8.10.2021. Mit den Olympischen Spielen 1972 kam die Wende. Besucher aus aller Welt strömten begeistert nach München, und viele wollten danach auch für immer bleiben. Doch die urwüchsigen Bayern waren ein zähledernes Volk. Sie behielten ihre beliebtesten, groben Eigenarten und mochten die Massen der zugereisten „Saupreußen“ einfach nicht. Das waren damals die Norddeutschen. Echte Ausländer gab es noch nicht so viele. Fünfzehn Jahre später, 1987, hatte sich daran noch nicht viel geändert, als ich dort ankam. Da lebte noch der legendäre, energische Ministerpräsidente Franz Josef Strauß (1915 – 1988), der bei jeder passenden Gelegenheit seine krachlederne Tracht mit dem auffälligen Gamsbarthut anzog, fließend den alten Dialekt sprach, die total kriegszerstörten Baudenkmäler in der Altstadt wieder originalgetreu aufbauen ließ, aber auch die modernste Technik und die besten Firmen aus aller Welt, nach München holte. Seine wechselnden Nachfolger hielten sich nicht so lange. Strauß hatte ein dickes Fell, ließ sich von Kabarettisten beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg verspotten und lächelich machen, war aber auch empfindlich und überschüttete Kritiker mit scharfen Schmähungen.
Horst Seehofer, Jahrgang 1949,war von 2008 bis 2018 auch bayerischer Ministerpräsident, aber jüngere Kandidaten waren dabei schon hellwach und sprungbereit, verstärkten ihre wartenden Verbündeten, und seit März 2018 ist Seehofer der Bundesinnenminister im fernen Berlin, zuständig auch für Polizei und Justiz. Dort hat er keine schweigsamen Feinde, weil sie geduldig sind. und er ist schon im Rentenalter.
1987 war das Alles noch viel klarer. Auch die offenen Fronten. In Westfalen, in Münster gab es vorher siebzehn lange Jahre, um die dortigen Kollegen richtig einzuordnen, wie durchsichtiges Glas und notfalls, rechtzeitig auszusortieren. Kein Paradies, aber im Vergleich mit München harmlos.
Die Spitzenkräfte der Kunst und der Industrie hatten an der Isar gute Kreuz- und Querverbindungen und vertrauten darauf, dass Alles geräuschlos und glatt funktionierte. Doch das war ein schwerer Irrtum, denn jede auffällige Bewegung hinterlässt Spuren, und die Spurensucher waren überall. Sie saßen hinter Besprechungstüren, hörten zu und entschieden mit, wer das große Steuerrad drehen durfte. Zum Beispiel bei einem bundesweit bekannten Fall, als ein Abteilungsleiter sich Geschenke machen ließ, die er nicht annehmen durfte. Sein oberer Vorgesetzter kam ihm auf die Schliche, wegen anderer Beschwerden und Fehler, aber er hatte dabei Pech. Der reich Beschenkte sorgte dafür, dass der erfolgreiche Ermittler auf einen anderen Platz versetzt wurde. Mit weit offenen Händen schwärzte er seinen angesehenen Chef einfach bei Regierungsmitgliedern an, erzählte auch frei erfundene Unwahrheiten mit dem Gesamturteil „Störung des Betriebsfriedens.“ Die Klage dagegen, vor einem Gericht, blieb erfolglos. Die Presse berichtete zwar darüber, kannte aber die Hintergründe gar nicht. Die tatsächlichen Vorfälle wurden dafür täglich, beim gemeinsamen Kaffeetrinken in der Betriebskantine breit getreten, aber alle, die davon hörten, schwiegen einfach.
Deshalb ist schon seit zwanzig Jahren hohes Gras darüber gewachsen, aber die Vergangenheit sorgt immer für die besten Erinnerungen. Noch besser ist das Gedächtnis von Computerprogrammen. Solche Geschichten landen dort automatisch und füllen Archive, die jederzeit geöffnet werden können, mit allen Einzelheiten.
Der Schnee von gestern ist wie kalter Kaffee, wenn man Besseres zu tun hat. Auch da sind die Bremser unterwegs und die Märchenerzähler, die unzufriedenen Traumtänzer und schwarzen Raben. Bayern ist immer noch ein Traumland. Vom Norden bis zum Süden, wo die Hochgebirge der Alpen auf ihren Gipfeln eine frische Luft mit klarer Fernsicht anbieten.
Leider schmilzt der Schnee immer schneller, beschädigt auch die ständige Erderwärmung die letzten Idyllen, wo noch alles in Ordnung ist. Über die einsamen Berghütten gibt es allerdings ein altes Lied, mit dem Text: „Auf der Alm, da gibt es keine Sünde, weil dort keine Menschen sind.“ Das allerdings ist zu extrem, Bis in das Voralpenland braucht man nur eine einzige Stunde Fahrzeit und kann dann einen ganzen Tag in angenehmer Gesellschaft verbringen, falls solche Leute zufällig dort auch unterwegs sind.
Alle Menschen könnten immer noch im Paradies leben, wenn sie nicht dort schon, beim ersten Mal, gegen die Gesetze verstoßen hätten. Mit dieser Geschichte beginnt auch die Bibel. Ihr letztes Buch ist aber die Apokalypse, der Weltuntergang. Das Stichwort steht, als Hinweis, unter diesem Text. Am 6.10.20 schrieb ich: „In der Apokalypse heißt es, dass vor dem Jüngsten Gericht, sich Warnzeichen erfüllen. Satan kämpft gegen die Menschen. Ernte und Weinlese finden statt. Die schlechten Früchte werden weggeworfen. Das Weltgericht schickt alle Sünder in die Hölle. Die Gerechten leben weiter, an der Seite Gottes, im Paradies, bis an das Ende aller Zeiten.“
Das ist die Bildersprache der Symbolik, die nicht wörtlich zu nehmen ist, aber übersetzt werden kann. Dann enthält sie Erkenntnisse, die es schon lange gibt. Auch den Hinweis, dass es andere Wege gibt, um vorwärts zu kommen.
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