Gast auf einem schönen Stern

11.7.2021. Einzelne Sätze haben die Eigenart, dass sie plötzlich aus dem Gedächtnis auftauchen, aber auch dann  verschwinden, wenn man sich damit beschäftigt hat. „Zu Gast auf einem schönen Stern“ nannte Helmut Thielicke (1908 – 1986) seine Lebenserinnerungen. Über die Person des Autors kann man sich schnell informieren. Aber der Titel selbst ist umfassender. Er enthält viele persönliche Treffen, eine Gesamtbewertung und deren Begründung. Gründe zum Widerspruch gibt es genug. Die Gegenwart produziert viel Jammern und Verärgerung. Glückliche Menschen, die sich wie Gäste auf einem schönen Stern fühlen, gibt es kaum. Die Ursachen liegen offen auf der Hand. Ungerechtigkeiten, ungelöste Probleme, Untätigkeit des Staats, Mangelnde persönliche Erfolge, zu wenig Geld und schlechte Mitmenschen, die auftauchen und sich festkleben. Helmut Thielicke hielt das nicht für die Endstation, allerdings sind seine  Auffassungen nicht für Jeden zu verwirklichen, eher eine Empfehlung. Und in diesem Punkt kann man sich ihm ganz nahe fühlen. Dieser Artikel hat die Nummer 1.000 (Eintausend), in der zeitlichen Reihenfolge ab Januar 2015. Die Themen sind unterschiedlich, stehen aber unter dem Motto: Fehler erklären,  ihre Ursachen und die Gestaltung einer veränderten Zukunft. Das kann man auch ganz anders ausdrücken, aber alle 40 Kapitel haben diesen roten Faden, als Orientierung, so wie im verwirrenden Labyrinth des Ungeheuers Minotaurus eine einzige Markierung dafür ausreichte, um schnell an das Ziel zu kommen. Zum Thema „Minotaurus“ gibt es hier schon ein paar andere Artikel:

https://luft.mind-panorama.de/?s=minotaurus&x=12&y=16  

Das kann auch ganz anders ablaufen. Vor vielen Jahren saß ich mit ein paar Zufallsbekannten am Odeonsplatz, nach zwei Stunden blieb Einer übrig, auch nicht zu lang. Ein paar Tage später haben wir telefoniert. Da wollte er plötzlich als Finanzberater auftreten und bat um Kontakte zu Leuten, deren Geld er verwalten könnte. Der Unsinn war schnell beendet, trotzdem blieb ein Bedauern, dass Jeder sich selbst am Meisten im Weg stehen kann, wenn er etwas erreichen oder verdienen will. Ein Bauer hatte eimal ein treues Pferd, das jahrelang für ihn arbeitete. Dann wollte er sparen und kürzte täglich die Mahlzeiten für seinen Helfer. Dumm nur, dass der schon bald umfiel und starb. Jetzt war Alles weg. Auch so eine einfache Geschichte kann man sich leicht merken. Sie passiert immer wieder, mit anderen Beteiligten, an anderen Orten, in ganz unterschiedlichen Situationen, aber immer mit der gleichen Handlung, ähnlichen Methoden und dem entsetzten Staunen über das Ende.

Schadenfreude ist dabei hässlich, aber eine große Anzahl von Zeitgenossen liebt das und kann gar nicht genug davon kriegen. Im Beruf werden sie für die einfachsten Arbeiten gebraucht, verdienen selbst nur einen Bruchteil ihrer Wünsche, lachen aber gern über andere Pechvögel oder betrogene Opfer. Dieses Benehmen verstärkt sich schon seit Jahren, es ist kein gutes Zeichen, aber ein beliebter Zeitvertreib.

Die Kriminalstatistik ist nicht geheim, wird laufend, jeden Tag  aktualisiert, ist aber eher eine Lektüre für Leser, die beruflich damit ihr Geld verdienen. Faszinierend ist immer, dass nicht die kleinen Gauner und Betrüger so viele sind. Das wird sich nie ändern, solange  die Aufklärungsmethoden im Rahmen bleiben. Als ich in einer Privatfirma die ganz harmlosen Kundenbeschwerden wegen Unpünktlichkeit und kleinen Auslieferungsfehlern bearbeitet habe, hat sich der niedrige Prozentsatz der Vorfälle kaum geändert, weil Fehler im Straßenverkehr und beim Transport von Waren so viele Verknüpfungen haben, dass die oberste Spitze zwar immer verschwindet, aber niemals restlos, wenn man sich nicht übertrieben darauf konzentriert und damit die anderen, Arbeitsabläufe stört, die für Erfolge und Gewinne sorgen.

Viel wichtiger ist es, dass die großen Probleme sich verringern. Die Organisationsmängel, die Wissenslücken, der schlechte Informationsaustausch  und die schädlichen Aktivitäten aus ganz privaten Gründen. Das muss die Firmenleitung möglichst schnell  erkennen und beenden. Vor dreißig Jahren habe ich mit zwei Kollegen das erste Computerprogramm für die täglichen Arbeitabläufe im Betrieb aufgebaut. Die Betroffenen waren dankbar dafür, aber viele andere Zuschauer bewegten dafür keinen Finger. Als der Chef sich dann auf einen besseren Posten bewarb, wurde er einfach  abgelehnt, mit dem Hinweis, das neue, reibungslos funktionierende Arbeitsprogramm wäre seine eigene Aufgabe gewesen, die wichtigste.

Seitdem ist viel Zeit vergangen, aber die Welt hat sich an vielen Stellen nur wenig verändert. Immerhin geht es um Themen wie Lebensqualität, Freiheitsrechte im Grundgesetz, Deutung von unlesbaren Bilderschriften (Symbolik), den inneren Schaltplan des Menschen, die ökonomischen Fehler in großen Staaten,  Universalgesetze und noch viel mehr. Wer ernsthaft daran arbeitet, fällt nicht immer auf. Aber das ist besser als Viel Lärm um Nichts.

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