Fausts Vertrag mit dem Teufel

27.7.2021. In der Schule gab es keinen Zweifel daran. Goethe (1749 – 1832) wurde oft in einem Atemzug genannt mit seinem Zeitgenossen Schiller (1759 – 1805). Beide waren befreundet, und ihre Werke ernteten die größte Begeisterung. Der Unterschied ist in den Frühwerken besonders deutlich: Schiller war stürmischer, heftiger, und Goethe war angesehener Hofrat beim Herzog von Weimar. Er schrieb gelassener, und sein berühmtestes Werk, „Faust“ spart zwar nicht an Grusel und Spuk. Aber es wirkt als Handlung harmlos, beeindruckt viel mehr durch die philosophischen Erkenntnisse. Faust meldet sich durch die Worte: „Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei and Medizin, und leider auch Theologie, durchaus studiert.  Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“ Sein Schüler sagt sogar später, „Zwar weiß ich Viel, doch möchte ich Alles wissen!“ Dann tritt der Teufel auf, Mephistopheles. Er verspricht Faust, alle Wünsche zu erfüllen, wenn er ihm danach in die Hölle folgt.

Diese Idee hat Goethe so aufgeregt, dass er ein zweiteiliges Drama daraus machte. Komponisten wie Hector Berlioz haben geniale Musik dazu komponiert. Richard Wagner (1813 – 1883) schrieb in jungen Jahren eine „Faust“-Ouvertüre, die aber nicht besonders spannend ist. Das Thema beherrscht Wagners „Fliegenden Holländer“. Ein Seemann muss für alle Zeiten auf dem Meer herumfahren, bis er erlöst wird: „Wenn alle Toten auferstehn, dann werde ich im Nichts vergehn.“ Eine Vision vom Jüngsten Gericht und Weltuntergang. Dazu eine Musik auf gleicher Höhe: Dämonisch und unheimlich. Damit öffnet sich zum ersten Mal eine Klangsprache, die bis an das Äußerste geht und in ihrer Art vorher noch nie zu hören war.  Der verwendete Text hat Zeichen, die auf vielen Ebenen gelten, in der Tiefe und in der Weite von Sternen im Universum.

1969 habe ich das zum ersten Mal, an der Hamburger Staatsoper gesehen, damals zeigte das Haus eine  aufwühlende Inszenierung des drei Jahre vorher verstorbenen Wieland Wagner (1917 – 1966). Am stärksten war das erste Bild: Man sah nur das Deck eines alten Segelschiffes, vor einem schwarzen Nachthimmel. Dort öffnete sich plötzlich dahinter, ein riesiges blutrotes Segel: Das Gespensterschiff des verfluchten  Holländers  tauchte auf.  Aber es war nicht nur ein sehr großes Segel. Es sah aus wie ein Bild aus dem Weltraum, ein Satellitenfoto, wie es damals noch gar nicht so stark verbreitet war wie heute. Die Farbgestaltung mit vielen roten und dunkleren Farbtönen sollte nicht eine belanglose Ilustration sein, sondern ein Blick in eine andere Welt.

Der geniale Wieland Wagner hat viele solcher optischen Ideen gehabt. Sie existieren nur auf hervorragenden Szenenphotos, eine Verfilmung war geplant, kam aber nicht mehr zustande. Damals habe ich gelernt, wie man starke Bilder erklärt und deutet. Dazu gibt es hier über 70 Artikel, außerdem ein ganzes Kapitel (Kategorie) zum Thema „Symbolik“.

Das ist nicht nur eine Sache der Kunst. Es beherrscht die ganze Welt, die Zeichen der Staaten und der Ökonomie, wie Wegweiser, die ohne viele Worte funktionieren, wie Signale, die Aufmerksamkeit verdienen. Es gibt Rätsel,  die  Niemand auflösen kann, im Bereich der Mystik. Aber Symbole kann man verstehen wie eine Fremdsprache, die aber auf keiner normalen Schule zum Unterrichtsstoff gehört. Es gibt riesige Bibliotheken darüber, die schon im Altertum bewundert wurden. Ich beschränke mich hier auf Kurzfassungen, die einerseits nicht schwer zu verstehen sind, aber nur eine kleine Tür öffnen, hinter der sich unbekannte Kontinente verbergen. Zu diesem Thema gibt es hier bereits fast 30 Artikel, bei denen nicht die Geologie die Hauptrolle spieltl:

https://luft.mind-panorama.de/?s=unbekannte+Kontinente+&x=12&y=7 

Auch ein Schritt vorwärts, auf dem Weg,  der  bereits das Ziel ist. Einen derartigen Satz versteht man dann sofort, wenn man auch die Denkweise dahinter kennt.

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