Ein überfüllter Biergarten

2.7.2021. Äußere Schönheit bringt Vorteile, das ganze Leben lang. Die Natur hat diese Reflexe eingerichtet, sie funktionieren auch bei Säugetieren. In jeder Herde sorgt körperliche Kraft für gemeinsame Erfolge. Wenn aber das Innenleben ein starkes Eigengewicht hat, kann es die angeborenen Reflexe verdrängen und Bewertungen völlig verändern. Als Dauerzustand sorgt das für noch mehr Sicherheit und dämpft eine alltägliche Unruhe, die in großen Menschenmengen sich sogar umlenken lässt. Die Massenpsychologie hat erforscht, dass bei großen Versammlungen ein Drang entsteht, sich der Mehrheit anzuschließen, durch Sprechchöre beim Sport und Aufmärsche in der Politik, die durch anfeuernde Ansprachen  und rythmische Musik noch weiter aufgeheizt werden.

Sehr stark ist die Erinnerung an Menschen im Herbst 1986, die ich in meinen letzten Wochen im westfälischen Münster traf. Nicht so sehr die Kollegen oder jahrelangen Bekannten, weil das ein Teil der Alltagsgewohnheiten war. Bei ungeplanten  Zufallstreffen reichten die am Anfang beschriebenen  Reflexe, für ein paar Stunden. Was dann zum Vorschein kam, konnte man, manchmal schnell vergessen, auch die näheren Umstände. Genauso war es später in München. Die ersten Fotoalben waren eine Modenschau mit Schminke und Bergen von Märchen, aus Tausendundeiner Nacht. Falsche Informationen. Schönheitsmasken aus Phantasie und Unwahrheiten. Die Menge war so groß  wie die unerfüllbaren Träume, und die Faulheit war manchmal noch größer.

Wenn aber Begegnungen zu einem wertvollen Schatz werden, haben sie eine andere Begleitmusik. Zum Beispiel Orte, die man gern wiedersieht. Oder Gedanken, die sich ganz langsam vertiefen. Das sind nur zwei kurze Stichworte, die aber ein Riesenformat bekommen können. Man kann sie  nicht überall mitschleppen, und materiell sind sie wertlos gegenüber den Summen, die  mit ganz anderen guten Ideen verdient werden, wenn alle Zutaten stimmen.

Nicht geplant ist meistens der Anfang. Einmal war es das Verlassen eines überfüllten Biergartens. Draußen ein kurzer Blickwechsel zu später Stunde. Und ein Abend, der gar nicht endete, sondern sich fortsetzte bis zum nächsten Nachmittag. Oder eine  einsame Seele, die um zwei Uhr früh vor einem kleinen Park herumwanderte, weil die eigene Firma heruntergewirtschaftet und am Ende war. Dazu ausgebrannte Künstlerköpfe, die Einfälle suchten. Oder in der Morgendämmerung das Licht eines ganz neuen Tags erhofften.

Immer sind es angebrochene Geschichten, Fragmente und Trümmer, deren Einzelteile erkennbar werden. Solche Flüsse können hohe Wellen schlagen, und Niemand kann sie beruhigen. Es wäre auch Kraftverschwendung. „Jeder Mensch ist eine Insel“, sagte der Londoner John Donne (1572 – 1631), der als romantischer oder metaphysischer Dichter galt. Die Metaphysik ist die geistige Erweiterung aller materiellen Phänomene. John Donne war ein Zeitgenosse von William Shakespeare, dem bedeutendsten Londoner Dramatiker.

Zur geistigen Dimension des damaligen London gibt es hier bereits über 100 Beiträge:

https://luft.mind-panorama.de/?s=London+&x=7&y=11 

Über die Bedeutung von China habe ich heute schon einen Kommentar geschrieben: „Die Mitte der Welt“.  Die historischen Großreiche haben viele Ähnlichkeiten, aber auch viel Kraft aus der Vegangenheit. Da ist Vieles noch gar nicht entdeckt worden, aber jeder neue Tag ist eine Chance dafür. Und jeder Beitrag, egal an welchem Ort und in welchem Zusammenhang.

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