9.3,2021. Kinderspiele entstehen aus Lebenerfahrungen der Erwachsenen. Mikado und Domino stammen aus Asien. Typisch für sie ist Konzentration und Geduld. Beim Domino werden rechteeckige Steine senkrecht, dicht hintereinander aufgestellt. Eine falsche Bewegung reicht, dann fällt nicht nur ein Stein um, sondern alle, ganz schnell hintereinander, und das Spiel ist verloren. Wer zappelig ist, braucht damit erst gar nicht anzufangen. Beim Mikado sind es dünne Holzstäbe mit angespitzten Enden. Man nimmt ein ganzes Bündel die Hand, lässt sie einfach auf den Tisch fallen, und dann liegen sie übereinander. Die einzeln Hingefallenen kann man mit einer Hand entfernen. Bei den anderen muss man auf ein Ende tippen, damit sie sich aufrichten und aus dem Spiel verschwinden können. Dann wird es schwierig. Wer nicht weiter kommt, bekommt einen Minuspunkt für jeden nicht entfernten Stab. Denn wenn mehrere aufeinanderliegen, lassen sie sich gar nicht mehr wegnehmen, ohne dass der ganze Rest sich bewegt. Damit endet das Spiel.
Bekannt ist das nicht nur im Fernen Osten, sondern auch im Westen. Basis ist militärische Strategie. Wenn ein fallender Dominostein alle anderen umkippen lässt, dann hat der General einen schweren Fehler gemacht und den Krieg verloren. Wenn er sogar Mikado-Stäbe nicht entfernen kann, ohne die meisten zu bewegen, ist seine Angriffstaktik wertlos, zu schwerfällig und und angreifbar. Der Aufwand hat gar nichts gebracht. Die Domino-Theorie zog vor fünzig Jahren den endlosen Vietnam-Krieg in die Länge. Die Amerikaner fürchteten, wenn das kommunistische Nordvietnam den kapitalistischen Süden erobert, dann fällt auch das restliche Asien aus ihrem globalen Machtbereich heraus. Aber sie verloren trotzdem, weil die Strategie ihrer Gegner noch viel mehr Methoden hatte, zum Beispiel die Guerilla-Taktik mit Überraschungsangriffen kleiner Gruppen, die keine Uniform trugen und spurlos im Dschungel wiedet untertauchten, wie Fische im Meer. Die haushoch überlegene moderne Waffentechnik nützte dagegen gar nichts, außerdem beteiligte sich die Mehrheit des einheimischen und ortskundigen Volks. Heute herrscht dort Frieden, aber zu den Bedingungen der Asiaten.
Mikado ist als Kriegsmethode nicht so bekannt. Aber man muss sich nur die Spielregeln anschauen: Geduld. Beobachtung der Gesamtsituation. Vorsicht bei jeder Bewegung. Kein Sieg mit Gewalt, sondern mit Durchblick. Und wenn ein Rest der Beute liegen bleibt, aufhören und abmarschieren. Diese Prinzipien sind in Asien schon lange bekannt. Während meiner Militärzeit, wendete sie aber Niemand an. Es wurden stattdessen viele neue Panzer gekauft. Das Modell HS 30 war eine teure Fehlkonstruktion. Der Mannshaftsbereich war nach oben weit offen, ungeschützt, auch im strengen Winter. Eine eingeschaltete Fußheizung hatte nur der Fahrer, für seine eigenen Füße. Geliefert wurde der Motor sogar von der königlich-englischen Luxus-Marke Rolls Royce, aber die täglichen Belastungen überforderten ihn, und es gab viel zu oft Ausfälle und Reparaturen. Die teure Beschaffung ging alsmillionenteurer Skandal in die Geschichte ein, aber das Gerät durfte einfach weiter laufen, weil die Geldverschwendung sonst noch höher hätte verbucht werden müssen.
Verschwenderische Materialschlachten waren zu Beginn der Kriegsgeschichte nicht zu vermeiden, denn entscheidend war immer die große Kopfzahl der Soldaten und ihre Körperkraft. Das hat sich zwangsläufig geändert. Bewaffnete Flugzeuge, mit Soldaten im Inneren und mutig landende Fallschirmspringer auf dem feindlichen Gelände gibt es zwar immer noch. Aber fliegende Kameras (Drohnen) brauchen nur eingebaute Schusswaffen und ein Computer-Laptop in weiter Ferne, das die Fernsteuerung übernimmt. Auf dem Monitor sind die Angriffsziele klar erkennbar und auch das Ergebnis der Aktionen.
Deshalb verlagern sich die Schwerpunkte. Die Technik wird von Computerprogrammen übernommen. Im Vergleich zur Vergangenheit werden immer weniger Soldaten gebraucht. Entscheidend wird die Strategie, die Kopfarbeit. Sie kostet keine Milliarden, sondern vor Allem das überschaubare Gehalt für Spezialisten. Das hat sich zwar herumgesprochen, wird aber nicht überall ernst genommen. Mit einer unbekannten Kampfstrategie haben arme vietnamesische Reisbauern vor Jahrzehnten die technisch hochgerüstete amerikanische Supermacht besiegt. An US-Miltärakademien gibt es, als Pflichtfach, das Buch „Die Kunst des Krieges“, das der chinesische General Sun Tsu (544 – 496 vor Christus) schrieb, mit einfachen, leicht verständlichen Worten. Doch die Gedanken sind offensichtlich zu schwierig, weil nur eine Minderheit sie versteht und anwendet.
Das Alles wird sich ändern, weil die Informationen immer einfacher die richtigen Köpfe erreichen können. Ein anderes Beispiel dafür: Die Sommernächte („Les nuits d’été“) von Hector Berlioz. Louise Kwong singt das mit Studenten der der Polytechnischen Hochschule in Hongkong. leicht und überzeugend. Eine eigene Atmosphäre, die das große Orchester aufnimmt und verstärkt. Junge chinesiche Musiker, die nicht nur ihre traditionellen Klänge beherrschen, sondern auch die europäische Klasssik gründlich verstehen wollen. Eine Art von Informationsaustausch, der an keine staatlichen Grenzen gebunden ist, sondern sich immer mehr vertieft:
https://www.youtube.com/watch?v=JlOU5St8Xc4
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