7.6.2021. Drückt man auf einen Knopf ohne Funktionen, passiert gar nichts. Redet man mit anderen Zeitgeistern über ihre Lieblingsthemen, fangen sie plötzlich an, wie ein Wasserfall zu reden. Es bleibt nur die Erkenntnis, „Da habe ich bei dem Langweiler wieder auf einen Knopf gedrückt.“ Das kann man beenden mit einer schnellen Ausrede: „Ich muss jetzt dringend zu einer Besprechung und werde schon erwartet.“ Das bremst selbst die schnellsten Schwätzer. Bei Kollegen habe ich oft gesehen, dass sie mit verzerrtem Gesicht den Wasserfall ausgehalten haben statt auf die Idee zu kommen, ihn höflich zu beenden.
Von solchen harmlosen Tricks lebt nicht nur die Arbeitswelt. Ausreden sind dann keine bösen Lügen, wenn sie Niemandem schaden. Das ist immer der Gradmesser, der oft auch absichtlich missachtet wird, um Macht und Stärke zu demonstrieren.
Noch schlimmer ist es, wenn hinter den einfachen Knöpfen eine komplizierte Technik steckt. Beim Autoschlüssel rast man ohne Fahrschulkenntnisse gegen den nächsten Baum. Die Auswahl beim Fernseher ist eigentlich harmlos, wenn die Fernbedienung nicht gerade auf ein Programm schaltet, das alle Anwesenden sehen wollen, aber nicht Jeder. Die Liste lässt sich grenzenlos verlängern. Entscheidend sind die Ergebnisse. Ein einziges falsches Wort reicht aus, um einen gemütlichen Abend zu verderben. Vor Allem, wenn Niemand damit rechnet, dass man das Wort überhaupt kennt. Es kann ein Betriebsgeheimnis sein, das außer dem Firmenchef Niemand erfahren soll, weil es das Passwort für den vollgepackten Tresor seines Ladens ist. Trotzdem reden die Leute in Gesellchaft einfach drauf los und ahnen nichts über Rückschlüsse, die man daraus ziehen kann. Ein Herr mit einer neongrünen Jacke stellte sich einmal an einer überfüllten Theke neben mich. Er stand unter Druck und erzählte, im Nachbarlokal hätten ihn Gäste aufgefordert, seinen Dienstausweis zu zeigen, mit der Behauptung: „Du kontrollierst uns.“ Er war ganz verwirrt, „Aber ich habe doch gar keinen Dienstausweis.“ Dann sagte ich ihm, „Gut, dass Du Dich so verhalten hast. Aber mir kannst Du Deinen Dienstausweis doch problemlos zeigen.“ Daraufhin ließ er sein Bier stehen und verschwand ganz schnell an die frische Luft. Wieder gesehen habe ich ihn Niemals mehr, aber vor Allem seine letzte Panik-Reaktion war der Beweis dafür, dass auch die anderen Beobachter vorher, einfach recht hatten. Danach durfte er vermutlich nur noch im Büro arbeiten, weil dort keine Fremden Zutritt hatten.
Auf dieser Webseite werden sehr viele Knöpfe gedrückt, in insgesamt 40 Kapiteln. Sie sollen aber Niemanden belasten, im Gegenteil. Die meisten Mitläufer und Mitwisser bei großen Dingern sind ganz kleine Figuren, die aus Angst ständig nicken und Ja sagen müssen. Dabei auch noch hinterher zu treten, wäre dumm und gemein. Aber sie kennen auch die Namen ihrer Anführer, die ganze Schafherde und den Besitzer. Drückt man dann auf den richtigen Knopf, fängt die ganze Maschine an zu rattern und zu wackeln. Dann muss man Hilfestellung leisten. Also Spezialisten rufen, die ganz schnell die Ursache finden. Oder wenn es möglich ist, eine wackelige Tür einfach schließen. Manchmal reicht das schon. Wer mehr will, stößt an Grenzen. Oder kann zuschauen, wie eine ganze Handwerkerkolonne bereits im Anmarsch ist.
So einfach kann man die Welt erklären, aber sie ist es gar nicht. Oft dauert es Jahrzehnte, bis eine Entwicklung oder eine Organisation durchschaubar wird. Oft lohnt sich das auch gar nicht. Wer am meisten Staub aufwirbelt, hat selten eine wertvolle Ernte zu bieten, die weder verfault noch verrostet. Doch manchmal reicht ein Schlüsselwort, um in die Tiefe zu schauen. Unterwasserkameras machen heute scharfe Farbfotos von den tiefsten Stellen der Ozeane und entdecken eine reale Welt, die noch Niemand vorher gesehen hat. Jedes normale Laptob, jeder Schreibtischrechner kann das bearbeiten, ertrinkt aber oft im wertlosen Datenmüll. Eine Hauptregel heißt: Nebensachen aussortieren und archivieren, aber keine Zeit damit verschwenden.
Die grössten Bremsklötze können das nicht. Über einen Abteilungsleiter sagten die genervten Mitarbeiter: „Man sollte ihn dafür bezahlen, dass er nicht mehr sein Büro verlässt oder telefoniert.“. Spitzenpolitiker sind so ähnlich. Zu jedem Thema können sie das Gleiche erzählen, möglichst im Stundentakt. Das ist nur dann ganz schlimm, wenn sie Macht über arme Staaten haben und Freunde, die gern die Hand aufhalten. Selbst die ältesten Geschichtsbücher erzählen solche Abenteuer. Ein Ende bereiten für solche Sitten werden keine übertriebenen Überwachungsmaßnahmen, sondern das Gegenteil: Bessere Auswertungsprogramme, die sich nicht in Dinge einmischen, die sie gar nichts angehen dürfen, weil es verboten ist. Ganz offen liegen riesige Mengen von Fakten, die öffentlich frei zugänglich sind. Aber sie werden schlecht behandelt. Am Anfang dieses Artikels habe ich konkrete Beispiele dafür genannt, wie man aus Nebensachen auf die Hauptsachen kommt. Dabei bleiben die Nebensachen so unwichtig wie sie sind, aber sie haben Verknüpfungspunkte, Gedankenbrücken, lösen Vergleiche aus (Assoziationen) und sind meistens überhaupt nicht neu, auch wenn sie sich mit der neuesten Mode verkleiden.
Zufällig ist dabei gar nichts, und die Methoden werden hier laufend erklärt, ohne Jemandem dabei zu schaden, weil der Datenschutz, die persönliche Privatsphäre, die Meinungsfreiheit und der offene Zugang zu Informationen dagegen stehen, wie Mauern aus Beton. Es sind die hochgradig wichtigen Säulen unseres Grundgesetzes, der staatlichen Verfassung, die auch von deren Vertretern zu beachten sind, von Richtern, Gutachten, Anwälten und Ermittlern. Und vom Rest der Mitmenschen auch.
Das lernt man nicht als Kind, sondern spätestens mit der Berufsausbildung. Diese Jahre, von 1971 bis 1987, habe ich im westfälischen Münster verbracht, einer Provinzstadt mit 316.000 Einwohnern. Die Weltstadt München hat eine viel größere Auswahl, aber auch an Dingen, die man gar nicht für möglich hält. Manchmal ist ein einziger Ort auch der Punkt, an dem man die Welt vollständig versteht, ihre Abläufe und auch die, mit denen man nichts zu tun haben will.
Zu diesem Thema gibt es sogar einen Zeichentrickfilm von Walt Disney. Im Jahr 1941 entstand „Fantasia.“ Schreckensbilder sieht man bei dem Orchesterstück „Eine Nacht auf dem Kahlen Berg“ :
https://www.youtube.com/watch?v=SLCuL-K39eQ
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