10.6.2021. Gespräche mit Schulkameraden kreisten oft um die gleichen Fragen: Warum willst Du Arzt werden? Weil ich dabei am meisten verdiene. Das hat sich geändert. Andere Berufsgruppen bekommen viel höhere Überweisungen. Dazu auch noch unsichtbare, von denen Niemand etwas wissen soll. Warum braucht man neun Jahre bis zum Abitur? Weil die Kultusminister das so beschlossen haben. Noch einen Grund dafür gibt es nicht. Warum lernen wir Latein? Aus dem gleichen Grund. Diese Sprache wird in keinem Staat mehr auf der Straße gesprochen. Nur ein paar Fremdwörter daraus, aber die kann man auch separat, wie die Vokabeln einer Fremdsprache erlernen. Die Stundenpläne sind voll mit abgestorbenen Fossilien und verstaubten Antiquitäten.
Was bleibt? Das, was jeder im Beruf braucht. Und viele Leerformeln in der Freizeit. Sie sind langweilig, werden aber oft wiederholt und sind dann noch langweiliger. In Arbeiterlokalen reden die Gäste Klartext, so wie sie den Alltag erleben. Das kann sehr spannend sein. Denn dabei hört man Stichwörter, über deren Hintergrund man nicht viel weiß. Wenn in so einer Umgebung ein ganz ausgefallener Begriff zu hören ist, lohnt sich das Nachfragen. Und die Kenntnisse sind erstaunlich. Jeder Spitzenmanager hat täglich ganz einfache Zuhörer, die auch selbst nachdenken.
Als ich in der westfälischen Provinz die ersten Fahrpläne für Berufskraftfahrer gestaltetete, fragten scheinheilige Kollegen in ihren wippenden Schaukelstühlen, „Wirst Du überhaupt mit diesen Leuten klar kommen?“ „Diese Leute“ waren die besten Quellen und Ratgeber für ihre eigene Arbeit, verhinderten Kundenbeschwerden im Voraus. Erst in München, vor dreißig Jahren tauchten die ersten Computer in den Büros auf. Bis dahin war es ein Vergnügen, die Arbeitsabläufe und Methoden noch genauer kennen zu lernen und mit zwei Mitarbeitern das erste variable Computerprogramm aufzubauen, das auch Rücksicht auf alle Sonderfälle nachts und am Wochenende nahm.
Wer viel übt, lernt auch immer mehr, und das erzeugt Neid. Die schlimmsten Bremsklötze drückten sich vor ernsthafter Arbeit, schwatzten zu viel und planten Projekte, die im Chaos untergingen. Sie waren immer ein Hauptproblem, weil sie sich überall einmischten, mit doppelten Böden und dreifachen, leeren Schubladen.
Das große Welttheater wird bald ganz neue Stücke aufführen. Die Titel sind noch unbekannt, die Zutaten bleiben die gleichen. Das kann leider überhaupt nicht sein, auch wenn die Mehrheit das glaubt. Es kommen andere Mischungen und Zutaten. Wem es nicht schmeckt, hat nur noch eine kleinere Auswahl. Daraus lässt sich etwas machen.
Zum Thema „Die neue Welt“ gibt es hier schon über 170 eigene Artikel und dazu passende Unterthemen:
https://luft.mind-panorama.de/category/9-die-neue-welt/
Die passende Aufbruchsstimmung vermittelt dazu Gustav Mahlers dritte Sinfonie. Im 4 Satz hört man eine menschliche Stimme, mit den Worten: „Oh Mensch! Gib Acht! Was spricht die tiefe Mitternacht? „Ich schlief, ich schlief. Aus tiefem Traum bin ich erwacht: Die Welt ist tief, und tiefer als der Tag gedacht.“
https://www.youtube.com/watch?v=r4KUVa1bfbI
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