31.1.2020. Wenn man Gäste einlädt, freut man sich eigentlich darauf. Aber nicht immer. Hotelbesitzer in Oberbayern denken manchmal, „Wir freuen uns, wenn ihr Kommt. Und wir freuen uns, wenn ihr wieder geht.“
Das verdiente Geld ist dabei hart erarbeitet. Anderswo trifft man zwangsläufig Gäste, die man sich nicht selbst ausgesucht hat. Zum Beispiel an geselligen Orten wie Wirthäusern, wo man man manchmal auch eine Überraschung nach der anderen erlebt. Ich rede gern mit fremden Leuten, wenn sie sich benehmen können. Dabei lernt man immer wieder Neues, auch nur beim Zuhören. Wenn einem dabei gar nichts passt, kann man die Geräuschkulisse verlassen oder sich auf etwas ganz Anderes konzentrieren. Das lässt sich trainieren, funktioniert aber erst nach viel Übung. Oder wenn man in der Nähe eine Stimme hört, die nicht nur herumquatscht, sondern auch komplizierte Fälle verstanden hat.. Mit dummen Menschen sollte man niemals über Politik reden. Das schließt andererseits nicht aus, dass Respektspersonen auch völlig andere Perspektiven haben als man selbst . Und dann wird es sogar interessant. Kürzlich stürmte ein Herr herein, der wohl gehört hatte, dass ich mich über seine Gesprächslautstärke ganz diskret beschwert hatte. Die Tür ging auf. Statt eines Grußes rief er mir zu, „Zu laut!“ Dann setzte er sich so nahe wie möglich und sagte zum Gastgeber, „Dem Herrn gebe ich jetzt ein Glas Wein aus.“ „Ich will aber von Ihnen kein Glas Wein.“ Da erreichte sein Wortschwall die dreifache Lautstärke, und er stieß wilde Beschimpfungen aus. Ich habe dann für mich ein Getränk bestellt und selbst bezahlt, außerdem vollautomatisch gar nicht mehr gehört, was er noch loswerden wollte. Zufällig wusste ich, dass er auch mal Mitarbeiter bei Fernsehsendungen wie „Big Brother“ und „Dschungelcamp“ gewesen war. Diese Produkte vertsoßen gegen wichtige Gesetz. Im Grundgesetz, unserer Verfassung, heißt es zum Beipiel, „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Man kann die menschliche Würde – und Anderes – also auch nicht gegen Geld verkaufen, und Niemand darf dafür bezahlen. Darüber mit den Aktivisten zu diskutieren, ist sinnlos. Ich verweigere dann jedes Gespräch, obwohl es sonst, grundsätzlich sehr wertvoll ist, Leuten mit anderen Meinungen zuzuhören. Auch im politischen Bereich ist nicht Alles so schwarzweiß, wie es Kommentatoren gern darstellen. Es gibt Ursachen, Fehler, Korrekturbedarf, und wenn ein geistreicher Opernexperte darüber redet, höre ich mir gern auch seine anderen Lebenserfahrungen und seineMeinungen über aktuelle Politik an. Dann bekommt das Gesamtbild plötzlich ganz andere Farben.
Zu Gast ist man eigentlich immer – irgendwo. Das kann man sich selbst aussuchen, leider nicht die aufdringlichen Störenfriede und Provokateure. Wenn sie nicht die Einzigen im Raum sind, kann man das Geschwätz ausblenden, auf Durchzug stellen oder der Gastgeber greift ein, dem seine Stammgäste mehr „wert“ sind als diejenigen, deren übler Ruf sich dann immer schneller herumspricht. Geschieht das nicht, kann es bald sein, dass an einem solchen Ort immer weniger Besucher auftauchen.
Neben derrtigen Alltagsbeobachtungen kann man natürlich auch ganz weit ausholen und die menschliche Entwicklung um fünf Millionen Jahre zurückdrehen. Vor zweitausend Jahren schrieb der Philosoph Epiktet, „Wenn du zum Strand gehst, weißt du, dass die Menschen dort viel Krach machen. Gehst du trotzdem hin, dann beschwere dich nicht.“
Epiktet sagte auch, „Dir gehört gar nichts, außer dem, was du selbst bist.“ Seine ganze Denkweise ist so. Aber das Denken der Mehrheit, in jedem Staat, ist nicht so. Sonst gäbe es keine Kriege und Spannungen.
Doch die Gelassenheit ist natürlich kein Allheilmittel. Die hartnäckigsten Gründe für Unzufriedenheit sind Ungerechtigkeit, Machtmissbrauch, Geldverschwendung durch eine Minderheit. In manchen Staaten ist das schon seit vielen Jahren so, Hier kann allein schon eine vernünftige Statistik ungelöste Rätsel offen legen. Das Pro-Kopf Einkommen der Bewohner ist nur eine der Messlatten, um ungerechtfertigte Unterschiede zwischen Staaten und Regionen zu erkennen.
Oft lässt sich das gar nicht über Nacht beseitigen, aber jedes Signal hat Ursachen, und wenn die Positionslichter an den falschen Plätzen aufgebaut sind, dann kracht jedes Schiff bei schlechter Sicht gegen den nächsten Felsen. Das lässt sich mit verschiedenen Methoden ändern. Aber nicht mir einer Handbewegung und langen Ansprachen voller Leerformeln. Im Mitelalter hieß es, „Dass Große ist wie das Kleine.“ Das heißt: Der Makrokosmos funktioniert nach den gleichen Gesetzen wie der Mikrokosmos. Werden sie nicht erkannt und beachtet, ist auch die Zukunft voraussehbar.