakespeares Venus und Adonis von 1593 war Southampton gewidmet.“
Inhaltlich wenden sich die Sonette 1 bis 126 offensichtlich an einen jungen Mann. Ein völlig neuer Einfall in der Geschichte der lyrischen Tradition seit Petrarca. War in dieser, bisher gewohnten Art des Dichtens immer eine engelschöne, unerreichbare Frau der Mittelpunkt, der Gegenstand der Verehrung, so beendete Shakespeare diese Konvention durch eine Provokation, deren Sprengkraft bis heute wirkt. Zusätzlich mischen sich immer wieder ganz andere Aussagen ein, die mit der Liebe wenig zu tun haben, sondern persönliche Schicksalsklagen sind (Sonett 29).
Das ist ein Schlüssel für Alles. Einige Forscher sind überzeugt, dass der Dichter über die Zeit nachdenkt, als er, wegen eines vorgetäuschten Mordes aus England verschwand und, incognito, im italienischen Verona wieder auftauchte.
Hintergrund waren seine Einmischung in höchste politische Staats-Angelegenheiten. Er soll Geheimagent gewesen sein und einen Anschlag auf die englische Königin geplant haben. Gleichzeitig veröffentlichte er, immer unter anderen Namen, aggressive Kampfschriften und beging sogar die Todsünde der Häresie, der Gotteslästerung, die zu seiner Zeit mit dem Tode bestraft wurde. Deshalb war er bereits im Visier des mächtigen Erzbischofs von Canterbury, der ihn vor Gericht stellen wollte, hatte aber auch mächtige Freunde, in erster Linie Königin Elisabeth I. selbst, die seine Stücke gern anschaute. Ein gemeinsamer Kompromiss sollte die Lösung sein: Ein vorgetäuschter Tod, bei einer Messerstecherei im Wirtshaus, dann ein geheimer Ortswechsel für immer, über Frankreich nach Italien. Für die Stadt Verona gibt es mehrere Hinweise, auch bei der Erwähnung des nicht weit entfernten Venedig.
Vor ein par Tagen, am 21.10. habe ich dazu einen eigenen Artikel veröffentlicht:
„Romeo in Verona“
https://luft.mind-panorama.de/romeo-in-verona/
Die Lösung dieses Kriminalfalls entsteht durch mehrere Fakten. Ähnlich ungeklärt ist – zum Beispiel – das Leben des berühmten deutschen Minnesängers Walther von der Vogelweide. Der Münchner Historiker Siegfried Obermeier benutzte nur die Texte von Walthers Gedichten, um daraus sein ganzes Leben zu rekonstruieren, anhand zahlreicher Ortsnamen und Situationen. So kann man das auch bei Shakespeares Sonetten machen und bei vielen Stichwörtern aus seinen großen Dramen.
Eine kriminalistische Methode ist das, die noch immer selten angewendet wird, aber durch einfache Computerprogramme zu realisieren ist, die bisher Niemand anwendet, weil die entscheidenden Faktoren und Methoden gar nicht bekannt sind.
In den 154 Sonetten verschlüsselt Shakespeare seine eigenen Lebenserfahrungen. Aber die Anspielungen und Rätsel lassen sich lösen, insgesamt zweifelsfrei. Also das, was der wissenschaftlichen Spurenauswertung (Forensik) oft noch fehlt oder falsch verstanden wird.
Im zuverlässigen Wikipedia-Lexikon findet man hier, eine Überfülle von Hinweisen zur „Marlowe-Theorie“:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marlowe-Theorie
Wer das Thema schon kennt, ist überrascht von den zahllosen, ernstzunehmenden Indizien, die allerdings sich nicht selbst erklären, sondern nur im Zusammenhang verständlich sind. Die „Marlowe-Theorie“ schildert, sorgfältig alle bisherigen Ideen, legt sich aber nicht fest. Das wiederum kann aber der Leser, wenn er sie mit eigen Eindrücken vergleicht. Das heißt also: Christopher Marlowe ist tatsächlich Shakespeare. Der gleichnamige Theaterdirektor Shakespeare ließ in seinem Londoner Globe-Theater (Welt-Theater) zwar laufend die neuesten Stücke Marlowes aufführen, erwähnte die seinerzeit schon berühmten Meisterwerke aber in seinem eigenen, sehr genauen Testament überhaupt nicht. Für den Theaterdirektor Shakespeare war „Shakespeare“ nur sein bekanntes Markenzeichen. Und so hat es Marlowe wohl auch gewollt. Und seine Unterstützerin, Königin Elisabeth I., wohl auch.
Das einzige Porträtbild von Marlowe, im Alter von 21 Jahren, zeigt den folgenden Text: Quod me Nutrit me Destruit („Was mich ernährt, zerstört mich“). Er meinte damit seine eigenen Texte und kannte seine Gegner.
Im Schlusswort seines letzten Werks, „Der Sturm“, bittet der alte „Zauberer Prospero“, im italienischen Exil, um Gnade, für eine Rückkehr in die lange vermisste Heimat, also nach London. Zitat: „Hin sind meine Zaubereien. Was von Kraft mir bleibt, ist mein, Und das ist wenig. Ich muss hier bleiben immerdar. Verdammt mich nicht durch einen harten Spruch, zu dieses öden Eilands Fluch. Zum Zaubern fehlt mir jetzt die Kunst. Verzweiflung ist mein Lebensende, wenn nicht Gebet mir Hilfe bringt – und macht dann jeden Fehltritt gut.“
So schreibt nur Einer, der genau weiß, was wirklich passiert ist. Dafür gibt es noch viele andere, überzeugende Belege, die man hier aber nicht auch noch ausbreiten muss. Marlowe war ein ungeduldiger, politischer Rebell, geriet deshalb in Lebensgefahr, täuschte seinen eigenen Tod vor und blieb dann in Norditalien, bis an sein Lebensende.
Das sehen viele traditionelle Experten ganz anders. Und genau so entstehen auch Falschbewertungen in Gerichtsurteilen und Justiz-Skandale, die sich mittlerweile vermeiden lassen. Wenn man andere Ermittlungsmethoden anwendet. Doch lange dauern wird das nicht mehr. Der Fortschritt kann zwar langsam sein. Aber auf Dauer setzt er sich durch, aus unwiderlegbaren Gründen.
Mit sechzehn Jahren habe ich versucht, Shakespeare-Sonette zu übersetzen. Schwierig war dabei nicht die wörtliche Übertragung. Aber die Atmosphäre, die Anspielungen des Originals nach zu empfinden, war nicht einfach. Hier dafür ein Beispiel:
Sonett Nr. 18: „Vergleich ich dich mit einem Sommertag? Lieblicher und maßvoller bist du. Sturmwind schüttelt die Blüten im Mai. Und nur zu früh endet der Sommer. Manchmal leuchtet das Himmels-Auge zu heiß, doch dann verdunkelt sich sein goldener Kreis. Es bleibt das Schöne nie, in seiner ersten Gestalt, durch Zufall oder den wechselnden Lauf der Natur. Doch dein ewiger Sommer soll nicht verblassen, auch nicht das Eigentum deiner Schönheit verlieren. Nie soll der Tod dich ziehen in seine Schatten, wenn mit diesen ewigen Zeilen du immer mehr wächst. So lange Menschen atmen, Augen sehn, so lang lebt dies, und das gibt Leben dir.“
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Zum logischen Abschluss noch ein deutliches Wikipedia-Zitat: „Die zwei lateinischen Zeilen auf der Titelseite des ersten gedruckten Werkes unter dem Namen „Shakespeare“, entstammen dem Ende der 15. Elegie von Ovid (die den Tod des Dichters besingt!), die Marlowe in früheren Jahren vollständig ins Englische übersetzt hatte. Anhänger der Marlowe-Theorie argumentieren, dass es nicht verständlich wird, warum Shakespeare sein erstes literarisches Werk (Venus und Adonis) mit der lateinischen Inschrift aus einer Marlowe-Übersetzung über den Tod des Dichters beginnt. Hingegen wird es, für den tatsächlichen Autoren Christopher Marlowe unmittelbar plausibel, dass er, durch die Zeilen der von ihm übersetzten Elegie (Tod des Dichters) auf seinen erzwungenen Identitätsverlust und damit (naturgemäß verdeckt und indirekt) auf sein erstes Werk unter neuem Namen (first heire of my invention) nur Wochen nach seinem vorgetäuschten Tod am 31. Mai 1593 hinweist.“
Rechtzeitig vor dem Tod des wohlhabenden Theaterdirektors am 3.5.1616, der die berühmten Werke stets im Londoner Globe-Theater aufführte, hat Marlowe noch einen eigenen Text nach Stratford gesandt, wo auf dem offiziellen Grabmal des Dichters auch jetzt noch der Name Shakespeare steht. Und gleichzeitig eine zweite Person erwähnt wird.
Wikipedia: „Vermutlich kurz nach Shakespeares Tod, wurde in der Seitenwand der Kirche eine Gedenkbüste, mit einer lateinischen Inschrift, von einer bis heute unbekannten Person errichtet.“ Der Text: „Bleib stehen, Wanderer. Warum gehst du so rasch vorbei? Lies das, wenn du kannst: In diesem Monument liegt Shakespeare, – mit dem, dessen rasche Natur starb, dessen Name das Grab verbirgt. Sieh Alles, was er geschrieben hat.“
Gemeint ist damit Marlowe. Ein ahnungsloser Leser versteht das gar nicht. Eine Weltformel erklärt nicht das ganze Universum, aber dessen Regeln. Sie gelten in allen Bereichen.
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