Ein neuer Weihnachtsfilm – Heidi

16.12.2015. Seit vielen Jahren habe ich mir abgewöhnt, ins Kino zu gehen. Denn was da oft passiert, ist ein Chaos aus hektischen Bildschnitten, dummen Dialogen und einer laut dröhnenden Musik ohne Qualität. Doch die Rezensionen, auch von den angesehenen Zeitungen wie der Süddeutschen, haben neugierig gemacht auf die neue Verfilmung des Buchklassikers „Heidi“  von Johanna Spyri. Auch ein alter Freund, der zuletzt vor fünfzehn ( ! ) Jahren im Kino war, hatte Vorschauen gesehen, die ihm sehr gefielen. Kurz und gut: Gestern um 17.00 Uhr war es soweit. In einem der Multiplex-Kinos, die es in allen Großstädten gibt und in denen mehrere Filme in unterschiedlichen Sälen gleichzeitig gezeigt werden können.

Das ist kein Kitschfilm, sondern ein Kunstwerk von hohem Rang. Mit den besten technischen Möglichkeiten unserer Zeit. Hochauflösende, auch im Detail glasklare Bilder auf der großen Leinwand. Dazu Klangwirkungen aus allen Richtungen, dominiert von einem klassischen Sinfonieorchester. Es gab auch keine anbiedernde Rührseligkeit, sondern Dimensionen von ganz anderer Art. Die hochragenden  Gebirgsmassive in der Schweiz spielten die Hauptrolle, gezeigt aus vielen Perspektiven und mit eindringlichen Lichtwirkungen. Die Dialoge waren klar, knapp, ohne jedes Geschwätz und deshalb sehr bewegend.

Alles beherrschte Bruno Ganz als „Alm-Öhi“, der vereinsamte Großvater der kleinen Heidi. Der Schweizer Schauspieler fasziniert seit vielen Jahren in den unterschiedlichsten Rollen, zum Beispiel bei den letzten Tagen von Adolf Hitler als geisteskranker „Führer“ in dem Film „Der Untergang“.

Bruno Ganz verzichtete auf jeden künstlich sentimentalen Drücker und war als Einsiedler im Hochgebirge .zunächst ein knorrig abweisender Menschenfeind und dann voll tiefer Freundlichkeit und Weisheit. Die Gegenwelt  der archaischen Urnatur war Frankfurt im 19. Jahrhundert. Vornehme Bürgerhäuser der reichen Familie Sesemann und ihrer gelähmten Tochter Klara im Rollstuhl, die sich sofort mit dem Naturkind aus den Alpen versteht und gegen den Widerstand ihrer strengen Erzieherin auf einmal eine ganz  tiefe Verbindung mit einem gleichaltrigen Menschen entwickelt, den sie vorher noch nie gesehen hat.

Nach dem Film saß ich mit meiner Begleitung im modernen Bistro des großen Kinozentrums. Das Licht war abgedunkelt und die Wände waren mit heftigen Neonfarben erleuchtet, vor allem mit dunkelröten Farbtönen. Dan bekam ich zu hören, „Das ist doch eine Kaschemme.“ Tatsächlich ist der Hauptbahnhof nicht weit mit seinem Rotlichtmilieu, ausgerechnet in der Schiller- und Goethestraße. Zu den abendlichen Stammgästen gehören Originale, die man selbst im Kino nicht zu sehen bekommt: Herren mit dunklen Nadelstreifen-Anzügen und echten roten-Rubin-Ringen mit Goldfassung, begleitet von Damen in eleganter Luxuskleidung und kniehohen schwarzen Lederlack-Stiefeln. Ja und? Ich gehöre überhaupt nicht zu diesem Milieu, aber kann problemlos mit ihnen sprechen. Denn der Ton macht die Musik.  Ein falscher Klang kann selbst das beste Musikstück zerstören.

Der geniale Entdecker Albert Einstein sagte, „Wir stehen auf den Schultern von Riesen, die vor uns waren.“ Das heißt: Durch die Möglichkeiten des Internets haben wir raschen Zugang zu Informationen, die vorher als Bücher in riesigen Bibliotheken versteckt waren. Das kann man missbrauchen. Aber auf Dauer ist die positive Energie stärker als alle Schatten in der Nacht.

Zum Thema passt die monumentale „Alpensinfonie“ von Richard Strauß.

https://www.youtube.com/watch?v=PNoe3WM9IKk

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