Aida und Weihnachtsgeschenke

5.8.2021. Die Zerstörung von Familien erkennt man daran, dass am Zweiten Weihnachtstag Streit ausbricht. Man kennt sich schon zu lange, führt längst ein eigenes Leben mit vielen Anhängseln und dann reicht es, auch wenn überflüssige Geschenke verteilt werden. So ist das im gesamten Privatleben und auch im Beruf. „Wir sind 12 Freunde“, sang  einmal eine bekannte Fußballmanschaft vor laufenden Kameras. Die Wahrheit stand aber in der Zeitung oder man erfuhr sie in einfachen Bierlokalen, wo echte Fußballfreunde als Stammgäste herumstanden und Alles wussten. Auch ein Irrtum, denn das Wort FIFA ist nicht mehr nur bekannt als Weltfußball-Verband, der Alles organisiert und kontrollierten. Das frei zugängliche Wikipedia-Lexikon schreibt: „Im Mai 2006 beschrieb der britische Enthüllungsjournalist Anfrew Jennings in seinem Buch „Foul!“ ein angeblich umfangreiches System der Korruption. Die Anwaltskanzlei Quinn Emmanuel untersuchte,  im Auftrag der amerikanischen Justiz,  interne Vorgänge bei der FIFA. Dann kam das „Sommermärchen 2015“: Nach einem Bericht des Magazins „Spiegel“ aus dem Oktober 2015 gibt es ein Geheimpapier vom 23. November 2004 mit einem handschriftlichen Vermerk des damaligen DFB-Präsidenten, der dem deutschen Bewerbungskomitee vor der Weltmeisterschafts-Vergabe, mit anderen Unterstützern,  als Privatmann 10,3 Mio. Schweizer Franken (ca. 13 Mio. D-Mark) großzügig geliehen haben soll. Mit dem Geld soll laut Spiegel die FIFA-Entscheidung gekauft worden sein, die Fussballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland abzuhalten.“

Das ist viel mehr als ein Weihnachtsgeschenk in der Familie. An Geschenken erkennt man auch die Zerstörung alter Institutionen. Sogar der römische Vatikan hat jetzt einen Kardinal deshalb vor Gericht gestellt. Zum Thema „Ruhe am richtigen Ort“ schrieb ich am 28.7.21:  „Der römische Journalist Gianluigi Gelmetti ist ein Vatikan-Experte und hat jetzt ein neues Buch veröffentlicht: „Weltgericht“. Darin geht es um die Güterverwaltung des Vatikans: Steigende Personalausgaben. Sinkende Einnahmen. Die Rede ist von ungeregelter Klientelwirtschaft und der Sabotage aller Reformversuche des Papstes. Die Informationen kommen  aus dem Inneren des Vatikans, unter anderem von einem Privatsekretär des Heiligen Vaters, der vor Gericht offen erklärte, „Wir waren in tiefer Sorge um den Papst.“

https://luft.mind-panorama.de/ruhe/  

Noch gefährlicher  als Weihnachtsgeschenke können Erbschaften sein. Wenn es etwas abzuholen gibt, verschwindet das freundlichste Feiertags-Gesicht. Und schon Jahrzehnte vorher wird darüber nachgedacht. Wer nichts erbt, wird manchmal zum Raubtier. Geschwister werden zu Wölfen. Der Motor ist immer finanzielle Habgier, die Energie, um andere zu beklauen oder schlecht zu machen. Selbst in Opernhäusern gibt es Mitwirkende, die gerne singen, aber nicht nach Noten. Oder Zuschauer auf Beutejagd in den Pausen, die sich an vermeintliche Millionäre heranmachen. Claus-Helmut Drese  war von 1986 bis 1991 Direktor der Wiener Staatsoper. Er schrieb darüber ein Buch, „Im Palast der Gefühle“. Darin beschraubt er in allen Details seine Streitereien im Hause. Er bevorzugte ein neuartiges Musikdrama. Viele Stammgäste und Mitarbeiter lehnten das heftig ab, weil sie die alten Erfolgs-Inszenierungen liebten, deren Verfilmungen auch zum großen Teil erhalten sind. In Dreses Buch geht es viel um Musik, aber die Hauptrolle spielen die Machtkämpfe und Anfeindungen. Mittlerweile haben sich die stärksten Sturmwellen geglättet, im Angebot findet man jede Geschmackrichtung, und auch die alten Schmuckstücke werden immer wieder auf Hochglanz gebracht.

Meistens sind die Abende ausverkauft, haben eine Star-Besetzung bei den Sängern und Dirigenten. Weil das Alles sehr viel kostet, werden die Einnahmen auch dringend gebraucht. Leider bleibt auch im Normalfall davon wenig übrig, weil von dem Restgeld, das im Kartenbüro landet, viele Mitarbeiter nicht reich werden. Im München habe ich einmal erlebt, dass Techniker nach einer Premiere preiswerten Wein verkauften, während andere Gäste kostenlos speisen und trinken durften, wenn sie eine Einladung hatten. Einmal gab es, vor vielen Jahren, sogar Steik-Drohungen vor einer Premiere, aber im Interesse der eigenen Arbeit wurde der Protest abgesagt. Vor dem Haus standen immerhin Streikposten, und einer sagte zu mir, „Wenn Sie wüssten, wie wenig wir verdienen!“ Das weiß ich bis heute nicht, aber der Auftritt war  glaubwürdig, und in den Zeitungen wurden noch mehr Fakten veröffentlicht.

Am Stadttheater Münster tauchten vor vierzig Jahren einige Erben auf, die auch ganz neue Sitten einführten. Selbst ein paar Sänger blieben danach zu Hause, und man konnte in ihren Wohnungen mit anhören, wie schlecht sie sich fühlten. Der leider vestorbene Tenor James Wagner ging dann nach München.  Über ihn habe ich schon zehn andere Beitrage geschrieben, am 22.12.20 auch mit einer Hörprobe:

https://luft.mind-panorama.de/?s=james+wagner&x=10&y=3 

Gründe zum Jammern sind weit verbreitet, aber meistens nützt es gar nichts. Auch keine Eigenmächtigkeiten oder Größenwahn. Sie sind deshalb leicht angreifbar, weil sie zwar keine Spuren hinterlassen wollen, aber über Auffäligkeiten stolpern. Dazu gibt es hier das Kapitel „Die Säulen der Gerechtigkeit“, mit 193 Artikeln zum Stichwort „Universalgesetze“. Jedes Lied hat eine Melodie, die sich wiederholt. Besser auswendig lernen  kann man sie, wenn sie Variationen hat, also Umgestaltungen mit anderen Instrumenten oder Klängen.

Verdis Spätwerk „Aida“ ist bei Musikfreunden so gut bekannt, dass jede Auffährung auch zur Abstimmung wird. An der Mailänder Scala hat 2006 Franco Zeffirelli  (1913 – 2019) eine eigene Leistung  geschafft:  Er erweckte  das Alte Ägypten zum Leben (2.39 Std.),  vor sechstausend Jahren, so wie es die jetzt noch erhaltenen Bilder zeigen.  Nach 56 Minuten beginnt der monumentale Triumphmarsch, hier nicht als banales Ausstattungstheater, sondern wie der direkte Blick in eine längst versunkene Zeit:

https://www.youtube.com/watch?v=q98Hj1LrsIQ

.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.